Hamburg. Bis zum 12. Mai wird der ehemalige Trawler im Museumshafen und auf der Jöhnk-Werft für Arktisfahrten fit gemacht.
Der Harburger Binnenhafen ist um ein Schmuckstück reicher – zumindest für einige Wochen. Gestern Morgen um neun Uhr legte die „Cape Race“ am Kai des Museumshafens an. Mit dem umgebauten Stahltrawler erfüllte sich Nikolaus Gelpke, Gründer des Hamburger mareverlags, einen Traum: Er ließ das 34 Meter lange Schiff aufwendig umbauen und bietet nun exklusive Fahrten in die Arktis für maximal zwölf Passagiere an. Nachdem die „Cape Race“ im City-Sportboothafen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, wird nun in Harburg weiter am Schiff gearbeitet. Und im April, kurz vor dem Start des ersten Törns am 12. Mai, bekommt das Schiff noch einen neuen Unterwasseranstrich im Trockendock der Jöhnk-Werft.
Inneneinrichtung aus Edelhölzern
Dass das Stahlschiff in zwei Monaten zum exklusiven Passagierschiff wird, ist im Salon erkennbar. Ein schwarzes Piano in Hochglanzlack steht bereit, die Inneneinrichtung aus Edelhölzern ist gediegen. Doch nebenan, im Gang zur Kombüse, kreischt eine Kreissäge, Hammerschläge sind zu hören. Das Schiff ist in den vergangenen zwei Jahren komplett grundsaniert, modernisiert und zu einem kleinen Kreuzfahrtschiff ausgebaut worden. Vieles ist erreicht, aber das Werk ist nicht vollendet. „Wir haben noch einige wichtige Arbeiten vor uns“, sagt Kapitän Joachim Schiel. „Zum Beispiel sind die Fußbodenhölzer zu feucht gewesen, als sie verlegt wurden. Dadurch sind, als das Schiff beheizt wurde, die Fugen aufgerissen. Der Boden muss aber wasserdicht sein, um den darunter liegenden Stahl zu schützen. Gerade im Bereich der Kombüse, wo viel mit Wasser hantiert wird, ist das wichtig.“
Es sind noch technische Einbauten zu machen
Die „Cape Race“ bekomme in Harburg noch einen „Wassermacher“, so Schiel, eine Anlage, die Seewasser entsalzen und zu Trinkwasser aufbereiten kann. Denn der 16.000-Liter-Tank wird nicht ausreichen, wenn zwölf Passagiere und acht Crewmitglieder zehn Tage lang unterwegs sind. Zudem seien noch viele Kleinigkeiten zu machen sagt Schiel und zeigt beim Rundgang auf zwei geschlossene Bullaugen: „Hier fehlen zum Beispiel noch die Ketten, die die Abdeckungen hochhalten. Man denkt, das ist in einer halben Stunde erledigt. Und dann dauert es doch eine Stunde. Wenn 100 Kleinigkeiten zu erledigen sind, dann summiert sich das.“
Team aus fünf Leuten ist an Bord
Ein fünfköpfiges Team ist an Bord aktiv. Neben Schiel sind zwei Bootsbauer der Bootsmanufaktur aus Kiel-Altenholz, der Maschinist und ein Helfer am arbeiten. Die Kieler pendeln täglich, die anderen drei übernachten auf dem Schiff. Für Schiel, der seit zwölf Jahren Touristen in die Arktis fährt, ist es nicht der erste Aufenthalt im Harburger Binnenhafen: „Im Winter 2001/2002 war ich mit der ,Loth Lorien’ einem weißen Dreimaster, auf der Jöhnk-Werft und 2006 mit der ,J.R. Tolkien’ vom gleichen Eigner.“ Dieser Harburg-Aufenthalt hat bei dem 46-Jährigen im wahrsten Sinn Spuren hinterlassen: Eine Narbe zieht sich vom linken Handteller den Mittelfinger hinauf. „Damals fegte der Tornado durch den Hafen. Als der Strom ausfiel, wollte ich Hilfe holen. Ich sah einen Polizeiwagen und versuchte ihn zu erreichen. Dabei kletterte ich über einen Zaun und blieb mit dem Finger an einem Stahlsporn hängen.“
Die Wasserlinie muss neu markiert werden
Auch mit der „Cape Race“ wird Schiel für eine Woche ins Trockendock der Jöhnk-Werft gehen. Dort bekommt das Schiff einen neuen Unterwasseranstrich. Zuvor gilt es, eine delikate Arbeit zu machen: eine neue Wasserlinie definieren. Sie trennt den Unterwasseranstrich vom restlichen Rumpfanstrich und muss genau an der Wasseroberfläche entlangführen. Die umfassenden Umbauarbeiten haben die alte Wasserlinie ausgelöscht – nicht so sehr, weil sich die Gewichtsverteilung großartig geändert hat, sondern vielmehr, weil viele Stahlplatten des Rumpfes ausgetauscht werden mussten, so dass die Linie abschnittsweise verschwand.
Schiel: „Wir bekommen von der Jöhnk-Werft ein Floß. Mit dem kennzeichnen wir zunächst die Wasserlinie auf der Steuerbordseite. Dabei hilft uns, dass wir hier im Binnenhafen sehr ruhig liegen, keine Gezeiten und Wellen haben. Später drehen wir das Schiff und bearbeiten die Backbordseite.“ Die Linie werde nicht gemalt, sondern mit Schweißpunkten alle eineinhalb bis zwei Meter gestrichelt. Schiel: „Diese Markierung bleibt erhalten, falls das Schiff einmal sandgestrahlt wird.“ Ist die Linie gefunden, geht es durch die Drehbrücke auf die andere Kaiseite in die Werft.
Dass die „Cape Race“ ihr neues Leben als exklusives Expeditions-Passagierschiff gerade in Hamburg beginnt, liege daran, dass es dem mareverlag mit Sitz in der Hansestadt gehöre, so Schiel. Der 1997 von Nikolaus Gelpke gegründete Verlag will mit seiner Zeitschrift, mit Bildbänden und Sachbüchern, mit Radio- und Fernsehbeiträgen sein Publikum für die Meere faszinieren. Mit der „Cape Race“ können die Leser, Zuschauer und Zuhörer nun leibhaftig in arktische Meereswelten eintauchen.