Seit Mittwoch, 16 Uhr, ist das Audimax der Hamburger Universität besetzt - wenn es nach den 250 Studenten geht, dann bleibt es auch so. Mindestens bis zum Wochenende. "Das haben wir während der Vollversammlung der Erziehungswissenschaften beschlossen", sagt Jonathan Barth, Sprecher der Streikenden. Der 20-Jährige studiert Ingenieurswissenschaften an der TU Harburg, die sich mit der Aktion solidarisch erklärt.
Laut Barth seien einige Kommilitonen irritiert über die Besetzung gewesen, wollten ihre Vorlesungen in dem großen Saal besuchen. Auf Unverständnis seien sie auch bei Professoren gestoßen. "Es gab aber auch Professoren, die sich durchaus solidarisch gezeigt haben." Um welche es sich handelt, wollte der Streik-Sprecher nicht bekannt geben.
Bei der Wissenschaftsbehörde sorgte die Besetzung des Audimax für wenig Überraschung. "Das war nach der Ausweitung der Besetzungen von Wien bis nach Deutschland zu erwarten", hieß es aus Behördenkreisen. Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) betonte erneut, dass es Änderungen geben werde. Die Probleme bei den Bachelor- und Master-Studiengängen seien erkannt. Ein erster Maßnahmenkatalog soll noch im November mit den Studierenden diskutiert werden wird.
Derweil machten die Studenten auch deutlich, was sie von der Personalie Dieter Lenzen halten. Der Präsident der Freien Universität Berlin soll unbestätigten Berichten zufolge neuer Hochschulchef in Hamburg werden und Monika Auweter-Kurtz beerben. Er gilt als Konservativer und ist unter Berliner Studenten umstritten. Im Audimax kommentierten die Hamburger Kommilitonen die Gerüchte mit "Dieter Lenzen No Go!!!" Die Hamburger Uni will in ein bis zwei Wochen einen neuen Präsidenten bestimmen. Auf die Gerüchte um den Hochschulmanager aus Berlin wollte Albrecht Wagner, Vorsitzender des Hochschulrats, nicht eingehen. "Ich will das weder bestätigen noch verleugnen", sagte Wagner dem Abendblatt. Könnten die Hamburger Lenzen für den Posten gewinnen, wäre das allerdings als Coup zu bezeichnen. Der Erziehungswissenschaftler genießt einen guten Ruf und führte die FU an die Spitze der deutschen Hochschulen. 2007 wurde sie zu einer von neun Eliteunis gekürt. Kritik erntete er für seine Konzentration auf die Spitzenforschung. In Lenzens Umfeld zeigte man sich gestern überrascht vom angeblichen Ortswechsel des Chefs. Vielleicht habe er am Ende seiner Karriere noch mal Lust auf ein Leuchtturmprojekt und finde in Hamburg die Gelegenheit dafür. Für eine Stellungnahme war Lenzen nicht zu erreichen.