Neuenfelde. Dorfstraße durch Neuenfelde wird vor allem von Airbus-Pendlern und Schwerlastverkehr genutzt. CDU-Politiker fordert erneut Maßnahmen.
Der Marschkamper Deich, der Neuenfelder Fährdeich und der Neuenfelder Damm verbinden zusammen den Obstmarschenweg und den Neuenfelder Hauptdeich im Alten Land. Ein gelegentlicher Schleichweg für Pendler und Frachtverkehr war die Strecke schon immer. Seit Jahren allerdings ist sie permanente Ausweichroute – und die Anwohner sind genervt.
Auch die Politik reagiert, aber vor allem die Opposition: Allein in den vergangenen drei Jahren gab es fünf kleine Anfragen zu diesem Thema in der Bürgerschaft: zwei von der CDU, zwei von der Linken-Fraktion und eine vom FDP-Abgeordneten Sami Musa. Der CDU-Abgeordnete André Trepoll beklagt nun, dass trotz seiner Anfragen nichts geschehen sei.
Verkehrskollaps in Neuenfelde: 13.000 Autos nutzen täglich die kleine Dorfstraße
„Auch zwei Jahre nach meiner ersten Anfrage zur Verkehrssituation am Marschkamper Deich bleiben die Probleme dieselben: Lärm, Staus und Abgase werden leider jeden Tag ein Stück weit mehr Normalität, wie es aus der neuesten Anfrage an den rot-grünen Senat hervorgeht“, sagt Trepoll.
Nicht nur Lkw, die mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Straße fahren, sorgten laut Trepoll für gefährliche Zustände. Vor allem Staus und Umleitungen würden häufig dazu führen, dass die schmale Straße im Hamburger Teil des Alten Landes von zu vielen motorisierten Verkehrsteilnehmern genutzt wird. „Das heißt in Zahlen: Während in normalen Zeiten ca. 7.400 Kraftfahrzeuge täglich die Strecke passieren, waren es im September 2022 zeitweise 13.000 Autos, die die Straße befuhren, also fast doppelt so viele“ so der Abgeordnete.
Er bemängelt: Statt regelmäßig mit strengen Kontrollen für Sicherheit zu sorgen, wurde zwischen August 2021 und heute gerade mal eine Geschwindigkeitsmessung von der Stadt durchgeführt. Auch seien keine weiteren Messungen oder gar der Einsatz von mobilen Blitzern am Marschkamper Deich geplant.
Verkehrskollaps in Neuenfelde: Der Blitzer um die Ecke löst knapp 2500 Mal im Jahr aus
Dass überhöhte Geschwindigkeit im Hamburger Teil des Alten Landes, der sogenannten Dritten Meile, ein Problem ist, untermauerten dabei auch die hohen Auslösungszahlen der Blitzanlage kurz am Cranzer Hauptdeich in direkter Nähe der Ausweichstrecke. „Die hier festgestellten 2439 Geschwindigkeitsüberschreitungen im direkten Umfeld des Marschkamper Deichs verdeutlichen, dass vor Ort mehr getan werden muss, damit die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht wird“, sagt Trepoll.
„Schon seit Jahren sind die Menschen am Marschkamper Deich von Lärm, Staus und Abgasen genervt. Zusätzliche Umleitungsstrecken im Alten Land, eine höhere Dichte an Verkehrskontrollen am Unfallschwerpunkt und ein Schwerlastverbot durch den Marschkamper Deich wären konkrete Schritte, um die Verkehrssituation und vor allem die Sicherheit deutlich zu verbessern. Doch leider scheinen SPD und Grüne im Hamburger Rathaus die unhaltbare Situation am Marschkamper Deich nicht sonderlich zu interessieren. Der Schwerpunkt der grünen Verkehrsbehörde scheint eher in der Fahrradpolitik und der Verkehrsberuhigung von Hauptverkehrsstraßen in der Hamburger Innenstadt zu liegen – für den Süden bleibt mal wieder wenig Aufmerksamkeit übrig!“
Verkehrssituation in Neuenfelde: An geltende Beschränkungen hält sich niemand
Was so nicht ganz stimmt: Auf einem Teil der Strecke, nämlich auf dem Neuenfelder Fährdeich, gilt bereits ein Tempolimit von 30 km/h sowie eine Gewichtsbeschränkung auf 7,5 Tonnen. Daran gehalten wird sich allerdings selten, weil es zum einen kaum Kontrollen gibt und zum anderen nicht bereits am Marschkamper Deich auf die Gewichtsbeschränkungen am Neuenfelder Fährdeich hingewiesen wird. Lastzüge müssten dann theoretisch vor dem Neuenfelder Fährdeich wenden und durch den Marschkamper Deich auch wieder zurückfahren
Die Situation auf der Strecke ist in den vergangenen Jahren eskaliert, weil der Landkreis Stade seit 2020 die direkt am Elbdeich geführte Kreisstraße 39 zwischen Jork und der Hamburger Landesgrenze unter Vollsperrung saniert. Diese Arbeiten werden noch bis 2024 andauern. Pendler und Frachtverkehr weichen deshalb über den Obstmarschenweg und die derzeitige Problemstrecke aus, um zu Airbus oder über die Finkenwerder Umgehung auf die A7 beziehungsweise in den Hafen zu gelangen. Lkw sollen eigentlich über die B73 ausweichen, die meisten halten sich jedoch nicht daran.
An den betroffenen Straßen liegen große Neuenfelder Obstbetriebe
Eine grundsätzliche Gewichtsbegrenzung für die gesamte Schleichstrecke ist schwierig zu verwirklichen, zumal an den drei Straßen auch große Obstbetriebe liegen, die Lkw-Zugang benötigen. Begehren nach Geschwindigkeitsbegrenzung stießen – außer für ein kleines Stück des Neuenfelder Fährdeichs – bislang auf Ablehnung der Polizei, die in Hamburg die Straßenverkehrsbehörde ist.
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Wenn im kommenden Jahr die Straßensanierung in Jork abgeschlossen ist, beginnen in Hamburg die Arbeiten zur Erhöhung des Cranzer und des Neuenfelder Hauptdeichs, die ebenfalls mit starken Einschränkungen verbunden sein werden. Neuenfelder Damm, Neuenfelder Fährdeich und Marschkamper Deich werden dann weiter Ausweichstrecke sein, wenn auch in umgekehrter Richtung. Eine Entlastung ist erst in Sicht, wenn Ende 2025 die A26 bis zur A7 fertiggestellt ist.
Trepoll bemängelt, dass trotz seiner Anfragen nie etwas geschehen sei. Anfragen verpflichten den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg jedoch nur zur Antwort. Handlungsaufträge ergeben sich aus Bürgerschaftsbeschüssen, und diese ergeben sich aus Anträgen. Einen Antrag kann jeder Abgeordnete stellen, auch André.Trepoll. Bislang hat er das laut Parlamemntsdatenbank zumindest im Hinblick auf die Verkehrslage in Neuenfelde allerdings nicht getan.