Buchholz/Berlin. Die Turnerin von Blau-Weiss Buchholz ist nicht die einzige, aber die erfolgreichste Athletin aus der Region bei „Die Finals“ in Berlin.

Immer dichter rückt Karina Schönmaier an die deutsche Spitze der Kunstturnerinnen heran. Das bezieht sich nicht nur auf die sportlichen Leistungen der 16-Jährigen, augenfällig wurde dieses „Heranrücken“ auch bei den Übertragungen der deutschen Meisterschaften in ARD und ZDF. Für den Mehrkampf war das Talent von Blau-Weiss Buchholz gemeinsam in einer Riege eingeteilt mit den bekannten Spitzenathletinnen Elisabeth Seitz (Stuttgart), Sarah Voss (Köln) und Sophie Scheder (Chemnitz).

Ein Fokus der Kameras lag auf diesen Mitfavoritinnen. Und so waren auch Schönmaier und ihre Trainerin Katharina Kort immer wieder im Fernsehen zu sehen. Sie applaudierten der Konkurrenz nach guten Leistungen und umarmten sie, wenn sie vom Podium in der Max-Schmeling-Halle herunterkamen.

Achter Platz im Frauen-Mehrkampf trotz Patzer am Schwebebalken

Diese menschliche und persönliche Nähe steht auch stellvertretend für das sportliche Näherkommen. Und der Erfolg steht für das Duo aus Bremen natürlich im Mittelpunkt. Im olympischen Vierkampf der Frauen verfehlte Karina Schönmaier zwar ihr Ziel, die 50-Punkte-Marke zu knacken. In erster Linie dafür verantwortlich war ein unfreiwilliger Abgang vom Schwebebalken, für die Übung gaben die Kampfrichterinnen ihr nur 9,700 Punkte. Letztlich belegte Schönmaier mit 46,900 Punkten immer noch einen beachtlichen achten Platz im Reigen der besten deutschen Gerätturnerinnen. Den Mehrkampftitel holte sich die Kölnerin Sarah Voss (53,200) vor Kim Bui (Stuttgart) und Emma Malewski (Chemnitz).

An ihrem Spezialgerät, dem Sprung, erreichte Karina Schönmaier, die aus dem TuS Huchting Bremen hervorgegangen ist, mehrmals wöchentlich in Buchholz trainiert und für Blau-Weiss Buchholz startet, die zweitbeste Leistung aller Mehrkämpferinnen (12,950). Damit galt sie für das Gerätefinale tags darauf als Medaillenkandidatin. Auch am Stufenbarren schnupperte Schönmaier mit der siebtbesten Vorleistung (erste Nachrückerin) am Gerätefinale.

2021 gab es Bronze am Sprungtisch, jetzt die Silbermedaille

Dass es letztlich nicht zum Nachrücken kam, war verkraftbar, denn am Sprungtisch zeigte die Buchholzerin zwei sehr gute Übungen. Nach 12,900 Punkten für den schwierigen ersten Sprung und 12,433 für den etwas leichteren zweiten – entscheidend für die Endplatzierung ist der Mittelwert – durfte sich Karina Schönmaier als deutsche Vizemeisterin feiern lassen. „Genial!“, frohlockte auch Blau-Weiss-Trainerin und -Managerin Susanne Tidecks.

Siegerehrung für das Gerätefinale am Sprung (v.l.): Karina Schönmaier, Meisterin Sarah Voss und die drittplatzierte Lona Häcker.
Siegerehrung für das Gerätefinale am Sprung (v.l.): Karina Schönmaier, Meisterin Sarah Voss und die drittplatzierte Lona Häcker. © imago/Jan Huebner | IMAGO/Harald Bremes

Es ist der bisher größte Erfolg in der Kariere der 16-Jährigen. Bei den deutschen Meisterschaften 2021 in Dortmund hatte Schönmaier noch überraschend Bronze an eben diesem Gerät gewonnen. Der Vorstoß in die nationale Spitze wurde im März dieses Jahres mit der erstmaligen Nominierung für das Turn-Team Deutschland für den internationalen DTB-Pokal in Stuttgart manifestiert. Deutsche Meisterin 2022 am Sprung wurde mit lediglich einem Zehntelpunkt Vorsprung vor Karina Schönmaier die bereits im Mehrkampf siegreichen Sarah Voss, die Bronzemedaille ging an Lona Häcker (Berkheim).

Qualifikation ist für Freistil-Mixed-Staffel der HNT ein Erfolg

Weitere Sportlerinnen und Sportler aus der Region hatten sich für das Multisportevent „Die Finals 2022“ in Berlin qualifiziert. Darunter fünf Sportlerinnen und Sportler der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT). Für die 4 x 100-Meter-Freistil-Mixed-Staffel war bereits die Teilnahme an den Titelkämpfen in der Schwimmhalle des Europa-Sportparks an der Landsberger Allee ein großes Erlebnis. Pascal Wittleben, Erik Brügge, Lena Cramer und Finja Wittleben benötigten für die insgesamt 400 Meter 3:56,33 Minuten und landeten auf dem 19. Platz unter 22 Staffeln.

Felix-Tombe Martens verpasst Endlauf um zwei Hundertstel

Im Olympiastadion hätte Leichtathlet Felix-Tombe Martens um ein Haar ein zweites Mal antreten dürfen. Doch der 25-Jährige verpasste den Endlauf über 400-Meter-Hürden um die Winzigkeit von zwei Hundertsteln. Der Schützling von HNT-Trainer Hans Peters lief 53,25 Sekunden. Eric Herbert (Eintracht Frankfurt) zog in 53,23 sek. als Letzter ins Finale der besten Acht ein. „Das ist zwar schade. Wenn man ehrlich ist, ist Felix derzeit aber nicht gut genug in Form“, sagte Hans Peters. Das habe man besonders auf der Zielgeraden gemerkt, die sonst die Domäne des HNT-Langsprinters sei.

Felix-Tombe Martens (HNT) beim Halbfinale über 400 Meter Hürden im Berliner Olympiastadion.
Felix-Tombe Martens (HNT) beim Halbfinale über 400 Meter Hürden im Berliner Olympiastadion. © Unbekannt | Ralf Görlitz

Martens arbeitet im Schichtdienst bei der Hamburger Bereitschaftspolizei. Ein Beruf, der sich schwer mit Höchstleistungen auf der Kunststoffbahn vereinbaren lässt. Dennoch ist der Coach optimistisch, seinen Schützling in den kommenden Wochen weiter in Form zu bringen für die Herausforderungen im September. Zunächst warten die deutschen Polizeimeisterschaften und eine Woche später die norddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Rostock. „Ungefähr eine Sekunde schneller als in Berlin sollte Felix laufen können“, meint Peters.

Anfangshöhe zwei Meter ist für Alexander Bai diesmal zu hoch

Komplettes Neuland war die Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft der Erwachsenen für Alexander Bai vom MTV Hanstedt. Der Hochspringer hatte sich mit der B-Norm von 2,08 Meter für die Titelkämpfe qualifiziert. Bei seiner Premiere musste er sich an allerlei Ungewohntes gewöhnen: zum Beispiel frühe Stellplatzzeiten, lange Wege vom Aufwärmplatz ins Stadion und Unterbrechungen des gewohnten Ablaufs. So wurden die Athleten nach dem Einspringen mit Golf-Carts zum Marathontor auf der anderen Stadionseite gefahren, einzeln vorgestellt und anschließend mit den Carts zur Anlage zurückgefahren. „Das war ein ewiges Hin und Her“, sagte Trainer Wolfgang Striezel.

Titelfavorit bei den Landesmeisterschaften in Göttingen

Erschwerend hinzu kam die ungewöhnlich hohe Anfangshöhe von exakt zwei Metern, die an diesem Tag für den 20-Jährigen zu hoch war. Normalerweise startet Alexander Bai, dem im Mai ein schwerer Infekt zu schaffen gemacht hatte, bei 1,85 oder 1,90 m in seine Wettkämpfe. „Der zweite und dritte Versuch waren haarscharf gerissen, die hätte er packen können“, sagte Striezel. „Insgesamt lief es nicht nach Wunsch. Aber auch ohne gültigen Versuch war die Teilnahme in Berlin gut zum Lernen.“

Schon am kommenden Wochenende darf Alexander Bai wieder auf die gewohnten Abläufe vertrauen, wenn im Jahnstadion von Göttingen die Landesmeistertitel von Niedersachsen und Bremen vergeben werden. Bai gilt als klarer Favorit.

Info: Seitz, Bui und Schönmaier turnen am Sonnabend in Buchholz

Deutschlands beste Turnerinnen sind am kommenden Wochenende in der Nordheidehalle in Buchholz zu Gast. Das Turn-Team Kiehn Group Lüneburg-Buchholz richtet an zwei Tagen einen kompletten Wettkampftag der Deutschen Turn-Liga (DTL) aus. Die Gastgeberinnen gehen nach ihrem Aufstieg in die 1. Bundesliga am Sonnabend, 16 Uhr, an die vier olympischen Geräte.

Klarer Favorit ist Serienmeister MTV Stuttgart. Die Riege um Elisabeth Seitz, Kim Bui und Pauline Schäfer-Betz gewann auch den Saisonauftakt im Mai, als Aufsteiger Lüneburg-Buchholz personell geschwächt den sechsten Platz von acht Riegen belegte.

Das Wettkampf-Wochenende beginnt in Buchholz am Sonnabend um 11 Uhr mit der 2. Bundesliga. Am Sonntag folgen ebenfalls in der Nordheidehalle die Wettkämpfe der Regionalliga Nord (9.30 Uhr) und der 3. Bundesliga (14.15 Uhr). In der Regionalliga treten neben der zweiten Mannschaft des Turn-Teams Kiehn Group auch die Frauen des TSV Buchholz 08 an. Tageskarten kosten am Sonnabend 18 Euro (Kinder von 7 bis 14 Jahren zahlen 13 Euro) und am Sonntag 13 Euro (ermäßigt 7 Euro). Es gilt freie Platzwahl.