Mannheim/Lübeck. Hürdensprinterin Line Schröder (18) unterbietet die Norm für Jerusalem. Für den Start dort fehlt nur noch ein wichtiger Schritt.

Diese Erleichterung. Alles richtig gemacht. Für Line Schröder wiegt das Abschneiden „nur“ auf den Plätzen der 100-Meter-Hürden-Konkurrenz bei der 29. Bauhaus Juniorengala viel schwerer, als es ein Podestplatz oder gar Titelgewinn bei den zeitgleich stattfindenden norddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Frauen, Männer und U18 in Lübeck hätte tun können. Dort im Mannheimer Michael-Hoffmann-Stadion ist der 18 Jahre alten Rellingerin eine Riesenlast von der Seele gefallen.

Leichtathletik Qualifikation: Die 13,70 Sekunden im Vorlauf knacken die Norm

„Endlich habe ich die Normzeit für die U20-Junioren-EM im August in Jerusalem unterboten“, sagte die angehende Abiturientin der Eliteschule des Sports Alter Teichweg. Zwar hatte die Sprinterin, die für den HSV startet, im B-Finale der Veranstaltung mit 13,82 Sekunden „nur“ den vierten Platz erreicht, aber im ersten Vorlauf ist ihr alles gelungen, was sie wollte. Die 13,70 Sekunden dort und Platz drei hinter Konkurrenz aus Norwegen und Frankreich sind nicht nur Saisonbestleistung; die EM-Norm von 13,80 Sekunden hat sie klar unterboten.

Nach guter Hallensaison hat Line viel früher mit der angepeilten Zeit kalkuliert

„Ich hatte ursprünglich früher damit gerechnet, meine Hallensaison war sehr gut gelaufen und auch der Saisoneinstieg war gut. Aber dann war ich in Wetzlar, Weinheim und Regensburg komplett raus, hatte immer schwere Beine“, sagte die Hürdensprinterin. „Keine Ahnung, was da mit mir los war; vielleicht waren das die Auswirkungen meiner Abi­vorbereitung.“

Also musste Selbstbewusstsein her, weshalb schon in der Vorwoche die Norddeutschen U20-Titelkämpfe in den Wettkampfplan aufgenommen wurde. „Das lief auch sehr ordentlich, und dann ist mein Trainer Christopher Bickmann allein mit mir nach Mannheim auf die Gala gefahren – und da hat es endlich geklappt. Ich war nervlich so fertig hinterher; ich stand weinend und zitternd im Ziel, aber glücklich.“ Ob sie eines der zwei verfügbaren Jerusalemtickets erhält, das wird das Abschneiden bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock (21.-23. Juli) entscheiden.

Auch Sonja Lindemann unterbietet den Soll-Wert für Jerusalem, leider nützt das nichts

Doch Line Schröders Erfolg sollte aus Sicht des Kreises Pinneberg nicht der einzige an diesem Wettkampftag bleiben. In Lübeck hat auch Sonja Lindemann „richtig einen rausgehauen“. Die 19-Jährige der LG Wedel-Pinneberg hat über 5000 Meter die Norm für Jerusalem erfüllt.

Es war wie am Wochenende zuvor in Hamburg ein Start-Ziel-Sieg von Sonja Lindemann. „Ich hatte mich schon gefreut, als ich die Meldeergebnisse gelesen hatte. Da waren Starterinnen mit Zeiten um die 16:20, 16:30 Minuten notiert. Die hätten mich ziehen können. Doch als ich mit dem Athletinnen vor dem Rennen gesprochen hatte, kam immer die Aussage, dass sie alle derzeit nicht in Form seien“, berichtet Sonja Lindemann von der Zeit vor dem Lauf.

Sonja Lindemann muss in Lübeck auf der 5000-Meter-Strecke gebremst werden

Also war sie mal wieder auf sich allein gestellt. Und, wie schon in Hamburg, ging sie den ersten Kilometer zu schnell an. „Mein Trainer Klaus Böttcher musste mich bremsen“, sagte die 19-Jährige lachend. Vor der letzten Runde war der LG-Athletin dann klar, dass sie unter der EM-Norm bleiben könnte. „Ich hatte 1:22 Minuten für die letzten 400 Meter. Da hab ich noch einmal Gas gegeben“, kommentierte sie ihren Schlussspurt. 16:45 Minuten durfte sie brauchen, 16:44,45 Minuten lief Sonja Lindemann.

Trainer Böttcher klärt auf, warum es aber nicht für einen Start bei der U20-EM in Jerusalem reicht: „Dafür müsste sie Kaderathletin sein; zudem ist Sonjas Zeit nur die siebtbeste in Deutschland. Leider bedeutet es nur eine tolle persönliche Bestleistung, sonst nichts.“ Seines Respekts ist Sonja Lindemann aber trotzdem sicher.:„Meisterschaften läuft man, um Meister zu werden und nicht auf Zeit. In sofern hat Sonja eine ganz tolle Leistung gezeigt.“

Auch Marlene Brand kann als U18-Vizemeisterin mit ihrer Leistung zufrieden sein

Der Titel war aus LG Wedel-Pinneberg-Sicht natürlich Highlight der norddeutschen Meisterschaften in Lübeck. Diesmal konnte aber auch Marlene Brand wieder glänzen. Über 1500 Meter wurde sie U18-Vizemeisterin. Lilly Schuster (LG Nord Berlin) war in 4:54,24 Sekunden knapp anderthalb Sekunden schneller als die Tangstedterin, ist aber auch ein Jahr älter als Marlene. Über 3000 Meter musste die LG-Athletin aufgeben, aber trotzdem war sie mit dem Erreichten zufrieden.

Das galt auch für Lines Schwester Ida Schröder (14). In 25,99 Sekunden qualifizierte sie sich fürs 200 Meter-Finale der U18, in dem sie 26,01 Sekunden lief und Sechste wurde. Die Viertplatzierte, Melanie Verboom (HSV) war nur 15 hundertstel Sekunden schneller. „Ida ist bis zu drei Jahre jünger als ihre Endlaufgegnerinnen. Das ist eine tolle Leistung“, sagt Klaus Böttcher.

Niklas David qualifiziert sich mit dem Hammer für die DM

Helene Kemper als Vierte im Diskuswurf der U18 (31,23 Meter) und Niklas David als Fünfter im U18-Hammerwurf (53,00 Meter) rundeten das gute Ergebnis der LG ab. Besonders Niklas’ Hammerwurf nötigt Trainer Böttcher Respekt ab. „Er hat sich in einer Saison von 46 auf 53 Meter gesteigert und hat mit dem Resultat aus Lübeck die DM-Norm geknackt“, sagte der LG-Trainer.

Am kommenden Wochenende sind die Mehrkämpfer gefordert. Bei der Hamburger Meisterschaft im Blockwettkampf der U14 hat die LG ein paar ganz heiße Eisen im Feuer wie Johan Brand, Igor Warych, Tilda von Lewinski oder Stina Lorenz. Am 1. Juli werden die Titel in der Hamburger Jahnkampfbahn vergeben.