Wilstorf. Hinweisschilder für Gehwegparken wurden für Bauarbeiten entfernt. Anwohner sind schwer genervt: Es trifft sie bereits zum zweiten Mal.
Antje F. aus Wilstorf war bedient. Wie an jedem anderen Tag auch hatte sie ihr Auto vor ihrer Haustür in der Sudermannstraße geparkt – zwei Räder auf der Fahrbahn, zwei auf dem Gehweg. Doch als sie zu ihrem Wagen zurückkam, war ihr schöner Scheibenwischer mutwillig durch einen hässlichen Zettel entstellt: ein Knöllchen.
Wenig später: Post von der Bußgeldstelle. Antje F. soll 55 Euro für unerlaubtes Gehwegparken bezahlen. Dabei parken die Anwohner auf dieser Straßenseite seit Jahrzehnten so.
Parkplatz-Posse in Harburg: Ähnlichen Ärger gab es auch vor zwei Jahren mal
Bereits einmal hatte es deswegen Ärger gegeben: Bis 2021 hatten blaue Schilder in der Sudermannstraße den Bereich gekennzeichnet, in dem das Gehwegparken erlaubt ist. Das ist wichtig, denn überall dort, wo das Parken auf einem Gehweg nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist es verboten.
Bei verbotswidrigem Gehwegparken werden dann tatsächlich 55 Euro fällig. Das Schild, das so einen Bereich definiert, hat die Nummernfamilie 315 und hat diverse Untergattungen hinter einem Spiegelstrich, die Genaueres festlegen.
Ein Schild zeigte den Beginn des erlaubten Gehwegparkens an
Der Bereich des Gehwegparkens in der Sudermannstraße betrifft die ungeraden Hausnummern 1-25 beziehungsweise von Max-Halbe-Straße bis Heinrich-Heine-Straße. An der Ecke Heinrich-Heine-Straße befand sich ein Laternenmast, an dem das Schild 315-56 den Beginn des erlaubten Gehwegparkens anzeigte: halb am rechten Straßenrand, parallel zur Parkrichtung.
„Wenn der Bereich hier endet, wo beginnt er dann? Irgendwo muss hier das Parken dann ja erlaubt sein!“
An den darauffolgenden Lichtmasten befanden sich Schilder 315-55, die anzeigten, dass der Gehwegparkbereich sich hier fortsetzt, und an der Max-Halbe-Straße war ein Schild 315-57 montiert, welches mit einem nach rechts zeigenden Pfeil das Bereichsende markierte. Auf der Fahrbahn markierte ein weißer Streifen die seitliche Begrenzung des Parkbereichs.
Mit den alten Straßenlaternen wurden die Schilder entsorgt
Der Markierungsstreifen ist mittlerweile so abgenutzt, dass er nur noch stellenweise als Schatten auf dem Asphalt zu finden ist, und die Schilder waren 2021 so ramponiert, dass sie irgendwann abmontiert wurden, um ersetzt zu werden.
Das Ersetzen zog sich aber hin. In der Zwischenzeit gab es auch seinerzeit schon einmal Knöllchen. Auf Protest der Anwohner und des Eisenbahnbauvereins, dem die betroffenen Häuser gehören, wurden die damaligen Strafzettel allerdings zurückgenommen, außerdem wurden wieder Schilder an die Lichtmasten montiert. „Neu waren diese übrigens nicht“, erinnert sich Anwohner Jürgen M., „aber auch nicht so mitgenommen, wie die alten.“
Der Kolonnenmeister vertröstete die Anwohner
Im Frühjahr wurde die Sudermannstraße auf ganzer Länge auf LED-Beleuchtung umgestellt. Die alten Lichtmasten verschwanden in der Entsorgung, mitsamt den daran montierten 315er-Schildern. Durch die Ereignisse zwei Jahre zuvor sensibilisiert, wiesen mehrere Anwohner die Bauarbeiter darauf hin, dass die alten Schilder wieder an die neuen Masten gehörten.
Der Kolonnenmeister vertröstete sie: Wegen der neuen Abstände der Masten gebe es jetzt keinen mehr an der Ecke Heinrich-Heine-Straße. Deshalb würden demnächst im gesamten Bereich neue 315er-Schilder an eigenen Pfählen installiert werden.
Parkerlaubnis endet an der Max-Halbe-Straße – nur: Wo beginnt sie?
Bis heute ist das nicht geschehen. Jetzt kamen wieder Knöllchen. Dabei wurde ein Schild tatsächlich belassen: Am neuen Lichtmast Ecke Max-Halbe-Straße wurde das alte Bereichsende-Zeichen 315-57 angebracht. Jetzt fragen sich Anwohner wie Jürgen M.: „Wenn der Bereich hier endet, wo beginnt er dann? Irgendwo muss hier das Parken dann ja erlaubt sein!“
Witzig findet er das allerdings nicht: „Ich parke manchmal mit einem Firmenwagen hier, wenn meine Tour in der Nähe endet und ich nicht noch zur Firma zurückwill, um in meinen Privatwagen umzusteigen“, sagt er. „Wenn zu viele Strafzettel kommen, werde ich das nicht mehr dürfen. Dann muss ich jeden Abend bis in den Norden Hamburgs, umsteigen und zurück. Umweltfreundlich ist das nicht.“
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Beim Bezirksamt kann man nicht sagen, ob und wann die Schilder neu angebracht werden oder wo die an der Heinrich-Heine-Straße endende Park-Erlaubnisstrecke beginnt. „Solche Anordnungen trifft die Polizei“, sagt Pressesprecherin Alina Hebsacker. Die Polizei hingegen sieht sich nicht in der Lage, die Frage kurzfristig zu beantworten.
Das Gehwegparken ist auch nicht unumstritten. Vor allem verkehrspolitische Aktivisten haben es im Visier. Die berüchtigten Poller an der Zimmermannstraße wurden in entsprechenden Internetforen gefeiert und ihrem Initiator virtuell auf die Schulter geklopft.