Hamburg. Die Zeitschrift „mare“ wird heute 25 Jahre alt. Nach der Gründung wurden Bücher, TV- und Radioprojekte und ein Podcast verwirktlicht.
Vor 25 Jahren, am 8. April 1997, feierten an der Kehrwiederspitze 400 Gäste den Start eines Magazins, das am Tag danach auf den Markt kam: „mare – Die Zeitschrift der Meere“. Unter den Gästen befand sich Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur von „Geo“ und Herausgeber der angesehenen „Geo“-Gruppe. Im Partylärm rief er dem „mare“-Erfinder und potenziellen Konkurrenten Nikolaus Gelpke zu: „Ich wünsche euch viel Erfolg, nur nicht zu viel!“
25 Jahre später notiert der gebürtige Schweizer im neuen, gerade erschienenen 151. „mare“-Heft (Titel: „Was Fische fühlen)“, dass sein Unternehmen mit Sitz in der Speicherstadt zwar nicht so erfolgreich geworden sei wie „Geo“; aber „wir konnten, auch aufgrund unserer Vielfalt, bis heute bestehen.“ Die verkaufte Auflage der alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift liegt bei durchschnittlich 23.556 Exemplaren (IVW 2021), die Reichweite bei 360.000 Leserinnen und Lesern (AWA 2021).
Jubiläum: Verlag, Parfüm und Podcast folgten
Tatsächlich begann mit der Zeitschriftengründung und der ersten Titelstory über die Transatlantik-Passagen eine multimediale Erfolgsgeschichte. Nach der Zeitschrift, die sich komplett den Ozeanen und der Beziehung der Menschen zu ihnen verschrieben hat, folgten der mareverlag (2001) mit inzwischen 350 publizierten Büchern, mare TV (ebenfalls 2001), mare radio (2004), maribus mit der Veröffentlichung der World Ocean Reviews (2008) und schließlich mare Podcast (2022).
Zur mare-Familie gehören zudem zwei Düfte des Starparfumeurs Geza Schön, ein Künstlerhaus und eine kleine Reederei. Sie bietet auf der MS „Cape
Race“, einem ehemaligen Hochseefischkutter, Reisen bis in die Arktis an. Mit all diesen Gründungen beweist der Biologe, Verleger und Chefredakteur Nikolaus Gelpke (59), auf gut hanseatische Weise bis heute Wagemut und Weitsicht.
Leserschaft ist mehrheitlich männlich
Die Zeitschrift fand schnell mehr Abonnenten als Käufer. Der klassische „mare“-Leser ist mehrheitlich männlich (54 Prozent) und gut betucht. 63 Prozent verfügen über ein Haushaltseinkommen von mehr als 3500 Euro. Zielgruppe sind nach Verlagsangaben „nachhaltig orientierte und qualitätsbewusste Genießer“. Besonders erfolgreich war das Sonderheft über Hamburg (2012) mit dem höchsten Verkauf im Pressehandel. Hoch in der Gunst der Leserinnen und Leser standen ebenfalls die regulären Ausgaben „Mond & Gezeiten“, „Pinguin“ und „Ostsee“; alle Hefte sind inzwischen vergriffen.
Wenn Nikolaus Gelpke in seinem Logbuch im Jubiläumsheft über die Zusammenarbeit mit den 21 Kolleginnen und Kollegen von einem „Vierteljahrhundert Glück“ schwärmt, sollte an dieser Stelle noch ein Name ergänzt werden. Es ist der viel zu früh verstorbene TV-Moderator und Publizist Roger Willemsen (1955–2016). Roger Willemsen und Nikolaus Gelpke hatten sich auf einer Zugfahrt kennengelernt.
Gelpke verdankt Roger Willemsen sein größtes Glück
Der Verleger wollte das Gespräch gerade mit einem großen Kompliment für die Arbeit des TV-Moderators beginnen. Doch der ließ ihn dazu nicht kommen. Wohl ahnend, dass er gelobt würde, zeigte Willemsen stattdessen Empathie für sein Gegenüber, erinnerte sich Nikolaus Gelpke vor einiger Zeit im Abendblatt-Podcast „Geliebt & Unvergessen“. Willemsen habe das Magazin „mare“ in höchsten Tönen gelobt.
Aus dieser Begegnung sollte eine enge Freundschaft erwachsen, die Gelpke noch heute täglich an den 2016 im Alter von 60 Jahren verstorbenen Freund denken lässt. Dass er nicht mehr lebe, sei „der größte Verlust in meinem Leben“, sagte er. Der „mare“-Erfinder bekennt, dass er letztlich sein berufliches und privates Glück Roger Willemsen zu verdanken habe. Der habe ihm vorgeschlagen, der Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Katja Scholtz die Programmleitung des mareverlages zu übertragen. Wie sich bald herausstellte, eine exzellente Entscheidung. Doch nicht nur das. Auf einer Buchmesse sagte Willemsen später: „Wenn ihr mal heiratet, bin ich gern euer Trauzeuge.“ Und so kam es denn auch.
Jubiläum: Machern trotzdem nicht nach Feiern zumute
„Dass der Verlag und mein Lebensglück blühen – dafür ist Roger verantwortlich.“ Er habe nicht nur Gespür für die verlegerische Arbeit gehabt, sondern auch „zwei Seelen erkannt“. Mit editorischem Geschick hat sich der mareverlag längst einen anerkannten Platz in der Branche gesichert. Zu den Bestsellern gehören „Rausch“ (John Griesemer) und „Atlas der abgelegenen Inseln“ (Judith Schalansky).
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Trotz der Erfolgsgeschichte ist den Machern allerdings jetzt nicht zum Feiern zumute. Die gegenwärtige Kriegssituation und die mehr als zwei Jahre Pandemie dämpfen zwar in der Speicherstadt die Partylaune, aber nicht den Enthusiasmus für die einzigartige Welt der Meere.