Harburg. Bau der Veloroute 10 wird noch über den Sommer die Verkehrsader und Geschäftsleute des Harburger Binnenhafens beeinträchtigen

Seit Oktober ist der Veritaskai im Harburger Binnenhafen eine Großbaustelle. Im Zuge des Baus der Veloroute 10 wird die Straße umgestaltet und die Asphaltdecke erneuert. Das führt zu Absperrungen mit immer neuen Wegeführungen für Fußgänger, Rad- und Autofahrer. Am kommenden Wochenende wird die wichtige Durchfahrts- und Geschäftsstraße komplett gesperrt.

Von Freitagmorgen (8. 4.) bis zum Montagmorgen gegen 4 Uhr soll die Fahrbahndecke neu asphaltiert werden. Während der Arbeiten wird größtenteils auch das Parkhaus Veritaskai nicht mehr anzusteuern sein. „Wir müssen am Freitag um 18 Uhr schließen und wollen am Montag um 5 Uhr wieder öffnen“, sagt Parkhaus-Techniker Dirk Meyer. Immerhin seien in dem Zeitraum keine Büroleute betroffen. Bislang gebe es trotz der monatelangen Großbaustelle mit variierenden Ein- und Ausfahrten nur geringe Einbußen, sagt Meyer. Das Parkhaus profitiere jetzt vom hohen Anteil an Dauerparkern. Eigentlich verdienen Parkhäuser generell mehr Geld mit Kurzzeitbesuchern, weil dann die Stellplätze mehrmals täglich zu höhren Preisen vermietet werden können.

Apotheke leidet seit Jahren durch Straßen- und Brückenbauarbeiten

Unter gesunkenen Umsätzen leidet dagegen die Apotheke am Veritaskai. „Das merkt man schon“, sagt Apothekerin Stefanie Menges. Auch die vorübergehende Schließung des benachbarten Edeka-Markts zeige Wirkung. Menges ärgert sich darüber, dass eine Straßenbaustelle nach der anderen die Erreichbarkeit der Apotheke beeinträchtigt: „Wir sind seit neun Jahren vor Ort und haben schon einiges mitgemacht, etwa die Brückensanierung am Östlichen Bahnhofskanal.“ Trotz der Vollsperrung werde die Apotheke zu den gewohnten Zeiten geöffnet sein, also auch am Sonnabend bis 14 Uhr.

Die Bäckerei Wedemann wird an diesem Sonntag dagegen keine Brötchen und Kuchen verkaufen. „Es macht keinen Sinn, zu öffnen, weil die Bäckerei nicht anfahrbar ist“, sagt Franziska Wedemann. Erfreulicherweise gebe es ansonsten bislang kaum Einbußen, so die Bäckerei-Chefin. Dennoch ist sie verärgert über die Baumaßnahme: „Wir haben ältere Stammkunden. Die müssen jedes Mal eine neue Fußwegführung meistern.“ Zudem könnten die unterirdischen Müllsammelbehälter nicht angefahren werden, weshalb nun direkt vor den Fenstern des Cafés rollbare Müllcontainer stehen.

Flugsand und Baustellen-Ambiente auf Café-Terrasse

Die Großbaustelle mache in der warmen Jahreszeit die Nutzung der seitlichen Terrasse kaum möglich, so Wedemann. Seit Jahren weht vom benachbarten Baugrundstück für ein Hotelhochhaus den Gästen Sand auf den Kuchen. Das hatte sich mit aufkommender Vegetation zuletzt gebessert. Doch nun nutzt das Straßenbauunternehmen Kemna das Grundstück und lagert dort Fahrzeuge und Material. Selbst wenn die Arbeiten zur Veloroute 10 voraussichtlich im August abgeschlossen sind, werde der Terrassenbetrieb beeinträchtigt. Franziska Wedemann erklärt: „Entlang des Kaispeichers sollen insgesamt 77 Fahrradbügel installiert werden. Davon 22 auf der von mir angemieteten Terrassenfläche. Wenn da 20 Räder parken, ist die Nutzung stark eingeschränkt.“

Auf dieser Straßenseite wird der Radschnellweg verlaufen. Hier sollen zudem 77 Fahrradbügel installiert werden.
Auf dieser Straßenseite wird der Radschnellweg verlaufen. Hier sollen zudem 77 Fahrradbügel installiert werden. © HA | Angelika Hillmer

Auch die Schanzenbäckerei klagt über die Großbaustelle: „Es ist eine Katastrophe“, sagt Filialleiter Karsli Levent. „Wir vermissen die Kunden, die morgens schnell mal an der Straßenseite gehalten und sich einen Kaffee oder ein Brötchen rausgeholt haben.“ Nur das Mittagsgeschäft habe sich nach der Corona-Pause erholt – „die Leute kommen zu Fuß“. Die Gastronomie leidet ebenfalls. So klagt das vietnamesische Restaurant Hoi An über weniger Gäste und führt das auf die Bauarbeiten zurück.

Zum Schluss kommt ein Verkehrskreisel

Am Montag wird der Veritaskai wieder zur Einbahnstraße in Richtung Kanalplatz. Von Dienstag, 12. April, an kann er wieder in beide Richtungen befahren werden. Doch die Großbaustelle wandert weiter: Der anschließende Straßenabschnitt Kanalplatz bleibt bis August eine Einbahnstraße Richtung Westen. Die Harburger Schloßstraße wird kommende Woche bis Anfang Juli zur Einbahnstraße in Richtung Süden. Dort wird im Einmündungsbereich zum Kanalplatz an der Straßenentwässerung gearbeitet. Ende Mai 2022 wird die Schloßstraße für zwei Wochen dazu komplett gesperrt. Zudem sollen im April, wie berichtet, im Bereich der Parkplatzfläche am südlichen Kanalplatz die Arbeiten für einen unterirdischer Regenwasserspeicher und eine Reinigungsanlage beginnen und im Herbst im Einmündungsbereich der Harburger Schloßstraße ein Verkehrskreisel entstehen.