Harburg. Geldinstitut ist bislang gut durch die Corona-Krise gekommen. Probleme könnten auf dem Markt für Büroimmobilien entstehen, so der Vorstand
Die Sparkasse Harburg-Buxtehude ist bislang gut durch die Corona-Krise gekommen. Das zeigt die Halbjahresbilanz des Finanzinstituts, die die beiden Vorstände zusammen mit ihren Stellvertretern präsentierten. Geldanlagen in Wertpapieren sowie Kredite an Privat- und Firmenkunden legten deutlich zu. Auch die Nachfrage nach Immobilien sei konstant hoch. Potenziell problematisch schätzen die Sparkassenmanager jedoch die Marktentwicklung von Büroimmobilien ein.
„Wir sind bislang besser durch die Krise gekommen, als wir Mitte März erwartet hatte“, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Sommer. „Und wir blicken optimistisch auf das zweite Halbjahr. Dabei müssen wir wachsam bleiben. Denn der Verlauf der Pandemie kann sich schnell wieder ändern. Und im Nachlauf der Krise könnten einige Unternehmen der lokalen Wirtschaft trotz der Hilfsangebote ihren finanzielle Schwierigkeiten erliegen.“
Angesichts der Pandemie hatte die Sparkasse die Hälfte ihrer 20 Beratungszentren vorübergehend geschlossen. Sommer: „Im gesamten Haus haben wir Teams getrennt und in Schichten gearbeitet. Wir hatten Backup-Teams, die mobil im Homeoffice waren. Sie hätten erkrankte Kollegen ersetzen können. Aber wir hatten zum Glück nur sieben oder acht Verdachtsfälle, unter denen einzelne Mitarbeiter zwar infiziert, aber nur leicht erkrankt waren.“ Alle Beratungszentren sind längst wieder aktiv.
Verlässliche Hausbank besonders wichtig
In der Krisenzeit sei eine verlässliche Hausbank besonders wichtig geworden, betonte der Vorstandschef – im Firmenkundenbereich habe sich die Zahl der Beratungsgespräche um 40 Prozent erhöht. Viele Fragen seien im Zusammenhang mit den staatlichen Soforthilfen gestellt worden, sagte Holger Iborg, Direktor im Bereich Firmenkunden und Private Banking. Von den gut 70 bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau gestellten Anträgen seien fast alle bewilligt worden, so Iborg – Gesamtvolumen: 22 Millionen Euro.
Wie in anderen Unternehmen auch schlug bei der Sparkasse angesichts der zunächst strengen Kontaktsperre die Stunde der Digitalisierung. Das digitale Beratungscenter ist mit weiteren 50 Mitarbeitern aufgestockt worden, um die rund 3500 Anrufe pro Woche, die während des Höhepunkts der Pandemie eintrafen, bewältigen zu können. Es waren mehr als doppelt so viele wie üblich. Auch hier habe sich die Kundennähe ausgezahlt, sagte Vorstandsfrau Sonja Hausmann: „Die Kunden kennen uns so gut, dass sie auch per Video mit uns sprechen. Das erspart Arbeit und Fahrwege.“
Bargeldlose Bezahlungen stiegen um 33 Prozent
Neben der Kommunikation per Video habe das bargeldlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone deutlich zugelegt, so Hausmann. Die Anzahl der Zahlungsvorgänge stieg von 3,92 Millionen im ersten Halbjahr 2019 um 33 Prozent auf 5,22 Millionen im ersten Halbjahr 2020. Auch die Sparkassen-App sei jetzt „allseits etabliert“, freut sich Hausmann.
Einen kleinen Dämpfer wird die Sparkasse voraussichtlich bei ihren Einnahmen aus Provisionen (Girogeschäft, Wertpapier, Immobilienbereich) hinnehmen müssen. Anfang des Jahres war für 2020 ein Anstieg von vier Prozent geplant, doch derzeit liegen die Zahlen knapp unter denen von 2019. Dabei werden die Provisionserlöse bei der Geldanlage in Wertpapieren immer wichtiger – das Wertpapiergeschäft stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26 Prozent. Hauptursache: die ausbleibenden Zinsen bei klassischen Anlageprodukten (Sparbuch, Anleihen etc.).
Den Trend weg von Sparanlagen zum Nulltarif oder mit Niedrigzinsen beschleunigt die Sparkasse selbst. Sie will 5500 Altverträge im Prämiensparen zum 30. November kündigen. Um die Geldinstitute von nicht mehr zeitgemäßen hohen Zinszahlungen zu entlasten, hat der Bundesgerichtshof vor gut einem Jahr diese Kündigungsmöglichkeit für Verträge eingeräumt, die mindestens seit 15 Jahren laufen und bei denen mindestens einmal der höchste Prämiensatz ausgezahlt wurde.
4500 Kunden sind durch die Kündigungen betroffen
Da beim Prämiensparen immer nur der jährliche Sparbetrag prämiert werde, sinke die Rendite der gesamten Geldanlage mit der Zeit und sei für die Kunden immer weniger attraktiv, so Hausmann. Deshalb würden solche Sparverträge kaum mehr nachgefragt. Immer hin werden dort überhaupt noch Zinsen bezahlt – 90 Prozent des Zinsaufwandes der Sparkasse bei den Kundeneinlagen betreffen Prämiensparverträge. Und das obwohl sie nur sechs Prozent der Einlagen ausmachen. 4500 Kunden sind durch die Kündigungen betroffen.
Weiterhin beliebt bleibt die Geldanlage in Immobilien. „Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen, Häusern und Grundstücken sei ungebrochen hoch, sagte Bodo Ihlenburg, Direktor für das Immobiliengeschäft: „Es gibt weiterhin einen Nachfrageüberhang. Im ersten Halbjahr haben wir im Maklergeschäft die Werte des Vorjahres erreicht, obwohl wochenlang keine Besichtigungen möglich waren.“ Die Sparkasse widme sich weniger der Vermarktung, sondern vielmehr der Akquise von Grundstücken.
Corona machte Wohnen im Umland besonders attraktiv
Ein Corona-Effekt habe es dennoch gegeben, so Ihlenburg: „Der Trend, dass viele Leute in die Stadt ziehen wollen, hat sich abgeschwächt. Denn die Städter haben erlebt, dass sie unter den Auswirkungen der Pandemie stärker zu leiden hatten als die Landbewohner. Dadurch hat das Umland eine hohe Attraktivität bekommen.“
Im Bereich der Büro-Immobilien rechne er mit stärkeren Veränderungen, sagte Ihlenburg. Die neuen Erfahrungen mit Homeoffice und digitalen Konferenzen werden sich in den Raumplanungen niederschlagen; manche Banken haben bei Büroprojekten bereits abgewinkt. Die Sparkasse habe unter ihren Bestandsimmobilien im Wert von einer Milliarde Euro nur einen geringen Anteil an Büro-Objekten, so der Sparkassendirektor.
Wie sich Büroräume einsparen lassen, macht das Geldinstitut selbst gerade vor: Das längst vor Corona geplante Verwaltungsgebäude in Buxtehude wird nicht mehr 5000 Quadratmeter Fläche bieten, sondern nur noch 1500 Quadratmeter. Weitere rund 3500 Quadratmeter Nutzfläche sollen als Wohnungen und Büroräume vermietet werden.