Neuenfelde. Weil die Deichstraße nicht befahrbar ist, stauen sich die Autos in Neuenfelde an der Kreuzung. Tag für Tag. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Im Berufsverkehr durch Neuenfelde zu fahren ist derzeit kein Vergnügen. Es sei denn, man fährt gegen den Strom. Morgens in Richtung Hamburg oder Finkenwerder und abends in Richtung Jork oder Neu Wulmstorf stehen die Autos kilometerweit im Stau. Bis zu einer halben Stunde Verzögerung geben Navigationsdienste auf dieser Strecke an. Der Grund sind Wartungsarbeiten am Estesperrwerk, weswegen die Straße am Deich derzeit an der Estemündung endet. Durchgangsverkehr kann deshalb nur über den Obstmarschenweg – in diesem Bereich heißt er Nincoper Straße – erfolgen. An der Neuenfelder Kreuzung staut es sich.

Mit einem Versprung von etwa 100 Metern treffen hier der Marschkamper Deich von Norden und der Nincoper Deich von Süden auf die Nincoper Straße. Der Marschkamper Deich ist die kürzeste Verbindung vom Obstmarschenweg zum Elbdeich – und damit weiter zu Airbus und zum Elbtunnel; der Nincoper Deich die direkte Verbindung zur B 73 – und eines Tages zur A 26. Diese Nord-Süd-Achse ist, ebenso wie der Obstmarschenweg, auch ohne Ausweichverkehre schon stark frequentiert. Gibt es Schwierigkeiten am Elbdeich, wird es hier eng.

Ampelschaltung anpassen? Das scheint unmöglich

„Die Ampelschaltungen und die Straßensituation vor Ort ist nicht auf das hohe Verkehrsaufkommen ausgerichtet“, sagt die Vorsitzende der FDP-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung, Viktoria Ehlers. Ihre Fraktion hatte einen Antrag eingebracht, die Ampelschaltung anzupassen. Der wurde – in einer durch Grüne und SPD abgewandelten Form – auch angenommen. Die Erfolgsaussichten sind allerdings gering: Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) kennt die Problematik bereits, hat aber keine Patentlösung.

„Gemeinsam mit der Innenbehörde ist der LSBG zu dem Schluss gekommen, dass eine Optimierung der Steuerung nicht möglich ist und die vorhandene verkehrsabhängige Steuerung für die aktuelle Verkehrslage die beste Abwicklung der Verkehre ermöglicht,“ schreibt eine LSBG-Sprecherin auf Nachfrage.

In den Spitzenzeiten morgens und abends wird, sobald die automatische Beobachtung einen Stau registriert, in der Nincoper Straße ein Grünpfeil für Linksabbieger in der Kreuzung geschaltet, um ein Blockieren des Kreuzungsbereichs und somit dem folgenden Geradeausverkehr zu vermeiden. Die Freigabelänge des Grünpfeils ist abhängig von der Stausituation und dem Verkehrsaufkommen in den anderen Knotenpunkt-Zufahrten.

„Rückstauereignisse in allen Zufahrten der Kreuzung“

„Weitere Optimierungen an der LSA sind nur möglich, wenn dafür andere Verkehrsteilnehmende eingeschränkt werden“, sagt die LSBG-Sprecherin. „Bereits in der jetzigen Situation ergeben sich Rückstauereignisse in allen Zufahrten der Kreuzung, da der vorhandene Straßenquerschnitt auch unabhängig von der Ampelsteuerung zur Abwicklung des erhöhten Verkehrsaufkommens nicht ausreichend dimensioniert ist.“

Sprich: Auch mit der klügsten Ampelschaltung könnte die Kreuzung den Verkehr nicht staufrei bewältigen. An anderen Stellen hat in solchen Situationen schon mal die Polizei mit Beamten den Verkehr geregelt, denn im flexiblen Denken schlägt der Mensch immer noch die Maschine. Für diese Kreuzung lehnt die Innenbehörde eine Postenregelung ab.

Die Reparatur des Estesperrwerks dauert noch bis Ende des Monats. Dann beruhigt sich die Lage in Neuenfelde wieder etwas – zunächst. Ab 2023 soll der Neuenfelder Hauptdeich erhöht und verbreitert werden und der Landkreis Stade saniert seinen Teil der Deichstraße bis zur Hamburger Landesgrenze. Dann ist die Kreuzung wieder unter Stress – diesmal für Jahre. Das weiß auch die Neuenfelder Bezirksabgeordnete Corine Veithen (Grüne): „Dazu kommt dann ja auch noch die anstehende Öffnung der A 26 bis Rübke. Wenn die Neuenfelder Kreuzung nicht optimiert werden kann, muss dann jeder nicht-lokale Verkehr aktiv großräumig umgeleitet werden“, fordert sie.