Ehestorf/Berlin. Landkreis stellt 50.000 Euro für Aufbau von WLAN und App bereit. Verleihung des Tourismuspreis verschoben. Museum im Finale.
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg kann mit seiner Digitalisierung beginnen. Der Kreistag hat jetzt 50.000 Euro für die digitale Vermittlung von Geschichte im Rahmen des Projektes „Königsberger Straße“ bewilligt. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude und der Förderverein des Museums unterstützen zudem mit zusammen 15.000 Euro. Das Museum bringt 12.000 Euro aus Eigenmitteln auf. Damit ist das 77.000 Euro teure Projekt finanziert. Das Geld wird in Infrastruktur, Online-Anwendungen und ein Programm für Schulklassen investiert, mit dem die Kinder ihren Besuch am Kiekeberg vor- und nachbereiten können.
„Durch die neue digitale Initiative können Besucher in der ‚Königsberger Straße‘ noch umfassender in die Vergangenheit eintauchen. So wird es zum Beispiel eine App geben, in der Bilder, Filme oder Interviews mit Zeitzeugen eingebunden sind“, sagte Landrat Rainer Rempe. Stellvertretend für alle Unterstützer ist sich Andreas Sommer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, sicher: „Die Fördergelder sind in der kulturellen Bildung gut angelegt. Wir schätzen es, dass wir durch die Digitalisierung Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Vorkenntnissen einen Zugang zu unserer Geschichte ermöglichen.“
Preisverleihung musste wegen Todesfall abgesagt werden
Eigentlich hatten die Museums-Chefs sich für den gestrigen Tag eine zweite frohe Kunde erhofft: Der Kiekeberg konkurriert in der Endrunde um den Deutschen Tourismuspreis. Doch die für Dienstagabend angesetzte Preisverleihung fiel aus. Hintergrund: Beim zweitägigen Deutschen Tourismustag war es zu einem Todesfall unter den 370 Teilnehmer vor Ort gekommen. Daraufhin wurde die Verleihung des Preises abgesagt. „Sie soll nun zu einem späteren Zeitpunkt, wahrscheinlich virtuell nachgeholt werden“, sagte Huberta Sasse, die Sprecherin des Deutschen Tourismusverbandes. Bei der bundesweiten Auszeichnung war das Museum mit vier weiteren Bewerbern von 72 im Finale gelandet. Messgrößen waren Innovationsgrad, Qualität und Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit sowie Nachhaltigkeit.
„Wir wollen ein neues, ergänzendes, zeitgemäßes und digitales Informationsangebot machen“, hatte Museumsdirektor Stefan Zimmermann das nun finanziell abgesicherte Projekt beschrieben. Die Königsberger Straße soll flächendeckend mit für Besucher frei zugänglichem WLAN ausgestattet werden. Dafür liegen die notwendigen Leerrohre bereits, so dass die Glasfaserkabel nur noch mit Luftdruck eingeblasen und drei Antennen im Innen- und Außenbereich montiert werden müssen. Diese Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.
Über eine App Autos aus den 1950er Jahren bewundern
Steht die Infrastruktur, könnte es künftig über die App auf dem Handy möglich werden, ehemalige Bewohner des Quelle-Fertighauses virtuell zu besuchen, um zu erfahren, wie sie das Wirtschaftswunder nach dem Krieg erlebt haben. An der Gasolin-Tankstelle lassen sich Informationen über die Mobilität der Nachkriegszeit erläutern und Autos aus den 1950er Jahren bewundern. „Die Besucher können so auf eine Zeitreise gehen“, hatte Zimmermann erläutert. Nach der Gasolin-Tankstelle und dem Quelle-Fertighaus sollen weitere Häuser in das Digitalisierungsprojekt einbezogen werden.
Als weiterer Baustein der „Königsberger Straße 2.0“ ist eine Übersetzung der Informationen in englische Sprache geplant. Szenen, die von Darstellern aus Vorführungen der Gelebten Geschichte stammen, können auf Smartphones zu sehen sein. Die Besucher können Fotos und Videos dann für Instagram und andere Social-Media-Kanäle erstellen und teilen. Die Königsberger Straße soll bis Mitte 2023 fertiggestellt sein.