Wilhelmsburg. An der Seite von Profis zum Kiebitzretter: Im Wilhelmsburger Osten gilt es, die Nester der bedrohten Wiesenvögel vor der Zerstörung zu retten.
Er trägt eine charakteristische Haube, hat grün schillernde Flügelfedern und einen typischen, flatterhaften Flug: Der Kiebitz hatte früher das gesamte Hamburger Elbtal besiedelt und gilt heute in Hamburg wie auch deutschlandweit als stark gefährdet. Auch deshalb hat ihn der Naturschutzbund (Nabu) zum Vogel des Jahres 2024 gekürt. In Hamburg, speziell in Wilhelmsburg, erhalten der taubengroße Wiesenbrüter besondere Unterstützung: Kiebitzfans wollen Agrarflächen nach Nestern absuchen, diese markieren und so verhindern, dass der Nachwuchs nicht unter die Räder der Trecker gerät. Freiwillige Helfer sind sehr willkommen.
Die Nachwuchssuche koordiniert das Hamburger Kiebitz-Büro. Die Naturschutzverbände BUND und Nabu, die Umweltbehörde, Landwirtschaftskammer und der Bauernverband tun sich dort zusammen, um die hübschen Vögel zu schützen. Professionell organisiert von Ilka Nüske (Nabu) und Henning Loch (BUND). Ziel ist es, den Bruterfolg der Kiebitze zu erhöhen und der Art eine Zukunft in Hamburg zu geben.
Hamburger Landwirtschaft: Zwei von drei Nestern werden zerstört
Die meisten Kiebitze brüten im Elberaum. In Wilhelmsburg und den Vier- und Marschlanden, aber auch in den westlich und östlich des Harburger Zentrums gelegenen Schutzgebieten. In Hamburg wählen sie dazu überwiegend (zu 80 Prozent) Ackerflächen aus. Die risikoreiche Brutplatzwahl ist nicht freiwillig: Natürliche, offene Lebensräume wie Feuchtwiesen und Moore sind selten geworden. Also weichen die Vögel auf Agrarflächen aus. Da die Nester gut getarnt sind, werden sie von den Landwirten häufig übersehen und versehentlich zerstört. Nur in jedem dritten Gelege schlüpfen die Küken.
Deutschlandweit sind die Kiebitzbestände von 1980 bis 2016 um 93 Prozent zurückgegangen. In Hamburg will das Kiebitz-Büro bestenfalls den Trend umkehren und zusammen mit möglichst vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern aktiv werden. Es gilt, auf den Äckern im Wilhelmsburger Osten Ausschau zu halten nach Nestern und dann die entdeckten Gelege zu markieren, in Absprache mit den Landwirten. Diese können die Nester dann umfahren – der Nachwuchs ist gesichert. Sind die Küken nach 26 bis 29 Tagen geschlüpft, führen die Vogeleltern sie in nahrungsreichere Flächen in der Umgebung, und die Bewirtschaftung der Kulturflächen kann wie gewohnt weitergehen.
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Freiwillige gesucht: Bestehendes Schutzkonzept wird jetzt ausgeweitet
Ergänzend zum Projektgebiet des BUND auf der Elbinsel Wilhelmsburg betreut der Nabu mit ehrenamtlicher Unterstützung Flächen in den Vier- und Marschlanden im Bezirk Bergedorf. „Wir freuen uns riesig auf die kurz bevorstehende Brutsaison der Kiebitze. Schon die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich der organisierte Schutz auszahlt. Durch die Unterstützung der unterschiedlichen Akteure können wir das ehemalige Kiebitz-Projekt des BUND und der Stiftung Ausgleich Altenwerder nun ausweiten“, sagen Ilka Nüske (NABU) und Henning Loch.
Um möglichst viele Flächen sorgfältig absuchen zu können, ist das Kiebitz-Büro auf Ehrenamtliche angewiesen, die gesichtete Kiebitze melden oder mittels Fernglas überprüfen, ob bereits abgesteckte Nester noch bebrütet werden. Wer Zeit und Lust hat, eigenständig im Wilhelmsburger Osten oder im Bereich Bergedorf auf Kiebitzpirsch zu gehen, ist eingeladen, an einer Einführungstour in Wilhelmsburg am 3. April (18 Uhr), 6. April (11 Uhr) oder 9. April (16 Uhr) teilzunehmen. Eine Anmeldung ist erforderlich, per E-Mail an: anmeldung@bund-hamburg.de.