Harburg. „Play the Piano“ heißt eine Aktion, bei der öffentlich aufgestellte Klaviere zum Spielen einladen – an acht Orten inklusive Binnenhafen.
- Jedes der acht Klaviere wird nachts mit abschließbaren Planen gesichert.
- Alle Instrumente werden künstlerisch gestaltet.
- Aktion stammt ursprünglich aus London.
Ein scheinbar herrenloses Klavier steht am Marktplatz am Sand. Ein talentierter Harburger fängt an zu spielen und erfreut zufällig vorbeigehende Passanten. Einige halten inne und lauschen dem „Straßenkünstler“. Eine solche Szene könnte es im September an verschiedenen Orten der Harburger City geben: Bei der Aktion Play the Piano“ werden acht Klaviere öffentlich aufgestellt, um die Innenstadt musikalisch zu bereichern.
Die Idee zu der Aktion hatte Antonia Marmon, Chefin von Harburg Marketing. „Aktionen mit öffentlich aufgestellten Klavieren gab es zuerst in London und inzwischen auch in vielen anderen Städten der Welt“, sagt Marmon. In Deutschland wurde auf diese Weise bislang in Augsburg und München musiziert. Nun kommt Hamburg hinzu, dank der Harburger Initiative.
Harburg: Jeder kann sein musikalisches Talent zeigen
Vom 8. bis Ende September kann an acht Orten in die Tasten gehauen werden. Die Einkaufscenter Marktkauf und Phoenix machen mit, dort stehen die Pianos vor Regen geschützt. Ebenso im Habibi-Atelier in den Harburg Arcaden. Dort wurde das erste gespendete Klavier bereits vor einigen Wochen angeliefert und von Dritt- und Viertklässlern gestaltet.
„Auf der linken Seite erinnert es ein bisschen an Van Gogh, der Rest ist moderne Kunst“, sagt Valerie Stricker vom Atelier. Unter ihrer Regie haben Grundschüler – und wer sonst noch vorbeikam – das Instrument bemalt. Zuerst machten sich ukrainische Flüchtlingskinder der Georg-Kerschensteiner-Grundschule ans Werk. Jetzt legen ein Dutzend Kinder der Schule In der Alten Forst (beide Eißendorf) in der Ferienfreizeit nach.
Klaviere werden bei Spendern kostenlos abgeholt
Auch die anderen sieben Klaviere sollen kunstvoll gestaltet werden. Alle sind private Spenden aus ganz Hamburg. „Das Pianohaus Trübger machte mich darauf aufmerksam, dass oftmals Klaviere nicht mehr bespielt werden, sondern nur noch herumstehen“, sagt Marmon. „Viele Leute scheuen die Abholkosten von einigen hundert Euro, da habe ich sogar ein Beispiel in meinem Bekanntenkreis.“
Die Straßen-Klaviere werden von Profis gratis abgeholt. Das kostet das Projekt 750 Euro pro Klavier. „Play the Piano“ wird größtenteils über den Hamburger Neustartfonds finanziert. Auch das städtische Wohnungsunternehmen Saga beteiligt sich; hinzu kommen einige Privatspenden.
Jedes Piano braucht einen Harburger Paten
Derzeit führt die Citymanagerin Gespräche über die einzelnen Standorte. Dabei gilt: Die Klavier sollten möglichst sichtbar sein. Gesetzt sind neben den drei Einkaufszentren der Museumsplatz vor dem Stadtmuseum Harburg. Eines wird im Außenbereich der Fischhalle Harburg stehen, frei zugänglich. Für die restlichen drei Standorte hat Marmon vier Kandidaten im Visier: den Kanalplatz im Binnenhafen, den Rathausplatz sowie Freiflächen an der Ruine der Dreifaltigkeitskirche (Neue Straße) und am Sand.
Für jedes Klavier wird eine spezielle, stabile Abdeckplane angefertigt. Marmon: „Die Abdeckungen sind abschließbar und sollen die Klaviere nachts vor Vandalismus und natürlich auch vor Regen schützen. Und die Anwohner vor nächtlicher Ruhestörung. Sollte es tagsüber regnen, müssen sie ebenfalls übergelegt werden. Wir brauchen deshalb für jedes Klavier einen Paten, der es betreut. Für die feststehenden Standorte sind sie bereits gefunden. Am Sand würde Harburg Marketing die Patenschaft übernehmen.“
Projekt „Walls Can Dance“ sitzt mit im Boot
Die gesamte Organisation der Aktion hat das gemeinnützige Urban Art Institute übernommen. Mit seinem Projekt „Walls Can Dance“ engagiert es sich seit Jahren im Stadtteil Harburg und verfügt über einen Pool von Künstlern. Manch einer wird nun ein Klavier gestalten. Im Rahmen der tanzenden Wände sind bereits 13 großflächige Bilder entstanden, die Harburg für Kunstinteressierte zur Freiluft-Galerie machen. Das erste Gemälde von „Walls Can Dance“ an der Harburger Schloßstraße fiel allerdings gerade einer Fassadensanierung zum Opfer.
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„Wir suchen durchaus noch Klaviere“, sagt Lukas Grellmann vom Urban Art Institute. Zwar gibt es bereits acht Spenden, doch könnte das eine oder andere Instrument vielleicht noch durch ein besseres ersetzt werden. Schließlich kommt es auch auf den guten Ton an. Dafür wird nach der jeweiligen Aufstellung und zusätzlich einmal pro Woche ein Klavierstimmer vorbei kommen.
Schulen und Kindergärten sind eingeladen, sich zu beteiligen
Die Qualität der Darbietungen kann er jedoch nicht beeinflussen. Antonia Marmon hofft auf begabte Musiker, die mit ihrem Spiel „die Zuhörer verzaubern“. Sie wolle demnächst Schulen und Kindergärten anschreiben und ihnen Ausflüge zu den Klavieren vorschlagen.
Zudem hofft sie auf Aktionsvorschläge aus Harburg: „Vielleicht kommt mal ein Musiklehrer oder ein Klavierbauer vorbei und erklärt dem Publikum den Aufbau eines Klaviers. Oder eine Klasse gibt ein Konzert. Oder sie führt ein musikalisch begleitetes Theaterstück vor.“
„Play the Piano“: Wer einen Beitrag leisten möchte, möge sich melden
Wer sich im September ans Klavier setzt und seine Mitmenschen mal verzaubert und – bei mangelndem Talent – auch mal verärgert, wird sich zeigen. Die Citymanagerin hofft auf rege Beteiligung. Wer einen Beitrag leisten möchte oder musikalische Wünsche hat, kann beim Info-Point von Harburg Marketing an der Hölertwiete 6 vorbeischauen, eine E-Mail an info@harburg-marketing schreiben oder sich telefonisch unter 040 32 00 46 95 melden.
Nach der Aktion sollen die Klaviere verschenkt werden. Vielleicht an Schulen, auch an Privatleute. Übrig gebliebene Instrumente nimmt das Atelier Habibi ab. Doch zunächst einmal hoffen Antonia Marmon und Lukas Grellmann auf einen Indian Summer, der zum Klavierspielen im Freien einlädt.