Winsen. Leichtathletik-Gemeinschaft feierte in Winsen mit vielen ehemaligen Athleten. Glückwünsche auch vom DLV-Präsidenten Jürgen Kessing.

Was macht man an einem 50. Geburtstag? Man lädt Gäste ein, blickt zurück und feiert. Das dachte sich auch der Vorstand der Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Nordheide. Etwa 150 aktive und ehemalige Athleten, teilweise mit sehr langer Anreise, konnte die Erste Vorsitzende Birgit Costard im Clubheim des TSV Winsen auf dem Jahnplatz begrüßen. „Es hat den Charakter eines Klassentreffens“, sagte Jan Martin Gutzeit, der durch den Abend führte.

Fünf Vereine gründeten am 4. November 1969 die LG Winsen-Nordheide

„Vereint sind die Schwachen mächtig!“ Unter diesem Motto hatten am 4. November 1969 die Leichtathletikabteilungen von fünf Vereinen die LG Winsen-Nordheide gegründet. Gründungsmitglieder waren MTV Borstel-Sangen­stedt, VfL Jesteburg, MTV Stöckte, Hansa-SV Winsen (beide fusionierten bald zum Hansa-SV Stöckte) und MTV Winsen (heute bekannt als TSV Winsen).

Als immer mehr Vereine aus dem übrigen Kreisgebiet hinzukamen, verschwand der Zusatz „Winsen“ aus dem Namen. Im zarten Alter von nun 50 Jahren ist die LG Nordheide eine der ältesten noch existierenden Leichtathletik-Gemeinschaften Deutschlands.

Beteiligung am olympischen Fackellauf 1972 nach Kiel

Im Mittelpunkt der Feierstunde standen die prägenden Sportler der vergangenen Jahrzehnte. Orga-Mitglied Tim Tomczak nahm die Gäste anhand eines Zeitstrahls mit zahlreichen Fotos mit auf eine Reise durch die Vereinsgeschichte. Eines der ersten Highlights war der olympische Fackellauf 1972, der auf dem Weg von München nach Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfanden, von LGN-Läufer mitgestaltet wurde.

Reiner Weiß mit der Fackel, die er 1972 beim olympischen Fackellauf zwischen München und Kiel getragen hatte.
Reiner Weiß mit der Fackel, die er 1972 beim olympischen Fackellauf zwischen München und Kiel getragen hatte. © Karsten Schaar

„Es war zwar nur ein Kilometer. Aber wir haben jeden Meter genossen“, sagten Reiner Weiß und Ernst-Helmut Martens, die die Fackel zusammen mit Hans-Günter Ulmann – dem ersten LGN-Sprecher – getragen hatten. Weiß zauberte sogar das Original der Fackel von 1972 hervor.

Der erste LG-Vorsitzende war Hans-Günther Ulmann

In Plauderlaune präsentierte sich Michael Mertens, der erste deutsche Meister, den die LGN hervorgebracht hat. 1983 in Düsseldorf wuchtete er die Kugel bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften im letzten Versuch auf 17,14 Meter. Später nahm Mertens, der heute in Gifhorn lebt, für die LG Göttingen an den Olympischen Spielen in Atlanta (1996) und Sydney (2000) teil.

An die Anfangszeit denkt er nach mehr als 20 Jahren Leistungssport immer noch gern zurück: „Die LG Nordheide ist bodenständig und keineswegs abgehoben.“ Auch sein Trikot von damals hatte er dabei. „Irgendwie muss es in die Kochwäsche geraten sein“, stellte er mit einem breitem Grinsen fest.

Den ersten deutschen Meistertitel holte 1983 Michael Mertens

Auch Dennis Griese vom SC Klecken, deutscher Jugendmeister 1994 und 1995 im Hürdensprint, war gekommen. Und Jala Gangnus, die 2005 deutsche Jugendmeisterin über 100 und 200 Meter geworden war und Silber bei den U20-Europameisterschaften in Kaunas in Litauen gewonnen hatte, konnte kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. „14 Jahre soll das her sein?!“, sagte die 33-Jährige, die in Oldenburg lebt.

Michael Mertens mit dem Trikot, in dem er 1983 deutscher Jugendmeister im Kugelstoßen geworden war.
Michael Mertens mit dem Trikot, in dem er 1983 deutscher Jugendmeister im Kugelstoßen geworden war. © Karsten Schaar

Jana Sussmann, die jüngst ihre Karriere beendete, erinnerte sich genau an ihren ersten internationalen Auftritt bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2008 in Bydgoszcz und den ersten deutschen Meistertitel über 3000 Meter Hindernis, den sie 2011 in Kassel im Trikot der LG Nordheide gewann. „Die schönste Zeit hatte ich bei der LG Nordheide“, sagte die 29-Jährige, die danach für das Lauf-Team Haspa Marathon Hamburg startete. „Ich denke nur an die verrückten Zeiten in Trainingslagern.“

Sportanlage der Berufsschule soll 2022 saniert werden

Unter anderem zusammen mit Lea Madlen Meyer, die 2012 mit der 4x400-Meter-Nationalstaffel Fünfte bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Barcelona geworden war. „Das war der spannendste Moment in meinem Leben“, so Meyer.

Zuvor hatte die LG-Vorsitzende Birgit Costard nicht nur warme Worte parat, sondern übte auch Kritik an der Politik, von der man sich etwas im Stich gelassen fühle. Seit den Landesmeisterschaften 2013 wurde keine Großveranstaltung mehr auf der Sportanlage der Berufsschule in Winsen durchgeführt, zu sanierungsbedürftig ist die Anlage. Der stellvertretende Landrat Uwe Harden stellte für 2022 Abhilfe in Aussicht.

Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes schickte Videobotschaft

Prominente Grüße per Videobotschaft schickte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Er betonte den guten Ruf, den die LG Nordheide vor allem in Sachen Nachwuchsarbeit genieße. Andreas Ull, Vizepräsident im Niedersächsischen Leichtathletik-Verband, und Bezirksvorsitzender Wolfgang Schirner aus Tostedt verliehen Birgit Costard die Goldene Ehrennadel des NLV.

Nach dem offiziellen Teil war lange nicht Schluss. In gemütlicher Runde und bis weit nach Mitternacht galt es, viele alte und neue Geschichten zu erzählen und Freundschaften aufzufrischen.