Harburg. Derzeitiger Ausweichverkehr durch das Dorf gibt Vorgeschmack auf die Zeit, wenn die Autobahn A 26 bis Rübke fertig gebaut ist.

Die Autobahn A 26 soll den gesamten Unterelberaum und vor allem den Hamburger Südwesten von der Belastung durch den Straßenverkehr entlasten, indem sie den Verkehr bündelt. Doch wird das überall so sein?

„Der Verkehr auf dem Marschkamper Deich als Nord-Süd- beziehungsweise Süd-Nord-Fahrbeziehung nimmt in der Prognose 2030 im Vergleich zur Analyse 2015 leicht zu“, heißt es in der Antwort der Verkehrsbehörde auf eine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll (CDU).

Ende 2022 ist die A 26 bis Rübke fertig, die A 7 nicht

2030 soll die A 26 längst bis Stillhorn fertig gebaut sein. Die Anwohner in Neuenfelde empfinden die Verkehrssituation auf dem Marschkamper Deich aber schon seit Jahren als belastend. Deshalb wünsche sie sich keine Zunahme des Verkehrs – auch keine leichte. Große Befürchtungen hegen die Neuenfelder allerdings für die Jahre, in denen die Autobahn 26 bereits bis zum benachbarten Rübke fertig, aber noch nicht in Moorburg an die A 7 angebunden ist.

Diese Zeit beginnt voraussichtlich Ende 2022 und dauert laut Planung drei Jahre. Dann, so fürchten sie, werden sich Massen an Fahrzeugen durch ihr Dorf wälzen und sich hier den kürzesten Weg zur Elbe und am Deich entlang zu Airbus, Elbtunnel und Hafen suchen. 2009 hatte die Verkehrsbehörde versprochen, für diesen Zeitraum ein Verkehrskonzept zu entwickeln. Langsam wird dies dringend, findet die Grünen-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung und möchte in einer Anfrage von der Verkehrsbehörde wissen, ob das vor zwölf Jahren angekündigte Konzept schon fertig ist.

Einen Vorgeschmack auf die Belastung ab Ende 2022 erhalten die Neuenfelder bereits jetzt: Da die Kreisstraße 39 am Elbdeich in Jork-Borstel derzeit gesperrt ist, weicht der Autoverkehr von der beliebten Deichstrecke auf den Obstmarschenweg aus und biegt dann in Neuenfelde über den Marschkamper Deich und den Neuenfelder Fährdeich wieder in Richtung Elbdeich ab.

Lkw sollen über B 73 fahren, viele halten sich nicht daran

Der Schwerverkehr soll eigentlich eine Umleitung über die B 73 nehmen. Viele Fahrer ignorieren dies jedoch. Weil Anwohner sich beim CDU-Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll beschwert haben, hatte der eine Anfrage gestellt, in der er unter anderem wissen wollte, ob die Verkehrsbehörde Maßnahmen plane, den Schwerverkehr auf dem Marschkamper Deich zu reduzieren oder die allgemeine Höchstgeschwindigkeit herab zu setzten. Beides verneint die Behörde. Erstens sei der Marschkamper Deich eine Hauptverkehrsstraße und damit müssten dort 50 km/h erlaubt bleiben und zweitens betrage der Schwerlastverkehrsanteil nur drei Prozent. Von einem Verkehrskonzept für die nächsten Jahre ist in dieser Antwort übrigens keine Rede.

„Ich frage mich, wann diese drei Prozent ermittelt wurden“, sagt Trepoll, „und welche Aussagekraft das in absoluten Zahlen hat. Ich weiß nur, dass sich die Neuenfelder belastet fühlen und ich habe den Eindruck, dass dies im Senat niemand ernst nimmt und dort auch niemand Ahnung von der Situation vor Ort hat.“

Forderungen nach Verkehrskonzept sind länderübergreifend

Auf der anderen Seite der Landesgrenze hat die Neu Wulmstorfer SPD gerade beim Landkreis Harburg ein Verkehrskonzept für den Ortsteil für den Übergangszeitraum ab 2022 eingefordert (das Abendblatt berichtete). Die Harburger Grünen sehen sich dadurch in ihrer Forderung bestätigt, zumal sie der Ansicht sind, dass Neuenfelde noch stärker betroffen sein wird als Rübke, weil der „Schleichweg“ über Nincoper Deich, Nincoper Straße und Neuenfelder Fährdeich gut zwei Kilometer mitten durchs Dorf führt. „Die Anwohnerinnen und Anwohner dieser Straßen in Neuenfelde sind jetzt schon schwer belastet. Das wird sich mit der A 26 noch verschärfen“, begründet die Grünen-Bezirksabgeordnete Britta Ost die Nachfrage nach dem Verkehrskonzept.

Politische Wünsche beinhalten keine konkreten Vorschläge

Wie dies genau aussehen soll, wollen die Grünen gerne zunächst den Planern überlassen. Allerdings gibt es bereits einige Eckpunkte: Möglichst viel Verkehr soll über die gut ausgebaute B 3 neu nach Norden geleitet werden und erst in Neu Wulmstorf in Richtung Westen abbiegen. „Es muss darum gehen, dass mindestens der Schwerlastverkehr auf die B 73 abgeleitet wird und nicht durch die dicht bebauten Wohnstraßen in Neuenfelde fährt“, sagt Britta Ost mit Nachdruck. „Am besten wäre ein Durchfahrverbot für schwere Lkw. Dabei muss die Logistik für die Neuenfelder Betriebe natürlich gewährleistet bleiben.“