Harburg. DRK-Kita in Harburg bietet besondere Öffnungszeiten. Warum das nicht nur für einige berufstätige Eltern ein großes Glück ist.

Wenn Liam und Emilia ihre Kita morgens durch die Tür im oberen Stockwerk betreten, wissen sie schon: Heute wird wieder ein besonderer Kitatag. Die Geschwister besuchen die Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld (Harburg) und sind auch regelmäßig sonnabends hier.

Denn die Einrichtung, eine von 17 Kitas des DRK-Kreisverbands Hamburg-Harburg, bietet an sechs Tagen in der Woche erweiterte Öffnungszeiten: Bei Bedarf wird die Kinderbetreuung in den Randzeiten schon frühmorgens von 5.30 Uhr an und abends bis 22 Uhr angeboten.

Kita in Harburg: Erweiterte Öffnungszeiten für Eltern in Schichtdienst und Einzelhandel

Am Wochenende haben die drei und vier Jahre alten Geschwister mit nur wenigen Kindern den Raum der Eichhörnchengruppe, den Bewegungs- und den Rollenspielraum und auch ihre Erzieherin ganz für sich. Die Was für Liam und Emilia nur noch ein bisschen aufregend ist, bedeutet für einige Eltern eine riesengroße Erleichterung im Familienalltag. Etwa zwölf der 80 Kinder in der Kita werden zurzeit zu den Randzeiten betreut, die meisten kommen frühmorgens, wenn die Mütter und Väter ihre Schichten in den nahe gelegenen Krankenhäusern oder im Hotel antreten. Aber auch andere Berufe sind nicht mit den üblichen Betreuungszeiten vereinbar.

Beatrice Vehlow und Farid Abdul nutzen die erweiterten Öffnungszeiten: Sie arbeiten beide im Einzelhandel und bringen ihre Kinder Emilia und Liam oft sonnabends in die DRK-Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld
Beatrice Vehlow und Farid Abdul nutzen die erweiterten Öffnungszeiten: Sie arbeiten beide im Einzelhandel und bringen ihre Kinder Emilia und Liam oft sonnabends in die DRK-Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld © Lena Thiele | Lena Thiele

„Wir arbeiten beide im Einzelhandel und haben keine Familie zur Unterstützung in der Nähe“, sagt Beatrice Vehlow, Mutter von Emilia und Liam. Fast jeden Sonnabend bringt das Paar aus Neugraben die Kinder deshalb morgens halb acht in die Kita. Der Freitag ist dafür ihr „Familientag“, an dem alle frei haben. Es ist eine Regelung, die für die Familie sehr gut funktioniert. „Unsere Kinder freuen sich immer schon auf ihre Erzieherin“, sagt Beatrice Vehlow. „Sie macht tolle Sachen mit ihnen und nimmt sich besonders viel Zeit.“

Kita bietet Frühdienst, Spätdienst und Betreuung am Wochenende an

Anfangs waren die Geschwister auch tageweise im Früh- der im Spätdienst. Seit die Eltern beide Filialleiter sind, haben sie regelmäßigere Arbeitszeiten. „Als Liam in die Kita kam, haben wir hin- und her überlegt, wie wir das machen können“, sagt Farid Abdul. „Dieses Angebot war der Jackpot für uns.“

Die Eltern können ihren Bedarf bis eine Woche vorher anmelden, dann wird der Dienstplan angepasst. Das sei nicht immer einfach, sagt Marion Heider. „Wir hatten auch schon eine Mutter, die als Zeitarbeiterin erst drei Tage im Voraus ihre Schichten erfahren hat. Natürlich versuchen wir, die Betreuung auch dann zu ermöglichen.“

Für die Randzeitenbetreuung wird zusätzliches Personal in der Kita beschäftigt

Seit 20 Jahren leitet sie die Kita Kinderwaldschlösschen, seit rund zehn Jahren gibt es die erweiterten Öffnungszeiten. Dafür werden sowohl Sozialpädagogische Assistenten als auch Minijobberinnen beschäftigt. Den Frühdienst übernehmen Kolleginnen aus der ersten Schicht des Tages. Zudem gibt es immer im Hintergrund eine Rufbereitschaft, die unterstützen oder einspringen kann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.

Leiterin Marion Heider im Garten der DRK-Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld.
Leiterin Marion Heider im Garten der DRK-Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld. © Lena Thiele | Lena Thiele

Das Angebot ist nicht nur für Kinder berufstätiger Eltern, es wird auch zur Entlastung genutzt, wenn in Familien Krisensituation entstehen. Zeitweise war die Nachfrage sehr hoch, zurzeit gibt es noch Möglichkeiten zur Betreuung. Nur eine Einschränkung gibt es, sagt Marion Heider. „Wir sind zwar eine Integrationskita, aber die Integrationskinder brauchen spezielles Personal. Das wäre nur unter anderem Bedingungen zu leisten.“

Erzieherin kann in kleinen Gruppen gut auf Bedürfnisse der Kinder eingehen

Jasemin Gönel hat als SPA mit einem 520-Euro-Job in der Kita angefangen und am Sonnabend und in den Abendstunden Kinder betreut. Parallel hat sie ihre Ausbildung zur Erzieherin absolviert, jetzt wird sie in Vollzeit übernommen. Sie hat gute Erfahrungen mit den Randzeiten gemacht.

„Die Kinder machen das in der Regel gut mit, sie können sich ja auch an mich gewöhnen und haben meine ganze Aufmerksamkeit“, sagt Jasemin Gönel. Die kleinen Gruppen ermöglichen auch, mehr auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. „Ich versuche immer, sie in die Planung des Tages einzubinden.“

Mutter lernt am Abendgymnasium, ihre Tochter geht in der Zeit in die Kita

Manchmal geht es auf einen Spielplatz in der Nähe oder auch zum Wasserspielplatz, manchmal wird in Ruhe ein Puzzle gelegt. Und vor Kurzem war beim Aufräumen des Gartens ein Igel aufgeschreckt worden. Die Erzieherin brachte ihn abends an einen ruhigen Ort im Wald, zusammen mit Amari, die regelmäßig von 17 bis 20 Uhr in der Kita ist.

Erzieherin Jasemin Gönel betreut Liam und andere Kinder in den Randzeiten der DRK-Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld.
Erzieherin Jasemin Gönel betreut Liam und andere Kinder in den Randzeiten der DRK-Kita Kinderwaldschlösschen in Heimfeld. © Lena Thiele | Lena Thiele

„Amari erzählt immer noch von dem Igel“, sagt ihre Mutter Yuhana Yunusah. Sie holt zurzeit ihr Abitur am Abendgymnasium nach, danach will sie vielleicht Medizin studieren. Ohne den Spätdienst in der Kita wäre das nicht möglich. Manchmal tue ihre Tochter ihr ein bisschen leid, aber ein schlechtes Gewissen habe sie nicht, sagt die Heimfelderin. „Ich mache das Abi ja auch für meine Tochter und sie ist sehr gern hier. Ich bin extrem glücklich, dass wir diese Lösung gefunden haben.“

Kinder gleichen die Extra-Stunden innerhalb der Woche aus

Damit die Dreijährige trotzdem den Anschluss in die Gruppe schafft, kommt sie jede Woche mindestens einmal tagsüber in die Kita. Auch in den Ferien hat Amari den gleichen Tagesablauf wie die anderen Kinder.

An den Abenden macht Jasemin Gönel für sie Abendessen, dann spielen sie oder sprechen über den Tag. Geschlafen wird erst zu Hause. Wenn am Wochenende ein kleines Kind Mittagsschlaf braucht, sorgt die Erzieherin für Ruhe, zieht die Vorhänge zu und macht vielleicht ein Hörspiel an. „Dann machen wir alle zusammen eine Pause.“

Für die Randzeitenbetreuung kann der Kita-Gutschein genutzt werden

Im Frühdienst würden manche Kinder in der Kita einfach weiterschlafen, sagt Marion Heider. Auch nach einem langen Tag schlafe manchmal ein Kind auf dem Teppich ein. „Diese Kinder können auch bei Lärm Krach drumherum schlafen, dann lassen wir sie auch.“

Die frühe und späte Betreuung kann mit dem Hamburger Kitagutschein genutzt werden, extra Kosten fallen für die Eltern bisher nicht an. Da die Stunden angerechnet werden, müssen die Kinder entsprechend früher abgeholt oder später gebracht werden. Für sonnabends gibt es keinen Gutschein, die Kinder bleiben unter der Woche einen Tag zu Hause. Beim DRK gibt es derzeit Überlegungen, wie das Angebot künftig besser finanziert werden kann.

Erweiterte Öffnungszeiten in Harburger Kita erfordern gute Planung und Finanzierung

„Die Betreuung in den Randzeiten ist refinanziert durch den Kita-Gutschein, aber nicht in Gänze kostendeckend. Denn unser Angebot erfordert viel Personalplanung für wenig beliebte Arbeitszeiten und ist auch abhängig von der Nachfrage“, sagt Carsten Prante, Geschäftsführer der DRK gemeinnützige Gesellschaft für Pädagogik Hamburg-Harburg mbH. „Aktuell überlegen wir in einer internen Arbeitsgruppe, wie wir diesen Service weiter ausweiten können, um den Eltern eine noch flexiblere Möglichkeit zur Betreuung anzubieten.“