Hamburg. Die insolvente Hamburger Pella Sietas Werft ist in ihrer bisherigen Form nicht mehr zu retten. Da nach wie vor kein Investor gefunden worden ist, bereitet der vorläufige Insolvenzverwalter noch für September die Kündigung fast aller rund 200 Beschäftigten vor.
Bei der insolventen Hamburger Traditionswerft Pella Sietas gehen die Lichter aus, ein Großteil der noch verbliebenen Belegschaft wird entlassen. Da nach wie vor kein Investor mit frischem Geld gefunden worden sei, sei man aus insolvenzrechtlichen Gründen gezwungen, die Kündigung eines Großteils der noch verbliebenen rund 200 Arbeitnehmer vorzubereiten - voraussichtlich noch für September, teilte der Hamburger Rechtsanwalt und vorläufige Insolvenzverwalter Achim Ahrendt am Donnerstag nach einer Belegschaftsversammlung mit. Den Angaben zufolge sollen nur noch etwa 20 Beschäftigte in Deutschlands ältester Werft bleiben. Pella Sietas hatte Ende Juli Insolvenzantrag gestellt.
Seit Mitte August seien mehr als 150 potenzielle Investoren angesprochen wurden, erklärte Ahrendt. Es gebe auch erste unverbindliche Angebote, die signalisierten, auch Arbeitnehmer übernehmen zu wollen. "Keiner der Investoren kann und will aber die vorhandenen Aufträge zu den vereinbarten Konditionen fortführen", betonte Ahrendt. Deshalb wäre selbst im Falle einer Investorenlösung in den kommenden Monaten keine Beschäftigung vorhanden. Ahrendt sicherte zu, die Investorensuche fortzusetzen. "Im Falle einer Übernahme besteht Hoffnung, dass bei Pella Sietas doch noch mehr Arbeitsplätze erhalten bleiben oder zumindest mittelfristig neue Arbeitsplätze entstehen."
Die jetzige Eigentümerin der Werft - die russische Pella Shipyard (St. Petersburg) - stelle kein frisches Geld zur Verfügung, sagte Ahrendt. "Außerdem können die vorhandenen Aufträge zu den vertraglich vereinbarten Konditionen nicht kostendeckend fertig gestellt werden." Entsprechend werde er nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens voraussichtlich Anfang Oktober den Nichteintritt in die betreffenden Verträge erklären müssen - sofern die Auftraggeber nicht zu maßgeblichen Zugeständnissen bereit seien.
Die Werft hatte zuletzt vier Aufträge für Schiffsneubauten in den Büchern, darunter einen Eisbrecher für die russische Muttergesellschaft, eine innovative Fähre für den Bodensee, einen Laderaumsaugbagger für den Bund und eine Hybridfähre für das deutsche Wattenmeer. An keinem der Schiffe sei im vergangenen halben Jahr ernstlich gearbeitet worden.
"Das ist ein Schock für die Mitarbeiter", sagte der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Hamburg, Emanuel Glass, dem "Hamburger Abendblatt" und dem NDR. "Schließlich gibt es noch rund 200, die bis zum Schluss gehofft haben, dass es irgendwie weiter geht." Aber so wie es derzeit aussehe, "geht es für Pella Sietas als Werftstandort erst einmal nicht weiter".
Die Werft zählt zu den ältesten Schiffbaubetrieben der Welt. Erstmals 1635 urkundlich erwähnt, blieb sie über neun Generationen hinweg in Familienbesitz.
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