Harburg. Umgebauter Stahltrawler macht Expeditionen für Privatleute. Bis Anfang April bleibt er im Binnenhafen. Auf die Crew wartet viel Arbeit.
Es ist sicherlich eines der kleinsten Kreuzfahrtschiffe weltweit und nennt sich selbst Expeditionsschiff: Die „Cape Race“ nimmt zwölf zahlende Gäste an Bord und fährt mit ihnen auf Entdeckungsreise in die Arktis. Jetzt macht der umgebaute Fischkutter des Verlegers Nikolaus Gelpke, Gründer und Chefredakteur des Meeres-Magazins „mare“, Zwischenstation im Harburger Binnenhafen.
„Wir verbringen die Zeit zwischen den Saisons 2023 und 2024 gerne hier im Museumshafen Harburg“, sagt Kapitän Mario Essl. Das Schiff passe gut hierher, schließlich ist es 60 Jahre alt und als ehemaliger Trawler auch ein Arbeitsschiff – wie so viele andere Schiffe auf dem Lotsekanal. Außerdem sei der Binnenhafen gut zu erreichen. „Heute, an unserem ersten Liegetag, sind schon zwei ehemalige Gäste an Bord gekommen. Die hatten unsere Fahrt mit Marine Traffic verfolgt.“
Harburg: Stürmisches Wetter lässt Schiff auf letzten Metern stranden
So ganz am Ziel ist die „Cape Race“ noch nicht. Wegen der starken Sturmböen am Mittwoch konnte das 38 Meter lange Stahlschiff die Fußgänger-Drehbrücke über den Lotsekanal nicht passieren und somit nicht zum geplanten Liegeplatz vor dem „Wäldchen“ auf dem Kanalplatz gelangen. Das soll Donnerstag nachgeholt werden. Dann wird das hochseetaugliche und eisverstärkte Passagierschiff voraussichtlich bis zur zweiten Aprilwoche in Harburg bleiben.
Ein Werftaufenthalt sei in diesem Winter nicht unbedingt nötig, sagt Essl. „Wir sind mit der Jöhnk Werft im Gespräch. Wenn es zeitlich passt, inspizieren wir das Unterwasserschiff, entfernen den Bewuchs. Da das Schiff aber 2022 und 2023 längere Werftaufenthalte hatte, können wir in diesem Jahr auch ohne Werft auskommen“, sagt der 35-Jährige, der seit knapp vier Jahren zunächst als Steuermann, dann als einer von zwei Kapitänen mit an Bord ist.
Während der Liegezeit sind vier bis zehn Leute an Bord
Die Hauptmaschine und Generatoren werden am Kanalplatz überholt. In Eigenarbeit durch den Maschinisten. Er wird von externen Servicekräften unterstützt. Das gilt ebenso für Holzarbeiten. Dagegen liegt die Kosmetik wie Rost klopfen und Streichen in den Händen der Crew. „Während der Liegezeit werden je nach Arbeitsanfall vier bis zehn Leute an Bord sein.“
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Am 4. und 5. April wird die „Cape Race“ ihre Schiffstüren für die Öffentlichkeit öffnen. Am Sonnabend, 6. April, sind dann alle ehemaligen und gebuchten Gäste eingeladen, auf dem Schiff vorbeizuschauen. Anschließend startet die „Cape Race“ in die neue Saison. Die ersten Fahrten führen zu den Hebriden, einer Inselgruppe nordwestlich von Schottland. Die Reisen mit sieben Übernachtungen an Bord, Zubringerflügen und einer Hotelübernachtung kosten zwischen 4655 und (in der Einzelkabine) 5250 Euro pro Person.
Im Sommer ist die „Cape Race“ an den Küsten Grönlands unterwegs, bevor zum Winter hin Naturkreuzfahrten in der arktischen Inselwelt Nordnorwegens die Saison 2024 beenden. Bei den Grönlandtouren ist schon die Anreise ein Abenteuer: Eingeschifft wird an Orten wie Narsarsuaq, Ilulisat oder Tasiilaq. „Da es nicht einfach ist, nach Grönland zu fliegen, sind wir glücklich, dass unser Kooperationspartner Leguan Reisen die Organisation übernimmt“, sagt Essl. „Es können sich leicht wetterbedingte Änderungen, etwa im Flugplan, ergeben. Der Reiseveranstalter, der sich auf Expeditionsreisen spezialisiert hat, weiß, wie damit umzugehen ist.“
Neben bis zu zwölf Passagieren ist eine siebenköpfige Crew, ein fachkundiger Expeditionsleiter und ein Guide mit an Bord. Dort wird auch geforscht: Die Passagiere blicken und horchen mit einer ferngesteuerten Kamera und einem Unterwassermikrofon ins Eismeer, betrachten Planktonproben unter dem Mikroskop, untersuchen Wasserproben. Für die deutlich aufwendigeren und längeren Grönlandreisen ist der Reisepreis meist fünfstellig.
Vom Trawler zum edlen Passagierschiff: Selbst ein Klavier ist an Bord
Im Dezember 2017 kaufte Nikolaus Gelpke, Gründer und Eigentümer des mareverlags in Hamburg, die „Cape Race“ und ließ sie in Island zu einem komfortablen Expeditionsschiff umbauen. Der 1963 in Kanada gebaute Stahltrawler war bis 2005 als Fischereischiff registriert. Danach diente er einige Jahre als Forschungsschiff, etwa zur Vermessung von grönländischen Gletschern.
Heute steht im Salon ein schwarzes Klavier in Hochglanzlack. Die Inneneinrichtung aus Edelhölzern ist gediegen. Die „Cape Race“ verfügt über eine hocheffiziente Kläranlage und kann Seewasser zu Trinkwasser entsalzen. Das edle Innere ist dem – gut gepflegten – ehemaligen Arbeitsschiff nicht anzusehen. So fügt es sich vorübergehend nahtlos in den Museumshafen Harburg ein.