Harburg. Aktueller Plan komme „Operation am offenen Herzen gleich“. Abgeordnete stellen Dringlichkeitsantrag – und schlagen Alternative vor.

  • Die Bremer Straße (B75) ist – wie so viele Verkehrsachsen in Harburg – in die Jahre gekommen
  • Auf einer Strecke von 3300 Metern braucht es hier sogar eine Grundinstandsetzung
  • Die kann nicht ohne Vollsperrung erfolgen – eine Hiobsbotschaft für Harburgs Autofahrer

Gerade in den vergangenen Tagen wurde wieder deutlich, wie wichtig die großen Harburger Ausfallstraßen auch für den überregionalen Verkehr sind: Aufgrund von Baumaßnahmen und ungeplanten Störungen auf den Autobahnen 1 und 7 suchte sich der Fernverkehr seine Wege über die Winsener, Bremer und Stader Straße. Es kam zu Staus. Das kennen die Harburger. Ab dem kommenden Jahr fällt die Bremer Straße für über ein Jahr aus. Sie wird grundsaniert und umgebaut.

Die Harburger CDU hält das für unverantwortlich. Sie hat einen Dringlichkeitsantrag gestellt, damit die Bezirksversammlung noch in der letzten Sitzung vor der Neuwahlpause eine Verschiebung der Baumaßnahme beschließt. Außerdem sollen die Pläne, die aktuell den Wegfall hunderter Parkplätze vorsehen, geändert werden.

B 75 im Hamburger Süden muss kernsaniert werden – Substanz ist aufgezehrt

Schon ohne Ausweichverkehre fahren täglich 20.000 Autos auf der Bremer Straße. Das zehrt an der Substanz. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurde die Bremer Straße immer nur oberflächlich gewartet. Seit langem benötigt sie aber eine Sanierung bis in die tiefsten Grundschichten.

Seit zehn Jahren wird die Grundsanierung der Bremer Straße deshalb immer wieder angekündigt – und dann immer wieder verschoben. Die Bremer Straße wurde als Ausweichstrecke für andere Baumaßnahmen gebraucht, die sich langen hinzogen, wie etwa der Ehestorfer Heuweg oder die Sanierung der Harburger Hochstraße. Derzeit wartet die Bremer Straße auf die Fertigstellung des „Doppelknoten“.

Harburger Grünamt sperre sich gegen Fällung historischer Chausee-Bäume

Lediglich im Kreuzungskomplex Friedhofstraße bis Ernst-Bergeest-Weg ist bislang grundsaniert worden, und die Baustelle auf diesem 250 Meter langen Stück gibt den Politikern einen Vorgeschmack auf das, was auf der gesamten drei Kilometer langen Strecke noch wartet. „Monatelange Einbahnstraßenregelungen oder gar Sperrungen verkraftet Harburg nicht, ohne dass mindestens die A7 und der Anschluss der A26 West fertig gebaut sind“, sagt CDU-Bezirks-Spitzenkandidat Rainer Bliefernicht.

podcast-image

Die Planer des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer LSBG hatten, nachdem sie ihre Vorstellung der Sanierung 2014 in einer „ersten Verschickung“ der Verwaltung und den Politikern des Bezirks Harburg vorstellten, einige Änderungswünsche ins Lastenheft bekommen. So sperrte sich das Harburger Grünamt dagegen, dass im südwestlichen Abschnitt viele historische Chaussee-Bäume fallen sollen und wollte die Fäll-Liste zumindest verkleinert wissen.

Für breitere Radwege wird die Fahrbahn schmaler

Und auch die Tatsache, dass ausgerechnet im am dichtesten bewohnten Teil der Sanierungsstrecke, zwischen Ernst-Bergeest-Weg und Hohe Straße, etwa 100 Parkplätze wegfallen sollen, stieß bei der Politik seinerzeit auf wenig Gegenliebe.

Das Muster der Sanierung ist von anderen Straßen bekannt: Fuß- und Radwege werden durchgehend an moderne Standards angepasst. Das bedeutet, dass sie breiter werden. Dafür wird die Fahrbahnbreite reduziert. Wo das nicht ausreicht, fallen Parkplätze weg. Noch weisen die einzelnen Fahrspuren der Bremer Straße eine Breite von 4,50 Metern auf. In Zukunft wird es ein guter Meter weniger sein. Hier mit dem Bus oder Lkw zu fahren, ist dann immer noch möglich, erfordert aber deutlich mehr Konzentration.

Diese Sanierung kommt einer Operation am offenen Herzen gleich.
Rainer Bliefernicht - CDU-Spitzenkandidat für die Bezirksversammlung

Die Pläne, die der LSBG jetzt nach zehn Jahren Überarbeitungsmöglichkeit im Mobilitätsausschuss vorstellte, wichen von denen vor zehn Jahren nur geringfügig ab. Noch immer sollen 131 Parkplätze wegfallen, vor allem am dicht besiedelten Nordende, wo viel Geschosswohnungsbau ohne Stellflächen auf den Grundstücken vorhanden ist, und auch vielen Chausseebäumen droht weiterhin die Säge. Dass dafür Ersatzpflanzungen geplant sind, beruhigt die Fans der Dickstämmer kaum.

„Dass die Bremer Straße in Harburg sanierungsbedürftig, steht außer Frage“

CDU-Spitzenkandidat Rainer Bliefernicht mit dem frischen Wahlprogramm.
CDU-Spitzenkandidat Rainer Bliefernicht mit dem frischen Wahlprogramm. © HA | Lars Hansen

Auch wegen der Bäume und der Stellplätze hat die CDU den Dringlichkeitsantrag gestellt. Gibt es nämlich kein schnelles Signal aus der Bezirksversammlung, plant der LSBG während des Wahlkampfs, in den darauf ohnehin folgenden Parlamentsferien und wohl auch in der wahrscheinlich längeren Zeit, in der sich die neuen Bezirksabgeordneten auf eine Koalition einigen, weiter wie in den letzten zehn Jahren. Vor allem aber geht es der Harburger CDU um den Zeitpunkt der Sanierung.

Von Asphalt bis Zebrastreifen: Weitere Verkehrsthemen

Die A7 bis zum Elbtunnel ist noch nicht fertig, die A26-Ost verzögert sich auch

„Dass die Straße sanierungsbedürftig ist und auch die Versorgungsleitungen erneuert werden müssen, steht dabei außer Frage“, sagt Rainer Bliefernicht, „aber die A7 bis zum Elbtunnel ist noch nicht fertig und die A26-Ost-Fertigstellung verzögert sich auch. In dieser Situation den Umbau der Bremer Straße mit einer einjährigen Einbahnstraßenregelung stadtauswärts anzugehen, kommt einer Operation am offenen Herzen gleich.“

Bei einem Unfall auf der A7, in dessen Folge Pkw und Lkw durch Harburg umgeleitet werden, kommt es schon jetzt zu erheblichen Staus im Stadtgebiet.“, so Bliefernicht weiter. „Der Kollaps ist vorprogrammiert und ein Desaster vor allem für Polizei und Rettungskräfte im Einsatz, für Harburger Unternehmen, die auf Pkw oder Lkw angewiesen sind und für jeden Arbeitnehmer, dessen Arbeitsplatz mit Bus oder S-Bahn nicht erreichbar ist.“