Harburg. Abnehmer für „HUB+“ an der A1 ist gefunden. Erneut Verkaufsgerüchte um Neuländer Quarree und NYH-Gelände
Es sind drei große Immobilienprojekte im Harburger Südosten, auf denen große Hoffnungen ruhten: Das „HafenQuartier“, einst „EcoCity“ genannt, auf dem alten Gummiwaaren-Gelände; das „Neuländer Quarree“ zwischen Hannoverscher Straße und Östlichem Bahnhofskanal sowie „HUB+ Neuland“, bekannter unter seinem alten Namen „Neuland 23“ an der Autobahnabfahrt Harburg. In allen drei Fällen herrscht seit Jahren Stillstand, zumindest bautechnisch.
Jetzt ist wieder Bewegung im Spiel: Das „HafenQuartier“ und das „Neuländer Quarree“ werden angeblich einmal mehr zum Verkauf angeboten. Die riesige Fläche des „HUB+“ steht kurz vor der Vergabe an ein Unternehmen, das dort ein Logistik-Zentrum errichten möchte. Konkretes ist noch nicht bekannt.
Neuländer Quarree: Ursprünglich sollte der Bau 2013 beginnen
Die Entwicklung des Neuländer Quarrees gleicht einer unendlichen Geschichte. Vor zehn Jahren berichtete die Regionalredaktion „Harburg und Umland“ zum ersten Mal über die Pläne, die Binnenhafen-Brachfläche südlich der Neuländer Straße mit einem ökologischen Vorzeigequartier zu bebauen, in dem Büros, Wohnungen und ein Hotel entstehen sollten, allesamt emissionsfrei. 2012 sollte der Bau genehmigt werden, 2013 beginnen, 2015 fertig sein. Die Baugenehmigungen verzögerten sich, der Investor P+S stieg aus, ein neuer Projektentwickler, die „Goldwert-Gruppe“ stieg ein – und ging 2016 in die Insolvenz.
Die CG-Gruppe des Projektentwicklers Christoph Gröner wollte das Projekt übernehmen, kam aber lange nicht zum Zuge, da sich aus der Insolvenz juristische Komplikationen ergaben.
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Die CG-Gruppe hatte ebenfalls das Projekt „Eco-City“ auf der anderen Seite der Neuländer Straße übernommen, die ehemaligen Gebäude der „New York Hamburger Gummiwaaren Kompagnie“, kurz: „Gummikamm“, die Harburg 2009 gen Lüneburg verlassen hatte. Auch hier sollten Wohnraum und Büros entstehen. Viele der alten Fabrikhallen jedoch sind bis ins Mauerwerk mit Problemstoffen belastet und nur eingeschränkt nutzbar. Einen Abriss verbot das Denkmalschutzamt.
Nach dem nunmehr „HafenQuartier“ getauften Konzept sollen in den betroffenen Hallen lediglich geparkte Autos verweilen. Dafür allerdings präsentierte man das Projekt den Bezirkspolitikern mit Bildern eines schicken Dachgarten-Swimmingpools mit Binnenhafenblick. Das war 2018. 2018 wurden auch erneuerte Entwürfe für das Neuländer Quarree präsentiert. Geschehen ist seitdem nichts.
Unternehmen tricksen Hamburger Verkaufsrecht aus
Dafür allerdings wechselten die Besitzverhältnisse an der Entwicklungsgesellschaft mehrmals. Das Bezirksamt beklagt, dass seit Jahren die Versuche, mit der Gesellschaft in Kontakt zu kommen, ins Leere laufen. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt dann genug davon, der Fläche beim Überwuchern zuzusehen und sicherte sich das Vorkaufsrecht, falls das Grundstück veräußert werden sollte. Dennoch ist jetzt offenbar wieder ein Verkauf geplant – ohne, dass die Stadt zum Zuge kommt. Verkauft würde nämlich, wie auch in der Vergangenheit bereits, nicht das Grundstück selbst, sondern, ganz oder anteilig, die Firma, die es besitzt. Damit hätte die Fläche de facto neue Eigentümer, aber nicht de jure.
„Das ist die Schwachstelle des Vorkaufsrechts“, sagt Frank Richter (SPD) Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. „So lange nicht das Grundstück selbst verkauft wird, wirkt es nicht. Dabei ist dieser Stillstand mehr als ärgerlich, denn die beiden Projekte sollen ja den repräsentativen östlichen Eingang ins Binnenhafengebiet bilden.“
Am anderen Ende der Neuländer Straße an der Autobahn A 1 warten 17 Hektar Gewerbefläche ebenfalls auf eine blühende Zukunft. Hier war ein Vorzeigeprojekt geplant, in dem moderne Logistik und ökologisches Bauen vereint werden sollten. Vom Gründach bis zur unterirdischen Oberflächenwasserbehandlung von insektenfreundlichem Licht bis zu vogelgerechter Randbepflanzung waren seitens der Freien und Hansestadt Hamburg zahlreiche Bedingungen gesetzt.
Fläche „HUB+ Neuland“ soll an Online-Handelskonzern gehen
Auch im Bezug auf die soziale Nachhaltigkeit: So sollten hier 1200 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Deutsche Post/DHL war dazu bereit: In einem riesigen Hufeisenbau sollte ein Paketzentrum entstehen. Doch dann brach das Paketgeschäft der Post ein, unter anderem, weil große Online-Händler ihre eigene Paketlogistik aufbauten. DHL sagte ab. Die Fläche „HUB+ Neuland“ wurde über die städtische „Hamburg Invest“ in einem Interessenbekundungsverfahren neu angeboten – sei es im Ganzen oder in bis zu vier Teilflächen. Nach einem Jahr ist dieses Verfahren nun kurz vor dem Ende. Nach Abendblatt-Informationen hat es zahlreiche Interessenten gegeben, unter anderem doch wieder die Post. Die erhielt jedoch nicht den Zuschlag. Die Fläche soll, so heißt es, im Ganzen an einen großen Online-Handelskonzern vergeben werden.