Buxtehude. Handballerinnen des Buxtehuder SV gehen ohne Wunschplatzierung in die neue Bundesligasaison. Ein guter Start würde Vieles erleichtern.
Mit einer ungewöhnlich optimistischen Aussage hatte Dirk Leun vor dem Saisonstart 2020/2021 der Handball-Bundesliga der Frauen überrascht. „Ich möchte auf einem Platz zwischen drei und sechs landen“, sagte der Trainer des Buxtehuder SV vor einem Jahr. Erfüllen konnte das junge Team diese Erwartungen indes nicht, nach 30 Saisonspielen stand der zehnte Tabellenplatz zu Buche. Und so gab sich Leun auf dem Sponsorenabend 2021 jetzt im Hotel Ovelgönner Hof selbstkritisch: „Wir haben eine schwierige Saison hinter uns. Es war die schlechteste, seitdem ich in Buxtehude bin.“ Und das sind immerhin schon 13 Jahre.
Zum Auftakt gleich das Niedersachsenderby beim VfL Oldenburg
Damit ist auch klar, dass mit dem Blick nach vorne einige Dinge anders gemacht werden müssen. „Wir arbeiten mehr im mentalen Bereich und geben der Mannschaft mehr Regeln vor. Das ist gerade für junge Menschen wichtig“, verriet Leun. Und wie sind seine Eindrücke nach knapp zwei Monaten Vorbereitung und vor dem ersten Bundesligaspiel am Sonntag, 16.30 Uhr, beim VfL Oldenburg? „Mit der Vorbereitung bin ich bisher sehr zufrieden. Die Mannschaft zeigt hohe Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln und es herrscht großer Teamgeist.“
Taktisch arbeiten Dirk Leun und sein neuer Co-Trainer Adrian Fuladdjusch, der von den Kurpfalz Bären Ketsch nach Niedersachsen wechselte, daran, die Mannschaft auch in der 5:1-Formation verteidigen zu lassen. Bisher war die 6:0 das Mittel der Buxtehuder Wahl. „Unser Ziel ist es, den Wechsel zwischen beiden Formationen hinzubekommen“, so Leun, der in der Vorbereitung teilweise auf acht verletzte Spielerinnen verzichten musste.
Neuer Co-Trainer Adrian Fuladdjusch kam von den Kurpfalz Bären
„Frustrierend und ärgerlich“, nannte er die Verletzung von Isabelle Dölle aus dem letzten Testspiel gegen Blomberg. Mit Bänderriss im Sprunggelenk fehlt die Rückraumspielerin drei Wochen. Verzichten muss der Trainer ab sofort auf seine erfahrenste Spielerin und Kapitänin. Ex-Nationalspielerin Lone Fischer, die am 8. September 33 Jahre alt wird, ist schwanger und erwartet im März Zwillinge (das Abendblatt berichtete). Somit ist Caroline Müller-Korn, die am Montag 28 Jahre alt wurde, der „Oldie“ in einem sehr jungen Team.
Ein konkretes Saisonziel, das sich in einer Platzierung ausdrückt, möchte Leun diesmal nicht benennen. „Wir tun gut daran, Schritt für Schritt zu gehen. Wir wollen vorsichtig bleiben und einen guten Start hinlegen, egal in welcher Besetzung.“ In den ersten drei Partien steht der Buxtehuder SV Mannschaften gegenüber, die nicht unschlagbar sind – nach Oldenburg geht es jeweils zu Hause gegen Aufsteiger Sachsen Zwickau und Halle-Neustadt.
„Die ersten drei Spiele sind für uns immens wichtig, weil wir da Chancen haben, zu punkten und gut in die Saison zu starten. Jeder Erfolg wäre gerade bei den jungen Spielerinnen wichtig fürs Selbstbewusstsein.“ Und danach? „Wir hoffen, bald komplett zu sein. Dann haben wir eine gute Perspektive“, sagte der Trainer.
Ausgeglichenes wirtschaftliches Ergebnis dank Coronahilfen des Bundes
Die Perspektive für die Fans des Buxtehuder SV gestaltetet sich derart, dass gemäß Hygienekonzept 350 Zuschauer bei Heimspielen in der Halle Nord dabei sein dürfen. Gegen Blomberg nutzten 200 diese Möglichkeit. „Endlich dürfen wir wieder vor Zuschauern spielen und verfahren nach der 3G-Lösung“, sagte Manager Peter Prior. Diese gelte voraussichtlich bis zum Jahresende 2021. Von Januar an könnten mit einer 2G-Lösung eventuell mehr Fans eingelassen werden. Das gebe die derzeit geltende Verordnung aber nicht her.
Prior fand lobende Worte für die Coronahilfen des Bundes für den Profisport. Damit werden fehlende Zuschauereinnahmen ausgeglichen. Dem Buxtehuder SV seien aus diesem Topf 200.000 Euro zugeflossen. „So haben wir ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht,“ berichtet Prior. Das Programm läuft am 31. Dezember aus, insofern wäre es wichtig, von Januar an wieder mit Eintrittsgeldern „echter“ Zuschauern kalkulieren zu können.
Kritik an der niedrigen Impfquote bei Fußball-Bundesliga-Spielern
„Unsere Bundesligamannschaft, das Juniorenteam und die A-Jugend sind zu 100 Prozent durchgeimpft“, so Prior. In der neuen Saison sind die zuletzt von der Handball Bundesliga Frauen (HBF) vorgeschriebenen PCR-Tests vor jedem Spiel daher nicht mehr erforderlich. In den kommenden Wochen und Monaten wolle man die Impfungen auf weitere Leistungs- und Altersklassen beim BSV ausweiten. „Was ich geradezu skandalös finde, ist die geringe Impfquote in der Fußball-Bundesliga. Die Spieler sollten Vorbild sein und sich alle impfen lassen“, forderte Peter Prior.
Neue Kapitänin des Buxtehuder SV ist unterdessen Katharina Filter, die in der vergangenen Saison als beste Bundesliga-Torhüterin ausgezeichnet wurde. Sie ist Deutschlands einzige Nationalspielerin, die sowohl am Beach als auch in der Halle im DHB-Kader steht. Im Juli war sie gemeinsam mit Liv Süchting Europameisterin im Beachhandball geworden. Welche Variante sie wählen würde, wenn sie sich entscheiden müsste, wollte Prior wissen.
Torhüterin Katharina Filter ist die neue Kapitänin
„Olympia ist der Traum eines jeden Sportlers. Da Beachhandball noch nicht olympisch ist, würde ich mich wohl für die Halle entscheiden“, antwortete Katharina Filter. Zunächst stehen für sie aber jede Menge Hallenspiele im Tor des Buxtehuder SV an. „Wir haben mehr Ausfälle als gedacht, sind in der Vorbereitung aber gut vorangekommen und können einiges erreichen“, sagt die neue Kapitänin. Und da schwingt sie wieder mit, diese gehörige Portion Optimismus.