Buxtehude. Buxtehuder SV und Sparkasse Harburg-Buxtehude realisieren Wohnheim mit 17 Appartements. Welche wichtige Entscheidung noch bevorsteht.
Ein bisschen dürfte sich Peter Prior vorgekommen sein, als wenn schon Weihnachten wäre. An diesem Tag kamen für den langjährigen Manager des Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV mehrere gute Nachrichten zusammen. Zum einen nahm ein lange geplantes Projekt die letzte Hürde: Im Sparkassen-Neubau in der Bahnhofstraße entsteht ein Wohnheim mit 17 Appartements für auswärtige Talente. „Das ist ein Meilenstein für die Zukunft des Buxtehuder Handballs und für unsere Arbeit von größter Bedeutung“, sagte Prior.
Bob Hanning trainierte zum ersten Mal ein Mädchenteam
Wenige Stunden später begrüßte er eines der prominentesten Gesichter des deutschen Handballs in der Halle Nord. Der ehemalige DHB-Vizepräsident Bob Hanning aus Berlin weilte für einen Tag in Buxtehude. Der 53-Jährige trainierte erst die weibliche B-Jugend des BSV, signierte dann bei Stackmann sein Buch „Hanning. Macht. Handball“ und war schließlich Gast einer Talkshow.
Nie zuvor in seinem langen Trainerleben hatte Hanning eine weibliche Jugendmannschaft vor sich gehabt. Davon war aber nichts zu spüren. Der erfahrene Übungsleiter führte sehr motivierend und aufmunternd durch die Einheit. Er schaute sehr genau hin, korrigierte präzise und ebenso freundlich wie bestimmt. „Eine willkommene Abwechslung. Die Mädchen waren total begeistert. Auch Bob Hanning schien angetan zu sein von unseren Talenten“, sagte BSV-Jugendkoordinator Lars Dammann. Und was meinte Peter Prior? „Den Mann würden wir sofort verpflichten. Wenn er denn frei und für uns bezahlbar wäre…“
Bis zu 20 Talente sollen an der Bahnhofstraße eine Heimat finden
Vom neuen Gebäude der Sparkasse Harburg-Buxtehude am alten Platz ist bisher wenig zu sehen, doch der langfristige Mietvertrag für 17 Mini-Appartements im 2. Obergeschoss ist jetzt unterschrieben worden. Voraussichtlich von Sommer 2023 an können bis zu 20 Handball-Talente optimal untergebracht und betreut werden. Prior: „Ein großes Dankeschön an unseren langjährigen Hauptsponsor Sparkasse Harburg-Buxtehude und insbesondere an den Vorstandsvorsitzenden Andreas Sommer, der sich immer sehr für das Projekt eingesetzt hat.“
Weil sich der Buxtehuder SV einen sehr guten Ruf als Ausbildungsverein erworben hat, zieht es immer mehr Talente in die Estestadt. Aktuell leben 23 junge Handballerinnen in acht Wohngemeinschaften über das Stadtgebiet verteilt. Sie gehen zur Schule oder studieren und leben parallel ihren Traum von einer Handball-Karriere. „Wir freuen uns, unseren Beitrag leisten zu können, dass nun auch die Infrastruktur für optimale Talentförderung entwickelt wird“, sagte Andreas Sommer. Auf dem neu konzipierten Gelände entstehe ein innerstädtisches Quartier für neues Wohnen und Arbeiten im Herzen Buxtehudes.
Gesamtkonferenz entscheidet über Partnerschule des Leistungssports
Zum zweiten Meilenstein für die weitere Entwicklung könnte ab Sommer 2022 die Partnerschule des Leistungssports am Gymnasium Buxtehude Süd werden. Das niedersächsische Kultusministerium, der Landessportbund und die Stadt Buxtehude als Schulträger haben dem Projekt zugestimmt. Die endgültige Entscheidung soll die Gesamtkonferenz des Gymnasiums Anfang 2022 treffen.
Mit einer Partnerschule des Leistungssports könnten Handball-Talente noch besser gefördert werden. Zweimal pro Woche könnten sie vormittags Kraft- und Athletik-Training absolvieren. Der versäumte Lehrstoff würde nachmittags in Kleingruppen nachgeholt. Auch wenn Jugend- oder Junioren-Nationalspielerinnen zu Lehrgängen eingeladen werden, würden die zusätzliche Lehrerstunden helfen, die versäumten Unterrichtseinheiten auszugleichen.
Auch männliche Leistungssportler und andere Sportarten profitieren
Das Angebot der Partnerschule wäre nicht auf Handballerinnen beschränkt, auch männliche Kader-Athleten oder andere Sportarten könnten profitieren. Um eine Partnerschule des Leistungssports zu bekommen, wechselte die Handballabteilung des Buxtehuder SV im Sommer 2021 sogar den Verband von Hamburg nach Niedersachsen. Peter Prior: „Es wäre eine ganz wichtige Weichenstellung, um den Leistungshandball in Buxtehude längerfristig zu sichern.“
Der Manager sieht in einer verbesserten Nachwuchs-Förderung im weiblichen Bereich auch einen starken emanzipatorischen Charakter, denn die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind im Profisport Handball extrem groß. Ebenso extrem sind die Unterschiede in der Ausbildungsförderung. Für männliche Talente gibt es bei fast allen Bundesligisten Internate oder Sportschulen, in denen Unterricht und Sport optimal aufeinander abgestimmt werden. Für Mädchen gibt es so gut wie keine vergleichbare Einrichtung. „Was wir in Buxtehude unternehmen, ist der ernsthafte Versuch, die Ungleichheit zumindest deutlich zu verringern“, so der Manager.