Wilstorf. 40 Stellplätze weniger: An der Zimmermannstraße wurde das Bordsteinparken ohne Ankündigung verboten. Die Hintergründe.
Bezirkspolitiker zu sein, schützt nicht vor unangenehmen Überraschungen: „Als vor einigen Tagen Baustellenschilder in der Zimmermannstraße aufgestellt wurden, die das Gehweg-Parken vom Dienstag bis Freitag untersagten, habe ich mir noch nichts gedacht“, sagt Jörn Lohmann. Er ist Fraktionsvorsitzender der Linken in der Harburger Bezirksversammlung und Anwohner der Zimmermannstraße. Doch dann das böse Erwachen.
„Als ich dann Dienstag aus dem Fenster guckte, sah ich, wie hier gestreifte Poller in die Parkstände eingelassen wurden. Ich fragte den Bauarbeiter, wozu das gut sein soll und er sagte, dass die Parkstände hier ab sofort wegfielen“, berichtet der Politiker.
Anwohner parkten ihre Autos komplett auf dem Bordstein
261 Meter misst die Zimmermannstraße vom Reeseberg bis zur Sophienstraße. Sie ist gesäumt von Mehrfamilienhäusern und die Keimzelle des Wohnungsbestands des Eisenbahn-Bauvereins. Auf der rechten Seite parken die Autos am Straßenrand. Auf der linken Seite ist bislang auf etwa 45 Plätzen Bordsteinparken vorgesehen und markiert, mit etwa zwei Dritteln einer Autobreite auf dem Bord und einem Drittel auf der Fahrbahn.
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Dann jedoch wird es mit den gegenüber parkenden Fahrzeugen zu eng. Deshalb parken die Anwohner ihre Autos auf dieser Seite komplett auf dem Bordstein und beanspruchen damit mehr als die markierte Fläche. „Das ist hier seit mindestens 15 Jahren so und hat nie jemanden gestört“, sagt Lohmann.
Poller im Auftrag des Bezirksamts Harburg gesetzt
Anscheinend doch: „Die Poller wurden im Auftrag des Bezirksamts gesetzt“, sagt Bezirksamts-Pressesprecherin Wrenda Kapur. „Aber die Anordnung kam von der unteren Straßenverkehrsbehörde, also der Polizei. Dort hieß es, die Parker würden den Gehweg zu sehr einengen.“ Jörn Lohmann ärgert, dass niemand informiert wurde: Weder die betroffenen Anwohner noch die Bezirkspolitik. „Mich betrifft das wenig, denn ich fahre nur selten Auto und kann deshalb auch geduldig einen Parkplatz suchen“, sagt er. „Aber viele hier müssen täglich fahren. Wenn hier eine ganze Straßenseite wegfällt, wird es eng,“ sagt er. Und eng sei es ohnehin schon.
Seit die Neubauten im Hinterhof der nahen Friedrich-List-Straße als „autofreies Wohngebiet“ errichtet wurden, ist der Parkdruck in den umgebenden Straßen groß. „Autofrei wohnen heißt ja nur, dass diese Mieter woanders parken“, sagt Lohmann. Er befürchtet, dass der Parkdruck noch steigt: „In den nächsten Jahren wird der Reeseberg umgebaut und auch dabei werden wieder Parkflächen verschwinden.“ Offiziell seien das nicht viele, aber trotzdem noch mal wieder weniger Platz, um sein Auto abzustellen.