Harburg. Hürdensprinterin Lena Schroeder ist mit ihrem ersten Auftritt bei deutschen Meisterschaften der Frauen sehr zufrieden.

Sie ist Vizeweltmeisterin 2015, amtierende Halleneuropameisterin und gewann im August vergangenen Jahres die Bronzemedaille bei den stimmungsvollen Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin. Die Rede ist von Cindy Roleder vom SV Halle, zusammen mit Pamela Dutkiewicz die erfolgreichste deutsche Hürdensprinterin der Gegenwart. Lena Schroeder (SV Grün-Weiss Harburg) stand am Sonnabend bei den 66. deutschen Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen in Leipzig auf der Bahn direkt neben Roleder.

„Nein, gesprochen haben wir nicht und auch nicht abgeklatscht“, erzählt die Harburgerin, „an der ersten Hürde war ich aber gar nicht so weit weg, war nur ganz leicht hinter ihr.“ Im Ziel des ersten von drei Vorläufen sah das freilich anders aus. Roleder gewann dieses Rennen in 8,05 Sekunden und wurde später deutsche Vizemeisterin.

Im Vorlauf auf der Bahn neben Vizeweltmeisterin Cindy Roleder

Schroeder stürmte in 8,67 Sekunden über die Ziellinie. Damit stellte sie auf die Hundertstelsekunde genau ihre persönliche Bestzeit ein. In der Gesamtwertung bedeutete das den 20. Platz unter 24 qualifizierten Läuferinnen. „Mit meinem Rennen bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich mir eine neue Bestzeit vorgenommen hatte.“

Für Lena Schroeder, die bei Grün-Weiss Harburg von Ekhard Küster trainiert wird, war es die erste Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft der Erwachsenen. Vor einem Jahr war sie überraschend DM-Vierte bei den Jugendlichen geworden. Erst zum 1. Januar 2019 ist die 19-Jährige altersbedingt von der U20-Jugend in die Frauenklasse aufgestiegen. „Es war von vornherein klar, dass ich nur einen Lauf machen werde. Den wollte ich genießen“, erzählt die Psychologie-Studentin.

Fast 4000 Zuschauer in der ausverkauften Arena Leipzig

Das war angesichts der Rahmenbedingungen gar nicht so einfach. Denn wann steht man als junge Athletin schon mal mit den Stars, die man sonst nur im Fernsehen sieht, gemeinsam auf der Bahn und wann wird man von fast 4000 Zuschauern in einer ausverkauften Arena angefeuert? „Beim Warmmachen war ich schon ziemlich aufgeregt“, erzählt die Harburgerin, „das hat sich aber gelegt, je näher der Lauf rückte. Kurz vor dem Start hatte ich dann richtig Lust.“

Mit dem Erlebnis Leipzig endete für Schroeder eine erfolgreiche Hallensaison. Als klares Ziel hatten Athletin und Trainer eben diese Qualifikation für die Hallen-DM formuliert. Die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderten 8,75 Sekunden schaffte Lena Schroeder recht früh. Anschließend lief sie konstant 8,70er-Zeiten, wurde Hamburger Meisterin und Fünfte bei den Norddeutschen. Jetzt gönnt sie sich eine Woche Pause, um runterzukommen, wie sie sagt, bevor der Aufbau für die Freiluftsaison beginnt.

Studentin der Psychologie im ersten Semester an der Uni Hamburg

Die Pause passt gut, weil die 19-Jährige gerade für Klausuren lernen muss. Sie studiert im ersten Semester Psychologie an der Universität Hamburg. „Das finde ich fachlich super interessant“, sagt die junge Frau, die vier bis fünf Einheiten pro Woche trainiert; zum Teil auch im Winter draußen, zum Teil in der Hamburger Leichtathletikhalle an der Krochmannstraße. „Das Training ist nicht immer einfach mit dem Studium zu vereinbaren.“

Im Sommer will sie auf jeden Fall bei den deutschen U23-Meisterschaften in Wetzlar starten. Erneut gemeinsam mit den besten deutschen Frauen anzutreten, hält sie „für nicht unmöglich“. Es verdeutlicht die bescheidene Art von Lena Schroeder. Angesichts der aktuellen Bestzeit von 14,14 Sekunden über 100 Meter Hürden würden andere das Knacken der DM-Norm (14,10 sek.) als klares Ziel ausgeben. Aber gerade diese Art macht die Harburger Sprinterin so sympathisch, und gut ist sie damit bisher auch gefahren.