Hamburg. Obwohl die Pkw-Zahl steigt, wird der Parkraum knapper. Neue Daten zeigen, wo besonders viel zurückgebaut werden soll.

Die Zahl der Parkplätze in Hamburg ist zuletzt erneut zurückgegangen und soll auch künftig weiter sinken – obwohl die Zahl der in der Stadt registrierten Pkw zumindest in den vergangenen Quartalen gewachsen ist. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt. Der bereits in den vergangenen Jahren vom Senat vorangetriebene Abbau von Parkplätzen geht damit weiter.

Laut der Senatsantwort sind hamburgweit im laufenden Jahr 2023 bereits 797 Parkplätze durch Umbauarbeiten an Straßen weggefallen. Weitere 936 sollen durch Baumaßnahmen im kommenden Jahr verloren gehen. Vergleicht man die einzelnen Umbauten, so sind die mit Abstand meisten Parkplätze zuletzt dem fahrradgerechten Umbau der Haldesdorfer Straße im Bezirk Wandsbek zum Opfer gefallen, nämlich 171. Es folgt die Rothenbaumchaussee mit 71 weggefallenen Parkplätzen, die Gneisenaustraße mit 63 und der Jungfernstieg mit 52.

Verkehr Hamburg: Hier fallen 2024 die meisten Parkplätze weg

Im kommenden Jahr wird es den größten Verlust mit 93 Parkplätzen Am Neumarkt in Wandsbek geben. In Rothenburgsort fallen 86 Parkplätze weg, als Grund nennt der Senat in seiner Antwort die neue Haltestelle des Metrobus 3. Viele Parkplätze sollen 2024 auch an der Saseler Straße wegfallen (70), ebenso wie an der Königstraße (69) und an der Bundesstraße (50).

Bereits in den vergangenen Jahren hatten zahlreiche Umbaumaßnahmen, oft zugunsten des Radverkehrs, in der Summe zum Abbau von Parkplätzen in Hamburg geführt. Erst im Sommer hatte eine CDU-Anfrage zutage gefördert, dass auch im Jahr 2022 insgesamt 851 Plätze verschwunden waren. Die Behörde von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hatte die Zahlen zunächst nicht genannt und dies erst nachgeholt, als die CDU Bürgerschaftsfraktion sich erfolgreich bei Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) beschwert hatte.

Parkplätze weichen besseren Radwegen, Bäumen und breiteren Fußwegen

Ein weiteres Indiz dafür, dass der vom Senat forcierte Umbau Hamburgs zu einer Fahrradstadt, der Schutz von Bäumen und die Verbreiterung von Fußwegen in der Regel auch zulasten von Parkplätzen geht, stammt aus einer andern in seiner Antwort vom Senat vorgelegten Liste. Danach gibt es in den meisten Fällen nach Umbaumaßnahmen an Straßen weniger Parkplätze als zuvor. In der Liste fehlen zwar (bis auf eine Ausnahme) die Bezirke Altona, Harburg und Bergedorf. Von den 108 genannten Umbaubaumaßnahmen aus den Jahren 2020 bis 2023 führten aber 79 zu einem Weniger an Parkplätzen, nur in 29 Fällen kamen Parkplätze hinzu.

„Die Zahlen zeigen klar, dass die Parkplatzabbaukampagne von Bürgermeister Tschentscher und seinem grünen Verkehrssenator unvermindert weitergeht“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering dem Abendblatt. „2023 und 2024 werden insgesamt 1733 Parkplätze abgebaut. Knapp 75 Prozent aller Umbaumaßnahmen seit 2020 hatten eine Parkplatzabbau zur Folge.“

Verkehr Hamburg: CDU sieht „Parkplatzabbaustrategie“ des rot-grünen Senats

Dass Verkehrssenator Tjarks bei diesen eindeutigen Zahlen „behauptet, dass der rot-grüne Senat keine Parkplatzabbaustrategie befolge, ist absolut unglaubwürdig“, so Thering. „Fakt ist, dass die Zahl der Autos in Hamburg weiter steigt. Durch die gezielte Parkplatzabbaukampagne von SPD und Grünen gibt es unweigerlich mehr Parksuchverkehr mit all seinen negativen Folgen. Das ist keine verantwortungsvolle Verkehrspolitik und SPD und Grüne entfernen sich immer weiter von der Realität auf Hamburgs Straßen.“

Was die Entwicklung der Pkw-Zahlen in Hamburg angeht, kommt es allerdings darauf an, welche Daten man vergleicht. Tatsächlich lag die Zahl der in Hamburg registrierten Pkw Ende September 2023 mit 809.482 deutlich über der aus den vorangegangenen Quartalen und der vom Jahresbeginn, als 806.060 Pkw in der Stadt registriert waren. Vergleicht man allerdings die jüngsten Meldezahlen von Ende September 2023 mit denen vom September 2022 so ist der Pkw-Bestand leicht zurückgegangen.

Verkehr Hamburg: Sinkt oder steigt die Zahl der registrierten Pkw?

Dies ist auch die Lesart der Verkehrsbehörde. „Zum Ende des dritten Quartals waren in Hamburg insgesamt 809.482 Pkw zugelassen. Damit liegen wir knapp unter dem Niveau von 2022 (810.063) und etwa 8500 Fahrzeuge unter dem Wert von 2021 (818.153), sagte Behördensprecher Dennis Heinert. „In den vergangenen zwei Jahren gab es hiermit also einen Rückgang der in Hamburg gemeldeten Pkw um etwas mehr als ein Prozent.“

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Die Zahl der in Hamburg verkehrenden Carsharing-Fahrzeuge, die bisweilen in anderen Städten registriert sind, dürfte bei diesen Zahlen nicht dramatisch ins Gewicht fallen. Laut Verkehrsbehörde sind nach den jüngsten Zahlen aus diesem Herbst rund 5400 dieser Fahrzeuge in Hamburg unterwegs, die meisten von den Unternehmen Miles (4142), ShareNow (673) und SixtShare (343).

Tjarks-Behörde: Allein im „Ring2+“ gibt es 216.000 Parkplätze und Restflächen

Zugleich weist die Verkehrsbehörde darauf hin, dass der Abbau von Parkplätzen zugunsten besserer Fuß- oder Radwege im Vergleich mit deren geschätzter Gesamtzahl moderat sei. „Alleine im erweiterten Innenstadtgebiet (Ring2+) gibt es in Hamburg insgesamt rund 216.000 öffentliche Parkplätze und Restflächen an Straßenzügen“, sagte Sprecher Dennis Heinert. „Der Wegfall von 797 Parkplätzen in ganz Hamburg im Jahr 2023 entspricht also einem sehr kleinen Anteil der zur Verfügung stehenden Parkstände, bei dem zudem jeweils die örtlichen Gegebenheiten genau geprüft werden.“

Die Entscheidung zu Umbaumaßnahmen werde „in der Regel von den zuständigen Dienststellen (Landesbetriebe, HPA, Bezirke und andere) nach intensiver Abwägung aller Belange getroffen, häufig unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“, so Heinert weiter. „Bei der Umsetzung von Projekten sind die jeweiligen lokalen Gegebenheiten von entscheidender Bedeutung, wobei als Leitgedanke die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer von herausragender Bedeutung ist. Die Gründe für die Reduzierung von Parkplätzen sind vor allem Maßnahmen zum Schutz und Neupflanzung von Straßenbäumen, eine Verbesserung der Fußwege gerade auch für mobilitätseingeschränkte Menschen und die Stärkung der Verkehrssicherheit, beispielsweise durch baulich abgetrennte Radfahrstreifen.“