Harburg. Am Dienstag war ein Mann auf offener Straße niedergeschossen worden. Mittwochabend besuchte Falk Schnabel „Hamburgs härtestes Quartier“.

Erst am Dienstagnachmittag wurde in der Wilstorfer Straße erneut geschossen. Diesmal am hellichten Tag, mehrere dutzend Anwohner und Passanten wurden zu ungewollten Zeugen der neuerlichen Gewalttat auf offener Straße. Das Abendblatt berichtete ausführlich. Wieder einmal, so der einhellige Tenor der Schlagzeilen – eine Auseinandersetzung in „Hamburgs härtester Gegend“, wie eine große Boulevardzeitung das Phoenix-Viertel beschreibt. Spätestens seit Mittwochabend ist das Phoenix-Viertel bei der Polizei nun offenbar Chefsache. Hamburgs Polizeipräsident mischte überraschend bei einer der inzwischen fast regelmäßigen Razzien mit.

Razzia in Harburg: Es ging um illegales Automatenspiel und Aufenthaltstitel

Es ist kurz vor 19 Uhr, als ein größerer Fahrzeugkonvoi der Polizei an mehreren Gaststätten und einem Kiosk in der Wilstorfer Straße und in der Baererstraße stoppt. Die Beamten erscheinen in Zivilkleidung. Gleichzeitig rennen uniformiere Einsatzkräfte, Zivilfahnder und Bezirksamtsmitarbeitende der „Arbeitsrate illegales Glücksspiel“ in die Ladengeschäfte und nehmen die Lokslitäten und deren Gäste und Mitarbeiter genauer unter die Lupe. Einmal mehr mit großem Erfolg, denn erneut gelingt es den Beamten, mehrere illegale Geldspielautomaten, Bargeld und mehrere Personen mit fehlendem Aufenthaltstitel festzustellen. Das genaue Ergebnis der Razzia wird am Donnerstag feststehen.

[Falk Schnabel bei Razzia
Polizeipräsident Falk Schnabel auf dem Weg in einen Kiosk. © HA | André Lenthe

Polizeipräsident machte sich ein Bild vom Phoenix-Viertel und der erfolgreichen Arbeitsrate

Schon bevor der Einsatz der Glücksspieljäger startete, waren bereits mehrere hochrangige Einsatzkräfte zivil im Phoenix-Viertel unterwegs und machten sich ein Bild von der Lage. Augenzeugen berichteten, dass sich Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel (55) und Harburgs Revierleiter Alexander Klinnert (44) schon vor der Razzia im Viertel umschauten. Auch am Tatort der Schießerei am Dienstag sei das Duo, begleitet von weiteren Beamten, vorbeigegangen.

[Falk Schnabel bei Razzia
Polizisten tragen zwei Computer von illegalen Glückspielautomaten aus dem Lisboa in der Wilstofer Straße. Auch im Kaya Kiosk fanden die Ermittler einen illegalen Automaten. © HA | André Lenthe

Macht Hamburgs Polizeipräsident das Phoenix-Viertel, in dem immer wieder schwerste Straftaten begangen werden, zur Chefsache? Am Mittwochabend zumindest zeigte er sich laut Zeugen sehr interessiert am Phoenix-Viertel. Einen eigenen Kommentar dazu wollte er nicht abgeben.

Polizeipräsident beteiligt sich an Glücksspielrazzia

Offenbar war sein Besuch schon länger geplant, er wollte die für Hamburg einzigartige „Arbeitsrate illegales Glücksspiel“ begleiten. Dass dies ausgerechnet einen Tag nach der jüngsten Schießerei in der Wilstorfer Straße passierte, war vermutlich eher Zufall. Aber immerhin, der Polizeichef zeigte sich beim Besuch des Problemviertels offen und sendete mit seinem Erscheinen ein eindeutiges Zeichen auch in Richtung der Bewohner des Stadtteils die zunehmend über die Zustände im Phoenix-Viertel klagen.

Die erfolgreiche Arbeit der „Arbeitsrate illegales Glückspiel“ wird zudem in den Fokus gerückt. Während der Coronazeit erdacht und gegründet zeichnet sich die lokale Einheit aus Bezirksamt und Polizei vor allem durch eine Hartnäckigkeit aus, die mittlerweile auch die Betreiber der illegalen Spielstätten unter massiven Druck setzt. Die Polizisten haben bereits mehr als hundert illegale Spiel- und Wettgeräte aus dem Verkehr gezogen und viele tausend Euro an der Steuer vorbei gewirtschafteten Spielgeldes sichergestellt.

Mehr zum Phoenix-Viertel

Durch die Zusammenarbeit mit anderen Behörden wie beispielsweise dem Bezirksamt und dem Zoll gelingen immer wieder harte Schläge ins Kontor der Betreiber und Aufsteller der nicht zugelassenen Automaten. Mehrere Läden und Kulturvereine wurden bereits über Monate geschlossen.