Harburg. SterniPark am Harburger Museumplatz möchte eine Großküche einrichten. Seit Juli 2017 gibt es immer wieder neue Hürden beim Bauantrag.
In der SterniPark Kita Museumplatz toben und spielen bis zu 350 Kinder durch die Räume. Und das macht hungrig. Nur allzu gerne würde Kita-Leiterin Natalya Yanitska die Kleinen und das etwa 50-köpfige Kita-Team mit frisch zubereiteten Gerichten aus der eigenen Großküche versorgen. Die Gerätschaften stehen längst bereit. Doch seit fast sieben Jahren dürfen sie nicht in Betrieb genommen werden.
„Wir sind seit 2014 an diesem Ort und haben mit verschiedenen Caterern zusammengearbeitet. Am Anfang ist das Essen gut, aber dann lässt es allmählich nach. Außerdem ist die Kita schnell gewachsen. Wir hatten mit 150 Kindern eine Größe erreicht, bei der es sich lohnt, eine eigene Küche zu haben und die Mittagessen selbst zu kochen“, sagt Leila Moysich, Geschäftsführerin des freien Trägers Sternipark, der in Hamburg 20 Kitas betreibt. Die am Museumsplatz ist inzwischen die größte Kita Hamburgs.
Harburger Denkmal: Kompromisse beim Umbau zur Kita
Die Großküche ist im Untergeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes geplant. Vor dem Einzug residierte hier das Harburger Standesamt. Ursprünglich war das repräsentative Gebäude an der Knoopstraße, gegenüber vom Stadtmuseum Harburg, anno 1911 von der Handwerkskammer Harburg errichtet worden. Vor zehn Jahren wurde nach und nach eine Kindertagesstätte daraus. „Bei dem Umbau mussten wir uns eng mit dem Denkmalschutz abstimmen und sind deshalb einige Kompromisse eingegangen“, so Moysich.
Als 2017 beim Bezirksamt der Bauantrag für die Großküche gestellt wurde, war es zunächst der Denkmalschutz, der Bedenken äußerte. „Wir fanden eine Lösung, wie wir die Lüftung an der rückwärtigen Fassade und durch das Gebäude führen können“, sagt Moysich. Zu diesem Zeitpunkt standen schon alle Geräte im Untergeschoss bereit, inklusive Kühl- und Gefrierzellen. Mit einem Gesamtwert von rund 350.000 Euro. Erst auf Hinweis des Architekten wurde den Kita-Betreibern bewusst, dass sie für die Installation und Inbetriebnahme ihrer Küche einen Bauantrag brauchen. Was zunächst wie eine Formalie aussah, wurde zum Spießrutenlauf.
Optimale Entlüftungsanlage hängt zu tief und muss wieder weg
Nachdem der Denkmalschutz erfüllt war, beanstandete das Amt für Arbeitsschutz die mangelnde Deckenhöhe. „Wir hatten bereits auf Anraten des Gesundheitsamts eine Lüftungsdecke eingezogen, die den Kochdunst auf der ganzen Fläche und nicht mit Hauben an einzelnen Kochstellen absaugt. Das sei aus hygienischer Sicht optimal, wurde uns gesagt“, erzählt Leila Moysich. Doch dadurch wurde die Sollhöhe von 2,52 Meter nicht mehr eingehalten – zur Hälfte ist die Lüftungsdecke bereits wieder deinstalliert. Der bezirkliche Bauprüfer maß dort nach und war zuversichtlich.
Es folgten Bedenken wegen des mutmaßlich erhöhten Fahrzeugaufkommens zur Anlieferung der Lebensmittel. „Es werden sogar weniger Anfahrten“, entgegnet Leila Moysich: „Die Mittagsmahlzeiten werden aktuell täglich von unserer Küche in Wandsbek angeliefert. Zweimal in der Woche bekommen wir Getränke, zwei- bis dreimal frisches Obst und Gemüse. Diese zusätzlichen Anlieferungen kommen von Transgourmet. Der Lieferdienst kann zukünftig sämtliche Lebensmittel für die Küche mit anliefern. Außer Fisch.“ In Summe entfallen fünf Anlieferungen von fertigen Mahlzeiten, und es komme eine Fischlieferung hinzu, rechnet Moysich vor.
Großküche wird am Ende eine halbe Million Euro kosten
Bezüglich des Verkehrs lernten die Frauen eine neue Vokabel: die Schleppkurve. Sie bezeichnet den Wenderadius für die Lieferfahrzeuge. Die Kita an der Knoopstraße wird rückwärtig über eine Seitenstraße (Asbeckstraße) versorgt. Die Anlieferer müssen ihre Fahrzeuge auf dem Kita-Grundstück wenden können, damit sie vorwärts auf die Straße einbiegen können, lautet die Vorgabe. „Wir haben dem Bezirk unsere Messdaten übermittelt, nach denen sogar ein Feuerwehrfahrzeug dort wenden kann“, sagt Moysich.
Die Behörde zweifelte dies an, schrieb in ihrer Ablehnung, dass die Großküche ein störendes Gewerbe darstelle und „den Gebietscharakter beeinträchtigt“. Die Kita-Macherinnen verfassten Anfang November eine Entgegnung, warteten weitere Monate und mahnten im Februar eine Antwort an. Diese kam telefonisch: Der Bauprüfer verlange nun, dass ein vereidigter Vermessungsingenieur die Schleppkurve zeichnet. Der sei bereits beauftragt, sagt die SterniPark-Chefin und hofft, dass die Zeit der kalten Küche damit dann endlich vorbei ist.
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Moysich schätzt, dass SterniPark für die Harburger Großküche irgendwann eine halbe Million Euro ausgegeben haben wird. „Das ist es uns wert“, sagt sie. „Das ist die frischeste Variante einer guten, gesunden Ernährung.“ Eine eigene Küche könne flexibler planen, ergänzt Natalya Yanitska: „Wir machen ab und zu spontan Ausflüge und benötigen dann weniger Mittagessen. Mit eigener Küche müssen wir nur sagen: Kocht heute nicht so viel, wir brauchen nur 257 Mahlzeiten.“
Harburger Kita-Leiterin möchte den Kindern Lebensmittel näherbringen
„Schon heute können sich die Kinder bei uns Essen wünschen“, so Yanitska. „Aber es wäre viel schöner, wenn sie auch sehen können, wie die Mahlzeiten zubereitet werden.“ Essen sei ein großes Thema, für die Kinder, aber auch für die Eltern – „viele fragen mich nach dem Essen“. Es gebe fast ausschließlich Bio-Lebensmittel und kein Schweinefleisch, sondern nur Geflügel und Rind. Allerdings bislang aus der SterniPark-Kita Wandsbeker Chaussee. Macht 3852 gefahrene Kilometer pro Jahr. Nur für die Auslieferung. Ohne Rückweg.
Immerhin gibt es an anderer Stelle Licht am Ende des Tunnels: Auch die Harburger SterniPark Kita Helmsweg wartete seit August 2022 auf die bezirkliche Erlaubnis, die bestehende Küche der ehemaligen Frauenklinik erweitern und in Betrieb nehmen zu dürfen. Im Februar gab es jetzt grünes Licht.