Winsen/Harburg. 4 x 200-Meter-Jugendstaffel wird Dritte bei den norddeutschen Meisterschaften. Trotz Bestzeit fehlen elf Hundertstel zur DM-Teilnahme.

Insgesamt 566 Leichtathleten aus 147 Vereinen bewarben sich jetzt im Sportleistungszentrum Hannover um die norddeutschen Meistertitel. Zwei Wochen vor den deutschen Hallenmeisterschaften der Jugendlichen in Neubrandenburg und drei Wochen vor denen der Männer und Frauen in Leipzig wurden am Maschsee Titel bei den Männern, Frauen und der U20-Jugend vergeben.

In der Altersklasse U20 hatte auch eine weibliche 4 x 200-Meter-Staffel der LG Nordheide gemeldet. Im Gegensatz zur Rundbahn unter freiem Himmel, die bekanntlich 400 Meter misst, ist eine Hallenrunde nur 200 Meter lang. Jede Läuferin muss also eine ganze Runde sprinten, bevor sie den Staffelstab weiterreicht.

Die 200-Meter-Runde in der Halle hat zwei Steilkurven

Erschwerend kommt hinzu, dass die Kurven in der Halle ziemlich eng sind. Das wird dadurch ausgeglichen, dass die Bahn in den Kurven hydraulisch hochgefahren werden kann. Es entstehen zwei leichte Steilkurven, die es den Läuferinnen und Läufern ermöglichen, sich schräg in die Kurve legen zu können, ohne das Tempo reduzieren zu müssen.

Von den sieben gemeldeten Staffeln hatten im Vorfeld fast alle die Qualifikationsnorm für die deutschen Jugendmeisterschaften erfüllt. Die stand jahrelang unverändert bei 1:48 Minuten, für diese Hallensaison ist sie vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) allerdings auf 1:46,50 Minuten verschärft worden. „Eine Zeit, die für die LG-Staffel nur unter den besten Voraussetzungen hätte erfüllt werden können“, sagte Trainer Wilfried Oppermann.

Schlussläuferin Jennifer Soetebier stürmt noch an die Spitze

Im ersten von zwei Zeitendläufen war die 4x200-Meter-Staffel der LG Nordheide in der Besetzung Sophie Bausch, Ann Katrin Liepelt, Chiara Boy und Jennifer Soetebier gefordert. Die anderen beiden Staffeln von den Neuköllner Sportfreunden und der LG Unterlüß-Faßberg-Oldendorf waren mit besseren Vorleistungen gemeldet, mussten aber teilweise mit Ersatzleuten antreten. „Trotzdem hatten wir keine Chance, diesen Lauf zu gewinnen“, meinte Oppermann im Vorfeld.

Startläuferin Sophie Bausch legte eine gute Runde hin und wechselte nahezu gleichauf mit der führenden Berlinerin. Ann Katrin Liepelt übernahm auf ihrem 200-Meter-Abschnitt die Führung und wechselte auf Chiara Boy, die sich einer sehr starken Konkurrentin erwehren musste. Als sie zum letzten Wechsel kam, hatte die gerade erst in die U18-Jugend aufgestiegene Boy einen Rückstand von etwa sechs Metern.

Hamburger SV wird Nordmeister vor der LG Braunschweig

Dann schlug die große Stunde von Jennifer Soetebier: Zentimeter für Zentimeter tastete sich die Hochsprung-Spezialistin an die führende Läuferin aus Neukölln heran. Eingangs der Zielgeraden betrug der Rückstand zwei Meter. Soetebier setzte die Aufholjagd fort und konnte die Berlinerin, die stark einbrach, kurz vor der Ziellinie tatsächlich abfangen.

Im zweiten Zeitlauf waren die U20-Staffeln vom Hamburger SV und der LG Braunschweig schneller, so dass in der Gesamtwertung die Bronzemedaille nach Winsen ging. „Für die vier Mädel ein wunderbarer Erfolg mit einem kleinen Wermutstropfen“, lobte Wilfried Oppermann. Mit Saisonbestzeit von 1:46,61 Minuten wurde die DM-Quali um elf Hundertstelsekunden verpasst. „Schade. Trotz allem ein hervorragendes Ergebnis, auch weil die eigene Bestzeit um eine halbe Sekunde verbessert werden konnte.“

Silbermedaillen für Lucy Seute und Alexander Bai

Die Nachwuchsathleten aus dem Landkreis Harburg brachten zwei weitere Medaillen mit nach Hause, jeweils in Silber. Lucy Seute vom MTV Tostedt wurde Vizemeisterin über 60 Meter Hürden. Jüngst war sie an gleicher Stelle Niedersachsenmeisterin bei den Frauen geworden, nun wurde die 18-Jährige Vizemeisterin auf norddeutscher Ebene in der angestammten Altersklasse U20. Im Endlauf steigerte sich der Schützling von Trainerin Angela Schirner auf die neue Bestmarke von 8,85 Sekunden. Noch schneller war nur Lily Louisa Wildhagen (TK Jahn Sarstedt/8,74 sek.).

Hamburger und norddeutsche Meisterin im Hürdensprint der Frauen ist Lena Schroeder (Grün-Weiss Harburg).
Hamburger und norddeutsche Meisterin im Hürdensprint der Frauen ist Lena Schroeder (Grün-Weiss Harburg). © GW Harburg

Mit seinem Ergebnis ebenfalls voll zufrieden sein konnte Alexander Bai. Der Hochspringer vom MTV Hanstedt stellte mit übersprungenen 1,99 Meter seine persönliche Bestmarke ein und belegte höhengleich mit dem norddeutschen Meister den zweiten Platz. Karl Scheffels (St. Peter Ording) meisterte die 1,99 Meter im ersten, Alexander Bai erst im dritten Versuch. Daher ging die Goldmedaille nach Schleswig-Holstein.

Hochspringer aus Hanstedter höhengleich mit dem Sieger

„Alexander war sehr nervös und ist schwer in den Wettkampf gekommen“, sagte Trainer Wolfgang Striezel vom MTV Hanstedt. Sein Schützling leistete sich bei 1,90 m, 1,93 m und 1,96 m jeweils einen und bei 1,99 m sogar zwei Fehlversuche. So hatte der 18-Jährige bereits zwölf Sprünge in den Beinen, als er die neue Bestmarke von 2,02 m anging. „Zwei richtig gute Sprünge waren dabei, aber diese Höhe war diesmal noch etwas zu viel. Ich traue ihm das aber zu“, so Striezel.

Selbstvertrauen im Hinblick auf die deutschen Jugendmeisterschaften am 15. und 16. Februar in Neubrandenburg dürfte Alexander Bai auch der Umstand geben, dass er seinen Dauerkonkurrenten Till Schomacker (Schweriner SC/1,93 m) hinter sich lassen konnte.

Lena Schroeder norddeutsche Meisterin über die Hürden

Den einzigen Nordtitel für die Athleten aus dem Hamburger Süden gewann Lena Schroeder vom SV Grün-Weiss Harburg. Die 20-Jährige gewann den 60-Meter-Hürdenlauf der Frauen in der neuen Saisonbestzeit von 8,71 Sekunden. „In einer fulminanten Aufholjagd kämpfte sich Lena an die anfangs führende Sara Hannemann vom HSV heran und konnte sich im Finish knapp gegen ihre Hamburger Rivalin durchsetzen“, sagte Grün-Weiss-Trainer Ekhard Küster. Im Ziel hatte Schroeder zwei Hundertstel Vorsprung.

Schroeders nächster Start sind die deutschen Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen am 22. und 23. Februar in Leipzig. „Hier gilt es für sie in erster Linie, die tolle Atmosphäre in der ausverkauften Arena zu genießen und sich möglichst mit einer neuen Bestzeit zu belohnen“, sagte Küster. Die aktuelle Hürdenbestzeit steht bei 8,67 Sekunden.

Weitere Ergebnisse: Männer, 800 Meter: 5. Brhane Gebrebrhan (HNT) 1:57,37 min.; U20-Jungen, Hochsprung: 5. Felix Fengler (GW Harburg), 1,90 m; U20-Mädchen, Hochsprung: 5. Jennifer Soetebier 1,70 m; 10. Ann Katrin Liepelt (beide LG Nordheide) 1,56 m