Harburg. Noch hat das beliebte Ausflugslokal im Hamburger Süden geschlossen, doch viele Zeichen deuten auf baldige Eröffnung. So ist der Stand.
- Ein Sommer in Harburg ohne Bootshaus ist möglich, aber sinnlos
- So in etwa könnte man die Beziehung der Harburger zu ihrem liebsten Ausflugslokal beschreiben
- Doch wann ist es in diesem Jahr endlich soweit? Unser Reporter hat nachgefragt
Öffnet das Bootshaus an der Außenmühle in diesem Jahr – oder überhaupt – noch einmal oder eben nicht mehr? Die Anzeichen weisen in unterschiedliche Richtungen: Während die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) öffentlich fürchtet, dass das Ausflugslokal zumindest in dieser Saison geschlossen bleibt, verbreitet ein Aushang im Fenster des Lokals Hoffnung – wie auch Aussagen aus dem Bezirksamt Harburg.
In Harburg wächst die Hoffnung: Bootshaus-Eröffnung rückt in greifbare Nähe
„Es geht voran. Wir kommen wieder. Bitte habt noch etwas Geduld“ ist auf ein Blatt gedruckt, dass foliert im Wintergartenfenster klebt. Innen drin sieht das Lokal picobello und jederzeit startklar aus. Auf dem Dach wird auch gerade gearbeitet: Ein Mann mit Hochdrucklanze entfernt Moos von den Dachziegeln. Nach Aufgeben sieht das nicht aus.
Eigentlich wird das Bootshaus an der Außenmühle jährlich Ende März aus der Winterruhe geholt, die im Vorjahresspätherbst begonnen hat. Auch in diesem Jahr freuten sich die Harburgerinnen und Harburger angesichts der ersten Frühjahrs-Sonnenstrahlen schon wieder auf Eis und Pommes „auf die Hand“ aus der Imbissklappe des Lokals – sowie auf Kaffee, Kuchen, Deftiges und Prozentiges an lauschigen Abenden auf der Bootshaus-Terrasse.
Außenmühle in Harburg: Im Mai kam das Boots-Aus für das Bootshaus
Allein, statt Pommes gab es ein Plakat: Aufgrund behördlicher Auflagen könne man erst einmal nicht öffnen, hieß es da. Später wurde es noch beunruhigender: Im Mai kam das Boots-Aus für das Bootshaus: Die beliebten Tretboote, die hier verliehen wurden, wurden verkauft.
Die Boote waren ohnehin in die Jahre gekommen und bereits in den Jahren zuvor habe man überlegt, sie zu ersetzen und sie dann aber immer wieder für die Saison restauriert, sagte Miteigentümer Knut Bolzmann damals und versprach, neue anzuschaffen, wenn es weitergeht.
Neuer Wintergarten? Erst einmal muss der alte genehmigt werden
Was aber verhindert das Weitergehen, und wie kann man das ändern? Zwei Problemfelder sind es, die Betreiber und Bezirksamt verhandeln: die Elektrik und der Wintergarten. Den Wintergarten wollen Bolzmann und sein Partner Heiko Hornbacher erweitern, damit es hier auch an kalten Tagen zu Saisonanfang und -ende für mehr Menschen lauschig sein kann.
Dafür brauchen die beiden Wirte eine Baugenehmigung, und deren Erteilung zieht sich hin. Was die Sache kompliziert macht: Der alte Wintergarten, der erweitert werden soll, ist von den Vorbesitzern errichtet worden. Eine Baugenehmigung dafür fehlt aber sowohl in den Unterlagen der Wirte als auch im Archiv des Bauamts.
Jetzt muss der alte Wintergarten im Zuge der Genehmigung für seine Erweiterung nachgenehmigt werden. Das geht zwar grundsätzlich eventuell, aber auf keinen Fall schnell.
Bezirksamt betont: Haben den Betrieb des Lokals nicht verboten
Für die Elektrik des Bootshauses sollen die Wirte eine Prüfbescheinigung vorlegen, die ebenfalls in den Unterlagen nicht auffindbar ist. Sie müsste wohl neu erstellt werden.
„Uns ist daran gelegen, das Ausflugslokal zu erhalten.“
Das Bezirksamt betont, dass es den Betrieb des Lokals nicht verboten hätte. Angesichts der fehlenden Prüfbescheinigung und der Unsicherheit mit der Baugenehmigung hätten die Wirte von sich aus die Saison nicht eröffnet. „Uns ist daran gelegen, das Ausflugslokal zu erhalten“, sagt Bezirksamtssprecherin Sandra Stolle. „Deshalb arbeiten unsere Bauprüfer zusammen mit den Wirten an einer Lösung.“
Ob die Tretbootfahrer auf der Außenmühle in diesem Jahr zurückkommen?
Ähnlich steht es auch in der Senatsantwort auf die Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Birgit Stöver. Die sieht dennoch die Schuld bei der Stadt: „Die Antwort ist ernüchternd und bietet keine echte Perspektive“, sagt Stöver. „Das ärgert nicht nur mich, sondern vor allem die Harburgerinnen und Harburger sehr! Ich hätte mir gewünscht, dass die Verwaltung bei einem so beliebten Ausflugsziel besser mitzieht.“
Freizeit an der Außenmühle
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Einem ist das bei diesem Wetter egal: Rentner Wladimir zieht es auch ohne Mietboot aufs Wasser: Er hat sein aufblasbares Kajak einfach selbst zum Ufer gezogen und aufgepumpt. Der Hackenporsche und die Fußpumpe liegen im Bug des Bootes. Jetzt dreht er seine Runden auf dem Teich, ohne sich um Freizeitkapitäne im Tretboot scheren zu müssen. Er ist der einzige Mensch auf dem See. „Herrlich“, sagt er. „Ich liebe die Natur!“
Ob die Tretbootfahrer in diesem Jahr zurückkommen? Ohne Bootshaus kein Verleih, ohne Verleih keine Boote, ohne Genehmigung kein Bootshaus. Die Beteiligten müssten Gas geben. Ein bisschen Saison wäre ja noch übrig.