Hittfeld. 300 Gäste aus Sport, Politik und Gesellschaft feiern in der Burg Seevetal ein rauschendes Fest des Sports. Stellenweise wäre weniger mehr.
Gerade hatte Fußballjongleur Sebastian Landauer die mehr als 300 Gäste in der Burg Seevetal mit einer spektakulären und humorvollen Darbietung begeistert, da steuerte das 48. Fest des Sports auf den krönenden Abschluss zu: die Verkündung des Sportlers und der Sportlerin des Jahres im Landkreis Harburg. Klar, dass die Moderatoren Jana Sussmann und Patrick Wirtz den Ball aufnahmen und ihn symbolisch dem Sportler des Jahres zuwarfen.
„Nein, fürs Fußballspielen habe er nicht die Beine. Da fehle ihm die Koordination und das sei vor allem für die Gegenspieler gefährlich“, meinte Armin Raible. Er halte es lieber mit gleichmäßigen Beinbewegungen, Runde um Runde sozusagen, und das teilweise stundenlang. Denn gute Beine braucht Raible in seiner Sportart. Und die hatte der 59-Jährige von der Radsportgemeinschaft (RSG) Nordheide im vergangenen Jahr allemal.
Armin Raible ist Welt-, Europa- und Deutscher Meister im Querfeldeinfahren
Im Cyclocross, früher hätte man Querfeldeinfahren gesagt, krönte sich der Handeloher zunächst in Belgien zum Europameister und wenige Wochen später in England auch zum Weltmeister der Mastersklasse. Fast logisch, dass er sich im Januar dieses Jahres auch den deutschen Meistertitel holte. Aber das spielte keine Rolle mehr für die gemeinsame Sportlerehrung von Kreissportbund Harburg-Land und Landkreis Harburg, seit fast einem halben Jahrhundert bekannt als „Fest des Sports“. Als Betrachtungszeitraum galten diesmal die Erfolge im Kalenderjahr 2022.
Welche Radsportdisziplin er denn am coolsten finden würde, wollte Moderator Wirtz – seinerseits für langjähriges Engagement mit der Ehrennadel der Sportjugend Niedersachsen ausgezeichnet – von Raible wissen. „Cyclocross“, antwortete der Sportler des Jahres, „weil man im Vergleich zur Straße nicht vier oder fünf Stunden im Sattel sitzt, sondern kurze Rennen von maximal 50 Minuten hat, die athletisch geprägt und abwechslungsreich sind. Ich sage meinen Schülern immer, um ein Rennen zu gewinnen, muss man tausend Sachen richtig machen. Macht man aber nur eine falsch, hat man schon verloren.“
28-jährige Kraftsportlerin aus Heidenau arbeitet als Kfz-Mechatronikerin
Nicht verloren, sondern eine Menge gewonnen hat im vergangenen Jahr und am abwechslungsreichen Abend in Hittfeld auch die Sportlerin des Jahres: Jana Loureiro Bode vom Todtglüsinger Sportverein. Ihr Freund Clemens Lück hatte sie vor fünf Jahren zum Training der Kraftsportler mitgenommen. Die heute 28-Jährige war sofort interessiert, trainierte fleißig und bewies Talent. 2022 wurde die junge Frau mit brasilianischen Wurzeln internationale deutsche Meisterin der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm. Ebenfalls im Kraftdreikampf (Kniebeuge, Bankdrücken, Kreuzheben) war die Heidenauerin im November auch bei den Weltmeisterschaften in Fraureuth in Sachsen sehr erfolgreich.
In ihrer Gewichtsklasse gewann sie den Weltmeistertitel, in der Gesamtwertung alle Kategorien holte sie mit einer Gesamtleistung von 385 Kilogramm zudem die Silbermedaille. Jana Loureiro Bade trainiert dreimal pro Woche jeweils zwei Stunden bei Krystian Slosarek, der selbst schon auf dem Fest des Sports geehrt worden war. Daneben geht die Kfz-Mechatronikerin ebenfalls dreimal zum Kickboxen. „Die Ausdauer bringt mir auch was für das Powerlifting“, sagt die Sportlerin des Jahres. Gern möchte sie bei den deutschen Meisterschaften 2023 im April in Köthen und Weltmeisterschaften im September in Wien an ihre 2022er-Erfolge anknüpfen.
Rainer Sonntag: „Werde dem Landessportbund von einer Ausnahmeveranstaltung berichten“
Nach zwei Jahren Coronapause legte das Fest des Sports einen gelungenen, weil abwechslungsreichen Neustart hin. Kompakter als geplant, wurden alle Ehrungen innerhalb von drei Stunden durchgeführt. Auch die Location, erstmals bildete die Burg Seevetal in Hittfeld den Rahmen für das große Treffen von Sportlerinnen und Sportlern aus verschiedensten Sportarten (wann gibt es dann sonst?), erwies sich als sehr gut geeignet. Begeistert äußerte sich zum Beispiel Reiner Sonntag aus Delmenhorst. „So viel Sympathie hier im Raum zu spüren, macht wirklich große Freude. Ich werde in Hannover von einer Ausnahmeveranstaltung berichten“, sagte der Vorsitzende der Sportjugend Niedersachsen und LSB-Vizepräsident.
Landrat Rainer Rempe als Co-Gastgeber rückte in seinem Grußwort das Ehrenamt und die Vereine in den Fokus. Er erinnerte an die einmalige Überbrückungshilfe, die der Kreistag den Vereinen im Zeichen von Mitgliederschwund und Energiekrise gewährte, wies auf das KSB-Projekt „Schule und Verein“ und die Kooperationsvereinbarung zur Erstellung eines Sportentwicklungsplans für den Landkreis hin. „Auf dieser Basis wollen wir erfahren, wie wir das Sportangebot an die veränderten Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in ihrem Freizeitverhalten anpassen müssen“, sagte Rempe stellvertretend auch für den KSB-Vorsitzenden Uwe Bahnweg.
Die Vielzahl an Sonderpreisen schmälert den Stellenwert jedes einzelnen
Einer der wenigen Kritikpunkte beim Fest des Sports 2023 ist die inflationäre Vergabe von Sonderpreisen. Jeder für sich mag vollkommen verdient sein; gleichzeitig schmälert die Vielzahl an Preisen den Stellenwert jedes einzelnen. Ausgezeichnet wurden die Schul-Mannschaft des Jahres (Turnen Gymnasium Am Kattenberge Buchholz), Schüler-Mannschaft des Jahres (Turn-Jungen TSV Buchholz 08), Jugend-Mannschaft des Jahres (Badminton-Jungen-Doppel, Ole Blanck und Jan Martens, MTV Salzhausen) und die Erwachsenen-Mannschaft des Jahres (Bogenschießen, SV Trelde-Kakenstorf).
Dazu gab es den Sonderpreis der Sportjugend Harburg-Land (KTG Lüneburger Heide für Organisation der Aladin-Turnshow, 250 Euro Preisgeld), Almut-Eutin-Gedenkpreis (Pferdesportverein Grevelau, 500 Euro Preisgeld), besondere Ehrung für sportliches Lebenswerk (Turner Reza Abbasian, Buchholz 08) und den Ehrenamtspreis des Landrates (Ingo Becker, Schwimmfreunde Meckelfeld, 500 Euro).
Weitere Ehrungen von Einzelsportlern und Ehrenamtlichen:
Medaillen in Erinnerung an die Ehrung gab es auch für Einzelsportlerinnen und Einzelsportler der Sportarten Aerobicturnen: Annelie Both, Maivi Fuchs, Emma Eggenstein, Charlotte Densch; Badminton: Heinz Dietmar Schmidt, Louis Sauerbrei, Niclas Fiete Petersen (alle BW Buchholz); Bogenschießen: Holger Schräer (HSV Stöckte); Gewichtheben: Clemens Lück, Vanessa Meuser, Jürena Ott; Gorodki: Diana und Konstantin Krivoscheev (alle Todtglüsinger SV); Judo: Jette Buchholz, Laurenz Degener, Carolin Charina Jeromin (alle HSV Stöckte); Karate: Aleyna Gencer, Katharina Bibik (beide BW Buchholz); Kickboxen: Ira Ibrahimi (Todtglüsinger SV); Leichtathletik: Lena Anochili (TSV Eintracht Hittfeld), Alexander Bai (MTV Hanstedt), Julia Jobmann (TSV Stelle); Radsport: Max Annen (RSG Nordheide), Emma Berndt (BW Buchholz); Reiten: Hannah Weidemann (PSG Freie Voltigierer), Thies Johannsen (RFV Estetal); Schwimmen: Claudia Lipski (SG Wiste), Laney Kiara Pinnow (SC Seevetal), Sina Matzat, Levi Clemens Strauß; Tanzen: Lia Heise, Nina Voskors (alle BW Buchholz); Tischtennis: Frank Sternal (MTV Moisburg), Linus Stieler (TuS Fleestedt); Triathlon: Carmen Rehkopf, Silvia Böhnke-Westphal (beide BW Buchholz); Turnen: Joris Grunwald, Maria Heitmann, Sarah Kleinknecht (alle TSV Buchholz 08), Laura Brakmann (KTG Lüneburger Heide)
Ehrenamtliche: Angelika Lemke (Schützenverein Hanstedt), Marc Oliver Schütze (Schwimm-Club Seevetal), Heiner Steeneck (TSV Eintracht Hittfeld, Leichtathletik)