Harburg. Ehemaliges Warenhaus im Zentrum steht seit drei Monaten leer. Linksfraktion fordert Abriss und Neubau – mit Sozialwohnungen.

Drei Monate nach Schließung des Kaufhauses ist das Karstadt-Gebäude in Harburg nur noch ein Schatten seiner selbst – und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch wenn der Schriftzug abmontiert wurde: Dort, wo er die darunterliegende Wand vor Verwitterung und Sonnenlicht schützte ist sein Schemen immer noch sichtbar. Als Kaufhaus mit 16.000 Quadratmetern Ladenfläche war das Gebäude lange ein Schwerpunkt im so genannten „Knochenmodell“ einer ausgewogenen Harburger Innenstadt. Statt eines Schwergewichts ist es nunmehr allerdings nur noch eine Leichtbauhülle um ein großes Nichts. Harburger Politiker wollen das möglichst schnell ändern. Die Linksfraktion in der Bezirksversammlung fordert Abriss und Neubau – mit vielen Sozialwohnungen.

„Nachdem die Harburger Karstadt-Filiale geschlossen wurde, stellt sich die Frage, was nun mit dem zentral in der Harburger City gelegenen Grundstück und Gebäude geschehen soll“, sagt der Linken-Fraktionsvorsitzende Jörn Lohmann, „denn wenn es in die Hände von Investoren oder Spekulanten kommt, die nur auf Profitmaximierung aus sind, besteht die Gefahr, dass das ehemalige Karstadt-Gebäude zum Spekulationsobjekt wird und große Pläne vorgestellt, aber nicht umgesetzt werden.

„Beispiele dafür, wie es nicht laufen sollte, gibt es in Harburg schon genug!“

Die Folge wäre jahrelanger Leerstand und Verödung eines wichtigen und attraktiven Standortes, so Lohmann weiter. „Keine erfreuliche Vorstellung für das Harburger Zentrum. Beispiele dafür, wie es laufen würde und nicht laufen sollte, gibt es in Harburg schon genug, wie das Neuländer Quarree, das New-York-Hamburger-Objekt oder das geplante neue Wilstorfer Zentrum. Vielfach ist das Ende dieser Miseren immer noch nicht abzusehen. Soll es auch mit Karstadt so weit kommen?“

Viele Harburger trauern dem Karstadt Warenhaus nach.
Viele Harburger trauern dem Karstadt Warenhaus nach. © HA | Andre Lenthe Fotografie

Es gebe nur eine Lösung, um diese negative Zukunftsvision von vornherein verbannen zu können, so Lohmann weiter.: „Der Senat muss selbst aktiv werden. Gerade die zentrale Lage des Grundstücks verpflichtet dazu, hier einen neuen Mittelpunkt des Bezirks zu schaffen, der für alle Harburgerinnen und Harburger attraktiv ist.

Linke wollen Bürger in die Gestaltung einbeziehen

Auf Rückfrage antwortet Lohmann, dass seiner Fraktion für den Wohnungsbau Sozialwohnungen im ersten und zweiten Förderweg vorschweben. Deren Mieten lägen ungefähr bei sieben, beziehungsweise neun Euro pro Quadratmeter. Im Erdgeschossniveau sollen Einzelhandel und Begegnungsstätten einziehen. Im bestehenden Gebäude wäre dies nur schwer umzusetzen. Es müsste abgerissen und mehrere neue Gebäude errichtet werden.

„Was hier neu entstehen soll, muss deshalb idealerweise unter Beteiligung der Harburger entworfen werden – und das ist nur möglich, wenn die Stadt selbst das Objekt erwirbt und entwickelt, und zwar mit Blick auf die Menschen und nicht auf kommerzielle Interessen“, sagt Lohmann. „Dann kann das Ende von Karstadt sogar eine Chance für eine bedeutende Aufwertung der Harburger City werden.“

Aus dem Knochen ist längst eine Keule geworden.

Von anderen Fraktionen erhalten die Linken Zustimmung – zumindest teilweise. Eine Jahrelang vor sich hinrottende Gebäudeleiche will auch hier niemand haben. Im „Knochenmodell“ ist es wichtig hier einen Anziehungspunkt für viele Innenstadtbesucher zu haben. Dieses Modell geht davon aus, dass Harburg zwei solche Zentren, verbunden durch die Lüneburger Straße, haben könne. Der Haken: Das ursprüngliche Knochenmodell ging von einem deutlichen Schwerpunkt im Bereich Wochenmarkt/Schippseequartier und einem kleinen Gegengewicht beim Harburger Quarree und dem Harburg-Center aus. Diese beiden gibt es aber längst nicht mehr. Dafür das Superschwergewicht Phoenix-Center. Aus dem Knochen ist längst eine Keule geworden.

Umso wichtiger sei es, am Markt-Ende der Innenstadt schnell einen attraktiven Kumulationspunkt zu schaffen, finden auch andere Parteien. „Es gibt Beispiele aus anderen Städten, die in dieser Situation waren“, sagt Frank Richter, Vorsitzender der SPD-Fraktion und des Stadtentwicklungsausschusses. „Neben Wohnungen haben dort in ehemaligen Kaufhäusern auch kommunale kulturelle Nutzungen Platz erhalten, wie etwa eine große Bibliothek. So zieht ein Quartier auch Besucher von außerhalb an. Und in der Hamburger Innenstadt macht im ehemaligen Karstadt-Sport-Haus das Kulturprojekt „Jupiter“ von sich Reden.

Auch die CDU kann sich in dem Karstadt-Dreieck zwischen Schlossmühlendamm und dem Großen sowie dem Kleinen Schippsee eine Mischnutzung vorstellen. „Allerdings brauchen wir in der Innenstadt mehr hochwertigen Wohnraum“, sagt der stellvertretende Fraktionschef Rainer Bliefernicht. „Dafür findet man derzeit aber nur schwer Investoren. Davon, dass die Stadt das übernimmt, halte ich gar nichts. man sollte sich mit den privaten Eigentümern zusammensetzen!“