Wiesbaden. Viele Gastronomie-Betriebe haben nach der Pandemie nicht zu alter Stärke zurückgefunden. Die Umsätze der Branche legen 2023 weniger zu als zunächst geschätzt.

Das Gastgewerbe in Deutschland erholt sich nur langsam vom Corona-Schock. Die Umsätze legten 2023 im Vergleich zum Vorjahr zwar sowohl preisbereinigt (real) als auch nominal zu, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. In einer ersten Schätzung waren die Wiesbadener Statistiker allerdings von höheren Steigerungsraten ausgegangen.

Den am Dienstag veröffentlichten Zahlen zufolge stiegen die realen Umsätze zum Vorjahr um 1,1 Prozent statt, wie zunächst berechnet, um 2,6 Prozent. Nominal hatten Hoteliers und Wirte 8,5 Prozent höhere Erlöse in der Kasse, hierbei war die erste Schätzung von 9,6 Prozent Plus ausgegangen.

Die gerade noch positive Bilanz des Jahres 2023 verdankten Hotels und Gaststätten vor allem den besonders hohen realen Zuwächsen zu Jahresbeginn, wie die Statistiker erklärten. Im weiteren Jahresverlauf bremsten gestiegene Preise für Lebensmittel, Personal und Energie die Branche.

Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht

Das Niveau der Vor-Corona-Zeit haben die Umsätze aber zumindest real nicht erreicht: Preisbereinigt waren die Erlöse im vergangenen Jahr 11,3 Prozent niedriger als 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Pandemie in Deutschland. Preissteigerungen sorgten unterdessen für einen 8,8 Prozent höheren nominalen Umsatz als 2019.

Im Dezember mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft sind nach vorläufigen Ergebnissen des Bundesamtes die nominalen Umsätze wegen der stark erhöhten Preise zwar um 5,0 Prozent zum Vorjahresmonat gestiegen, preisbereinigt ergab sich aber ein Rückgang um 0,2 Prozent.

Das laufende Jahr hat nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga mit einem Umsatzminus begonnen. Einer aktuellen Umfrage des Verbandes zufolge lagen die Umsätze im Januar nominal 10,2 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. „Es wird für die Betriebe immer schwerer, wirtschaftlich zu arbeiten“, stellte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick, fest. „Die Zukunftsängste in der Branche nehmen zu. Die Aussichten sind düster.“

Forderung nach ermäßigter Mehrwertsteuer

Weil seit dem 1. Januar 2024 für Speisen in der Gastronomie wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gilt und dadurch die Preise für die Kundschaft steigen, rechnen Branchenbeobachter mit mehr Pleiten in der von der Corona-Flaute ohnehin gebeutelten Branche.

Der Finanzinformationsdienst Crif sprach Ende November von mehr als 15 000 insolvenzgefährdeten Restaurants, Gaststätten, Imbissen und Cafés in Deutschland. „Die Anhebung der Mehrwertsteuer wird vor allem für bereits finanziell angeschlagene Gastronomiebetriebe die Lage weiter verschärfen“, erläuterte seinerzeit Crif-Geschäftsführer Frank Schlein. Die Bundesregierung hatte den Steuersatz auf Speisen in Restaurants Mitte 2020 während der Corona-Pandemie auf 7 Prozent gesenkt. Später verlängerte die Ampel-Koalition die Steuervergünstigung mehrfach, unter anderem zur Abfederung der Energiekrise und der hohen Inflation.

Dehoga-Präsident Zöllick bekräftigte die Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen: „Wir kämpfen weiter für die sieben Prozent. Die Ungleichbehandlung von Essen in Restaurants und Cafés gegenüber Lieferdiensten und Essen To Go muss beseitigt werden.“