Die Trendwende scheint zu gelingen, Nonnenmacher will auf Sicherheit setzen. Geschäftspolitik solle “künftig konservativer ausgerichtet“ sein.
Hamburg. Mehr Norddeutschland als New York, mehr Firmenkundenkredite als Kreditersatzgeschäft, mehr Kontrolle als Hoffnung, kurzum: mehr Sicherheit, weniger Risiko. Diesen "Paradigmenwechsel" für die gebeutelte HSH Nordbank gab Dirk Jens Nonnenmacher gestern offiziell vor. "Die Geschäftspolitik wird künftig konservativer ausgerichtet sein", sagte der Vorstandsvorsitzende bei der Vorstellung der Bilanz in Hamburg. "Das Ziel der HSH Nordbank ist es künftig nicht mehr, maximale Erträge zu erzielen, sondern eine ausgewogene Bilanz zwischen Ergebnis und Risiko."
Die 2003 gegründete Bank hatte über Jahre weltweit eine aggressive Expansionsstrategie verfolgt, aber kaum Kontrollmechanismen entwickelt und war daher 2008 völlig unvorbereitet in den Strudel der Finanzkrise geraten. Ergebnis: 2,84 Milliarden Euro Minus. Hamburg und Schleswig-Holstein mussten ihre frühere Landesbank vor einem Jahr mit drei Milliarden Euro Kapital und zehn Milliarden Euro Garantien retten. Danach stabilisierte sich die Bank. Für 2009 steht "nur" noch ein Verlust von 679 Millionen Euro zu Buche, etwa die Hälfte der erwarteten 1,3 Milliarden Euro Minus. Trotz des positiven Trends erwartet Nonnenmacher auch für 2010 noch rote Zahlen, eine Größenordnung wollte er jedoch nicht nennen. 2011 soll die Bank wieder Gewinne machen, 2012 wieder eine Dividende ausschütten.
Die Einkommen der HSH-Vorstände sind nicht einzeln ausgewiesen. Insgesamt stiegen die Bezüge gegenüber 2008 zwar von 3,5 auf 3,9 Millionen Euro. Darin enthalten sind allerdings 1,4 der insgesamt 2,9 Millionen Euro "Sonderzahlung" an Nonnenmacher. Zieht man diese heftig umstrittene Summe ab, die dem Vorstandschef zustand, weil er nicht (!) gekündigt hatte, bleiben 2,5 Millionen Euro. Da aufgrund diverser Ab- und Zugänge im Schnitt fünf Vorstände angestellt waren, dürfte jeder rund 500.000 Euro verdient haben. Das entspräche der gesetzlichen Vorgabe, die an die staatlichen Garantien gekoppelt ist.
Die CDU-Fraktion zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung der Bank, die zu 85,5 Prozent den beiden Bundesländern gehört: "Die Bank steht deutlich besser da, als wir es zu diesem Zeitpunkt erwarten konnten", sagte Haushaltsexperte Thies Goldberg. "Das ist ein gutes Zeichen, wenn auch der Schifffahrtsbereich noch für einige Belastungen sorgen kann."
Auch SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher betonte, dass im Bereich Schiffsfinanzierungen für Kredite über 35 Milliarden Euro bisher "keine ausreichende Risikovorsorge" getroffen worden sei. Sein Fazit: "Ein Fehlbetrag von 700 Millionen Euro ist kein Grund zum Jubeln. Die bereits eingetretenen Belastungen der Steuerzahler sind erheblich und es bestehen weiterhin hohe Risiken."
Kritisch äußerte sich auch Joachim Bischoff, Finanzexperte der Linkspartei: "Die HSH Nordbank bleibt auf absehbare Zeit ein Problemfall mit dem Risiko, dass weitere öffentliche Unterstützung benötigt wird. Vorstandschef Nonnenmacher weiß selbst, dass die frohe Botschaft der zukunftsfähigen Bank eine Täuschung der Öffentlichkeit ist."
Aus dem Konzept brachten den Vorstandschef gestern aber nur mysteriöse Kinderstimmen. "Nonnenmacher, Nonnenmacher", war plötzlich im Hintergrund zu hören. Knapp 20 Kinder aus Kindertagesstätten in St. Georg waren mit ihren Eltern ins HSH-Foyer am Gerhart-Hauptmann-Platz gekommen und protestierten singend gegen die Erhöhung der Kita-Gebühren - unter Verweis auf Nonnenmachers Gehalt. Der Angesprochene nahm es mit Humor: "Ich nehme an, dass das unsere Fangruppe ist." Für die Kleinen gab es sogar ein Eis auf HSH-Kosten - wobei offen blieb, inwiefern das die nächste Bilanz belastet.