Zwei Jahre nach Einführung der Campus-Maut fehlen einheitliche Regelungen, die Mittel für verbesserte Bedingungen einzusetzen.
Mit ihnen dürfen weder finanzielle Löcher gestopft noch Sparmaßnahmen abgefedert werden: Studiengebühren, so das Gesetz, sollen den Hochschulen "zusätzlich zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben in Studium und Lehre zur Verfügung stehen." Allein an der Uni Hamburg brachte die Campus-Maut für das laufende Semester mehr als neun Millionen Euro in die Kassen. "Wir sehen derzeit keine Chance, ohne Studiengebühren auszukommen", sagte Uni-Vizepräsident Holger Fischer. Der Senat drückt es optimistischer aus: "Studiengebühren haben in spürbarem Umfang dazu beigetragen, die Studienbedingungen zu verbessern", heißt es auf Anfrage der SPD.
Doch der 129-seitige Bericht, der dem Abendblatt vorliegt, offenbart Hinweise, dass einige Mittel zweckentfremdet werden. So gab das Präsidium auf einen Schlag "800 000 Euro zur Unterstützung der Bologna-Reform" aus, also der Umstellung auf das Bachelor/Master-System. Zudem fallen üppige Nutzungskosten für Räume an, wenn sie für Projekte genutzt werden, die mit Gebühren finanziert werden, also zusätzlich sind. Bis zu 6950 Euro berechnet die Uni für einen Arbeitsplatz, Strom und Heizung inklusive. SPD-Hochschulpolitiker Philipp-Sebastian Kühn sagt: "Nach der aktuellen Berichtspraxis ist ein Missbrauch der Gebühren, um Haushaltslöcher zu stopfen, nicht ausgeschlossen."
Von den Studiengebühren behält die Uni-Verwaltung eine Pauschale (2008: mehr als eine Million Euro) für zusätzlichen Verwaltungsaufwand ein, der Rest fließt in die Fachbereiche, die höchst unterschiedlich über die Vergabe entscheiden. Zwar sind grundsätzlich Studierende an den Beratungen beteiligt, allerdings haben sie nur an der TU Harburg ein Einspruchsrecht. Während etwa die Fakultät für Geisteswissenschaften verlangt, Investitionen "transparent und auch für Außenstehende nachvollziehbar" darzustellen, fordern die Rechtswissenschaftler "keine schriftliche Begründung". Auch die Bewertung der Maßnahmen ist nicht einheitlich: Öffentliche Bewertungsverfahren sind in vielen Fachbereichen zwar in Vorbereitung, jedoch mit unterschiedlichen Zielen: Während die Mediziner bezahlte Maßnahmen im Internet veröffentlichen und Bewertungen durch die Studierenden zulassen, ist bei den Sozialwissenschaften eine "explizite Veröffentlichung von Bewertungen" nicht geplant. Laut Uni-Sprecherin Birgit Kruse zeige dies die Autonomie der Fakultäten. "Leitlinien geben eine Transparenz und Beteiligung der Studierenden vor, eine zentrale Steuerung ist jedoch nicht vorgesehen." SPD-Hochschulpolitiker Kühn sieht das anders: "Grundsätzlich muss besser berichtet werden, wie das Geld der Studierenden ausgeben wird."
Allerdings gibt es auch positive Beispiele: Die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) begründet jede Investition bis ins kleinste Detail. Und an der vergleichsweise kleinen HafenCity-Universität erhalten Studierende per Chipkarte sogar einen Teil der Gebühren zurück, um damit Arbeitsmaterialien zu kaufen - nach persönlichen Bedürfnissen.