Hausbruch/Buxtehude. Für Nachwuchsathleten aus Hausbruch und Buxtehude gibt es mehrere Finalplätze bei deutschen Meisterschaften. Was im September noch ansteht.
Allen Grund zum Lächeln hat in diesen Tagen Houssaina Dridi. Zum einen startete die Leichtathletiktrainerin der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) am Dienstag in einen dreiwöchigen Urlaub. Die 38-Jährige besucht ihre Familie in der Heimat Tunesien. Zum anderen huscht ihr ein Lächeln über die Lippen angesichts des Abschneidens ihrer Schützlinge bei den deutschen Meisterschaften der Altersklasse U16 am Wochenende in Stuttgart. „Das waren richtig gute Zeiten und große Erfolge für uns. Wir sind richtig zufrieden“, sagt Dridi fast etwas nüchtern.
Trainerin auch aktiv an der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg
Seit September 2021 ist sie als hauptamtliche Leichtathletiktrainerin bei der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft angestellt. Dridi studierte an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln, kam mit der Empfehlung eines Masters-Abschlusses in Sporttechnologie zum größten Sportverein der Süderelbe-Region.
Den Leichtathletik-Nachwuchs bewegt sie nicht nur regelmäßig im Sportpark Opferberg, sie ist auch eingebunden in das Sportprofil an der Stadtteilschule (StS) Fischbek-Falkenberg. In der Summe trainieren die überwiegend 13 bis 15 Jahre alten Talente fünf bis sechs Einheiten pro Woche.
16 HNT-Jungen qualifiziert für Team-DM der acht besten Vereine
Nach knapp zwei Jahren Engagement von Houssaina Dridi ist die Saison 2023 die bisher erfolgreichste. Beweis dafür sind nicht nur zwei Finalteilnahmen bei der U16-DM in Schwaben. Auch hat sich die männliche U16-Mannschaft, zu der 16 Nachwuchsathleten gehören, für die deutsche Team-Meisterschaft der acht besten Vereine am 16. September in Berlin qualifiziert.
Außerdem haben sieben Mädchen und Jungen der HNT eine Einladung in die Hamburger Leichtathletikauswahl für den Schüler-Vergleichskampf der norddeutschen Landesverbände am Sonnabend, 9. September, in der Jahnkampfbahn erhalten. Vorläufiger sportlicher Höhepunkt war jetzt der vierte Platz für die 4 x 100-Meter-Sprintstaffel der Jungen bei der U16-DM in Stuttgart.
Ein einziges Mal lief das Quartett 2023 in dieser Besetzung zusammen
Ein einziges Mal waren Nils Hofmann, Lasse Schmidt, Felix Nicklisch und Jan Borstelmann in dieser Saison in dieser Besetzung zusammengelaufen. Das war Anfang Mai, als das schnelle Quintett, zu dem Oliver Gross als Ersatzläufer gehört, 45,77 Sekunden auf die Bahn zauberte. Im Trainingslager in den Pfingstferien in Portugal zog sich Lasse Schmidt dann eine Muskelverletzung zu, musste wochenlang aussetzen.
Muskelverletzung von Lasse Schmidt beeinträchtigt Vorbereitung
„Erst Ende Juni haben wir vorsichtig wieder mit dem Training angefangen“, erzählt die Trainerin. So blieben nur drei oder vier Wochen Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt. Da Schmidt an zweiter Position auf der Gegengerade läuft, waren gleich zwei Wechsel von seinem Ausfall betroffen. „Den Jungs kam zugute, dass sie seit der U14 oft Staffel zusammengelaufen sind und quasi mit geschlossenen Augen wechseln können“, berichtet Houssaina Dridi. Nach der Anreise am Freitag habe man in Stuttgart noch mehrfach die Abläufe durchgespielt.
Das zahlte sich aus, denn als Nummer acht der deutschen Bestenliste hatte sich die HNT-Staffel den Einzug in den A-Endlauf der besten Acht zum Ziel gesetzt. Das gelang im strömenden Regen mit der siebtbesten Vorlaufzeit von 45,22 Sekunden – eine halbe Sekunde schneller als Anfang Mai. Es sollte nicht das letzte Wort gewesen sein.
Rückstand auf die Bronzemedaille beträgt nur 14 Hundertstel
„Im Finale am Sonntag haben wir uns noch mal um drei Plätze verbessert und sind Vierter geworden“, erzählt Dridi. Der Rückstand auf die drittplatzierte Staffel des SV Halle betrug 14 Hundertstelsekunden. „Natürlich wäre die Bronzemedaille noch schöner gewesen. Wir haben uns aber nicht geärgert, sondern trotzdem sehr gefreut.“
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Völlig zurecht: Nils Hofmann, Lasse Schmidt, Felix Nicklisch und Jan Borstelmann steigerten sich trotz der Anspannung eines Endlaufs bei deutschen Meisterschaften erneut auf nun 45,06 Sekunden und stellten gleichzeitig einen Hamburger Rekord auf. Der bisherige hatte 51 Jahre Bestand gehabt, im Olympiasommer 1972 war eine 4 x 100-Meter-Staffel des TSV Wedel handgestoppte 45,0 Sekunden gelaufen – umgerechnet auf elektronische Zeitnahme entspricht das 45,14 Sekunden. Der Hamburger Leichtathletik-Verband (HLV) führt in der aktualisierten Rekordliste beide Vereine parallel auf.
800-Meter-Läuferin Schönemann stürmt mit Bestzeit ins Finale
Ebenso, wie HNT-Trainerin Houssaina Dridi der Sprintstaffel eine Verbesserung der Meldezeit zugetraut hatte, tat sie das auch 800-Meter-Läuferin Lina Marie Schönemann. Sie wurde im Vorfeld mit 2:19,43 Minuten an Position neun der Meldeliste geführt. „Bei Jugend trainiert für Olympia ist sie schon eine 2:17 gelaufen. Diese Zeiten werden aber nicht in Bestenlisten aufgenommen“, erzählt die Trainerin.
„Im Training war absehbar, dass Lina klar schneller als 2:19 laufen kann.“ Trotzdem muss man sein Potenzial erstmal bei deutschen Meisterschaften auf die Bahn bringen können. Lina Marie Schönemann, ebenfalls Schülerin der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg, schaffte das, qualifizierte sich als Zweite ihres Vorlaufs mit persönlicher Bestzeit von 2:16,32 Minuten direkt für den 800-Meter-Endlauf der weiblichen U16-Jugend tags darauf.
Auch Hindernisläufer des Buxtehuder SV überzeugen in Stuttgart
Der wurde von der Konkurrenz sehr schnell angegangen, die HNT-Mittelstrecklerin hielt 500 Meter lang mit, um dann einen kleinen Einbruch zu erleben. Letztlich belegte Lina Marie Schönemann den achten Platz (2:20,38 min.). „Für zwei so schnelle Läufe an zwei Tagen hintereinander fehlt ihr momentan noch etwas die Substanz. Der achte Platz ist top“, sagte die Trainerin.
Nichts zu meckern gab es auch von Seiten des Buxtehuder SV an den Ergebnissen seiner beiden Teilnehmer an der U16-DM – ganz im Gegenteil: Emil Keppler (6. Platz) und Thorge Sundermann (25. Platz) gaben über 1500 Meter Hindernis eine sehr gute Figur ab. Keppler steigerte seine persönliche Bestzeit um 15 Sekunden und stellte mit 4:39,03 Minuten einen Hamburger Rekord auf.
Im Jahnstadion fehlt die Vollausstattung für Hindernisläufe
Sundermann hatte etwas Pech, musste nach dem Sturz eines Konkurrenten einen Schlenker laufen und blieb in 5:04,81 min. anderthalb Sekunden über seiner Meldezeit. „Beide haben eine tolle und kontinuierliche Entwicklung durchgemacht,“, sagte Jörg Tobaben, stellvertretender Leichtathletik-Abteilungsleiter.
Da es im Buxtehuder Jahnstadion keine Vollausstattung gibt, habe man für disziplinspezifisches Training den Sportpark Opferberg in Hausbruch nutzen dürfen. Dort sind Hindernisse und ein Wassergraben vorhanden. Viele Hindernisrennen würden ebenfalls nicht angeboten, so Tobaben. Deshalb sei Thorge Sundermann Anfang Juni eigens zu einem Wettkampf nach Arnstadt in Thüringen gefahren.
Junge Leute wollen sich in außergewöhnlichen Disziplinen ausprobieren
Für die steigende Beliebtheit der eher selten angebotenen Disziplin spricht die hohe Beteiligung bei den deutschen U16-Meisterschaften. In Stuttgart kämpften 30 Teilnehmer in zwei Zeitläufen um den nationalen Meistertitel über 1500 Meter Hindernis. „Die jungen Leute wollen sich ausprobieren und auch mal außergewöhnliche Disziplinen angehen“, hat Jörg Tobaben festgestellt. Für diese These sprechen zum Beispiel auch die beachtlichen Teilnehmerzahlen im Dreisprung.
Weitere Ergebnisse: Männliche U16-Jugend, 300 Meter Hürden, Vorläufe: Felix Nicklisch 43,96 sek.; Oliver Gross 44,82 sek. (persönliche Bestzeit); Nils Hofmann (alle HNT) abgemeldet