Neuenfelde. SPD, CDU und Grüne fordern, die Pleite-Werft im Alten Land als Industriedenkmal zu erhalten. Doch der Ausverkauf läuft längst.
Das Ende der Sietas-Werft hatte im gesamten Hamburger Süden und dem Alten Land Bestürzung ausgelöst. Immerhin handelte es sich um die älteste Werft Deutschlands – und zugleich eine der innovativsten. All das nützte nichts, denn die neuen Besitzer der Werft, zunächst als Retter gefeiert, waren Russen. Und weil mit denen seit 2014 kaum noch jemand Geschäfte machen will oder darf, sind sie pleite. Einen Käufer, der die Werft hier hätte weiterführen wollen, fand der Insolvenzverwalter nicht.
Von diversen Parteien im Bezirk, namentlich SPD, Grüne und CDU, kamen Vorstöße, das Werftgelände als Industriestandort, aber auch als Industriedenkmal zu erhalten. Die Freie und Hansestadt Hamburg will das Gelände auch kaufen und es gibt wohl Interessenten für eine gewerbliche Nachnutzung. Für den Denkmalschutz sieht es allerdings schlecht aus: Die Werfthallen sind für neue Gewerbe wenig geeignet und die Maschinen sind verkauft. Selbst das Schwimmdock ist längst versteigert und nach Flensburg verholt. Ironie dabei: Sietas wollte ebendiese Flensburger Werft noch vor wenigen Jahren selbst kaufen.
Sietas: Grundsätzlich stimmt das Denkmalschutzamt dem Ansinnen der Grünen zu
Den größten Symbolwert nach Schwimmdocks haben für Werftbetriebe ihre Kräne. 13 große gab es in Neuenfelde, vier sind noch da. Diese Symbole wollten die Grünen unbedingt erhalten. „Krane wie diese werden anderenorts, so etwa im Harburger Binnenhafen oder der Hafencity selbstverständlich in eine Nachnutzung eingebaut. Sie haben Charme und tragen die Geschichte des Ortes in eine neue Zukunft“, schrieb die Grünen-Bezirksabgeordnete Corine Veithen in einem Antrag, in dem die Grünen den Verbleib der Kräne vor Ort fordern.
Grundsätzlich stimmt das Denkmalschutzamt dem Ansinnen der Grünen zu: „Bei dem Areal Neuenfelder Fährdeich 88-120 handelt es sich um einen der wenigen großflächig erschlossenen Werftstandorte, an dem sich Anlagen aus dem dritten Viertel des 20. Jahrhunderts in Hamburg erhalten haben“ schreiben die Denkmalschützer in einer Stellungnahme zum Antrag, „darunter eine Anzahl von Werftkränen unterschiedlicher Provenienz, unter anderen eine Kranbrücke der Firma Jucho, die 1965 für Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel errichtet und 1990 nach Hamburg transloziert wurde“.
Sietas: Kräne sollen schneller verkauft werden, als die Stadt bieten kann
Die Behörde für Kultur und Medien hat beim Insolvenzverwalter deshalb darum gebeten, das Areal mit seinen Gebäuden, Kränen und Anlagen besichtigen zu dürfen, damit man den Denkmalwert prüfen kann. Die Insolvenzverwaltung sperrt sich nicht, teilte aber mit, dass die Kräne mittlerweile im Eigentum der Nord Leasing GmbH sind und diese bereits drei von sieben Kränen nach Vietnam verkauft hat. Die weiteren vier Kräne sollen ebenfalls verkauft und weiter genutzt werden. Allerdings wäre Nord Leasing auch zu einem Verkauf der Kräne an die Stadt Hamburg bereit.
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Allerdings kommt die Stadt wohl auch hier zu spät: Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) prüft zwar den Ankauf der Sietas Werft. Es ist aber noch nicht absehbar, wann der Erwerb erfolgen kann. Die Versteigerung der Kräne steht laut Insolvenzverwalter jedoch unmittelbar bevor und kann nicht ausgesetzt werden. „Vor diesem Hintergrund sieht sich der LIG nicht in der Lage, die gewünschten Kräne separat vom Grund und Boden zu erwerben“, heißt es in der Stellungnahme