Harburg. Vor einem Jahr übernahm Ejup Fetahu das reetgedeckte Restaurant an der Bremer Straße. Warum der neue Chef manchmal Gäste abweisen muss.
„Es läuft sehr, sehr gut. Ich bin 100 Prozent zufrieden“, sagt Ejup Fetahu. Vor einem Jahr hatte er als enger Mitarbeiter den Eichenhof an der Bremer Straße von seiner Chefin – und Eigentümerin des Gasthofes – Hannelore Gögel übernommen. „Ich habe alles so gelassen, wie es war“, sagt Fetahu. Und hat damit großen Erfolg: „Es kommt öfter vor, dass ich mittags 30, 40 Gäste wegschicken muss, weil wir keinen Platz mehr haben“, bedauert der Gastwirt: „Die sind extra gekommen, und ich muss sie abweisen.“
Selbst die Preise sind gleich geblieben, sogar nach der Mehrwertsteuer-Erhöhung für die Gastronomie zum Jahresbeginn. Auch das wird die Kundschaft, vornehmlich ältere Semester, zu schätzen wissen. Die Gäste seien dieselben wie vor dem Betreiberwechsel, sagt Fetahu, viele seien Stammgäste. Auch Vereine und andere Gruppen treffen sich im Eichenhof in Marmstorf. Hinzu kommen Familienfeiern. Einen Außer-Haus-Verkauf oder Catering bietet er nicht an: „Das ist viel zu viel Arbeit. Wir haben hier schon genug zu tun.“ Jeweils drei Angestellte beschäftigt der Gastwirt in der Küche und im Service. Hinzu kommen fünf Aushilfskräfte.
Harburg ist seit 34 Jahren die Heimat des Kosovaren
Vor 34 Jahren kam Ejup Fetahu aus dem Kosovo nach Deutschland und lebt seitdem im Bezirk Harburg. „Ich war die ganze Zeit in der Gastronomie tätig“, sagt der ausgebildete Restaurantfachmann. Zehn Jahre lang hatte er mit seiner Frau Merita und Bruder Isa das Hotel-Restaurant „Bei Musa“ in Neugraben geführt (heute: Neugrabener Hof). Und zehn Jahre arbeitet der 53-Jährige nun auch schon im Eichenhof. Vor der Übernahme im Februar 2023 als rechte Hand von „Hanne“.
Als Hannelore Gögel Anfang 2023 den Betrieb nach 40 Berufsjahren verpachten wollte, war für Fetahu klar, dass er auf jeden Fall bleiben möchte: „Für mich kam nichts anderes als der Eichenhof infrage. Wenn ich hier nicht mehr hätte weiterarbeiten können, hätte ich den Beruf gewechselt.“ Stattdessen hat er den Betrieb übernommen, inklusive Personal und Speisekarte (gutbürgerliche Küche). Er ist mit ihm stärker verbunden denn je.
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Fetahu arbeitet sieben Tage die Woche. Seit kurzem ist sein Sohn dabei
„Mein Leben besteht aus arbeiten und schlafen, arbeiten und schlafen, arbeiten und schlafen“, sagt Fetahu. Auch an den beiden sogenannten Ruhetagen, Sonntag und Montag, falle jede Menge Arbeit an, von Einkäufen bis zur Buchhaltung. Derzeit sei die Personaldecke des Restaurants zwar recht gut, aber dennoch sagt er: „Wir suchen Leute“. Dann wäre es vielleicht möglich, auch noch am Sonntag zu öffnen, überlegt der zweifache Vater.
Leidet denn nicht die Familie unter seinem intensiven Arbeitseinsatz? Fetahu winkt ab: Er lebe allein, getrennt von seiner Frau und den Kindern. Seine Tochter ist 21 Jahre alt. Und seinen Sohn Fabian sieht er fast täglich. Der 17-Jährige hat nach dem Realschulabschluss angefangen, im väterlichen Restaurant zu arbeiten, ist Mitglied des Serviceteams. „Er ist sehr freundlich zu den Gästen und bei ihnen sehr beliebt“, sagt der stolze Vater.
Es könnte sein, dass die nächste Generation in Marmstorf mit einsteigt
Es wäre schön, wenn sein Sohn mit einsteigt, meint Ejup Fetahu. „Aber die heutige Jugend weiß nicht, was sie machen soll. Mal liebäugelt er mit der Gastronomie, dann will er wieder etwas anderes machen.“ Fabian Fetahu setzt sich kurz mit an den Tisch. Ihm gefalle es im Restaurant, sagt er. In diesem Moment sieht es danach aus, als wäre die nächste Restaurant-Nachfolge schon gesichert.