CDU und SPD sind dafür, das Haus am Dammtor in eine Uni-Erweiterung einzubeziehen. CCH lehnt den Vorstoß des Bezirkschefs ab.
Hamburg. Der Vorstoß des Eimsbütteler Bezirksamtsleiters Torsten Sevecke (SPD), den Uni-Campus in das Congress Center Hamburg (CCH) auszudehnen, war erst der Anfang. Nun findet sogar die Idee, das Radisson-Blu-Hotel am Dammtor als Studentenwohnheim zu nutzen, parteiübergreifend Anklang.
"Die Idee fällt unter das Kapitel: spannende Möglichkeiten im bereits vorhandenen Bestand", sagte der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse dem Abendblatt. "Das Potenzial ist vorhanden." Kruse stimmt zudem mit Torsten Sevecke überein, dass im CCH Hörsäle entstehen könnten. "Die Idee ist kreativ. Sie ist es wert, darüber nachzudenken."
Der Bürgerschaftsabgeordnete Philipp-Sebastian Kühn (SPD) findet die Vision, aus dem Hotel-Hochhaus gegenüber dem Uni-Hauptgebäude ein Studentenwohnheim zu machen, ebenfalls interessant. "Es ist ein nettes Gedankenspiel, auch wenn sich die Frage erst in 20, 25 Jahren stellen wird. Und nur, wenn das Hotel den Standort verlässt", sagt Kühn. Es sei eine "witzige Idee", sich das Gebäude als Wohnheim vorzustellen, an dem das Uni-Logo prange. Auch Sevecke könnte sich eine "Anschlussnutzung" des 560-Betten-Hauses vorstellen. "Wenn in der Zukunft für das Hotel keine wirtschaftliche Nutzung an dem Standort möglich ist, wäre die universitäre Nachnutzung eine reizvolle Vision." Es sei vorstellbar, in dem Gebäude ein Studentenwohnheim und attraktive Apartments für Lehrende einzurichten. "So würde die Uni ein markantes Gesicht bekommen."
Voraussetzung ist aber, dass das CCH umzieht. Danach sieht es jedoch nicht aus. " Es hat bislang keine Gespräche über einen Umzug gegeben ", sagt Karsten Broockmann, Sprecher von Hamburg Messe und Congress. "Wir sind sehr überrascht über die Idee." Die Art und Weise, wie sich Tosten Sevecke zu dem Thema geäußert habe, sei "Effekthascherei". Broockmann: "In den vergangenen Jahren sind 50 Millionen Euro in die Erweiterung des CCH gesteckt worden. Und es gibt bis 2017 Kongressbuchungen."
Wie berichtet, wäre für Torsten Sevecke das Überseezentrum ein möglicher Standort für das CCH. Hans-Theodor Kutsch, Vorstandsvorsitzender des IVH - Industrieverband Hamburg, lehnt diesen Vorschlag ab. "Wir sprechen uns ausdrücklich dagegen aus, Hafenfläche anders als für Hafenwirtschaft und Industrie zu nutzen", sagt er.
Das Radisson-Blu-Hotel, in dem viele der Kongressbesucher übernachten, wollte sich am Freitag weder zur möglichen anderen Nutzung des CCH noch des Hotels äußern. "Zu Umstrukturierungen können wir keine Rückmeldung geben, weil wir in dieser Thematik nicht einbezogen sind", so Martin Melzer, Marketingleiter des Hotels.
Uni-Präsident Dieter Lenzen warnt davor, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. "Es kann sein, dass das CCH für die universitäre Nutzung geeignet ist. Aber darum geht es jetzt nicht primär", sagt er. Wichtig sei zunächst, ob der Senat das Geld für die dringend notwendige Campus-Sanierung und -Erweiterung zur Verfügung stelle. "Aber es ist gut, wenn sich Politiker dafür einsetzen, die Flächen der Universität zu erweitern."
Das sieht SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt ähnlich: "Es ist gut, wenn sich das Bezirksamt weitere langfristige Perspektiven für die Hochschulnutzung in unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude überlegt." Zunächst begrüße sie aber vor allem, dass der Akademische Senat der Universität Hamburg gegen eine Verlagerung des Campus an die Elbe entschieden habe. "Und ich freue mich, dass der Akademische Senat unterstrichen hat, dass das alte Fernmeldeamt an der Schlüterstraße für die Uni-Nutzung angemietet werden könnte."
Für Philipp-Sebastian Kühn ist es wichtig, dass die Uni an einem Ort verankert bleibt. Insofern befürwortet er es, den Campus in das CCH auszudehnen. "Das wäre ein Gewinn aus Uni-Sicht." Jedoch dürfte diese Lösung nicht auf Kosten anderer gehen.
Und was sagt die Wissenschaftsbehörde zu der Idee, dass im CCH künftig Studenten Vorlesungen besuchen? "Das haben wir aus guten Gründen nie in Betracht gezogen", sagt Sprecher Timo Friedrichs. "Es wäre eine suboptimale Lösung, da das CCH nicht auf den universitären Betrieb ausgelegt ist."