Harburg. Viele Unternehmen haben oder erwarten deutliche Umsatzeinbußen. Schnelle Hilfe vom Staat gefordert.

Die kommende Woche wird eine entscheidende Rolle spielen, wie stark die Harburger Wirtschaft durch die Corona-Krise getroffen wird. Davon ist Franziska Wedemann, Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, überzeugt. „Es ist zu befürchten, dass es durch die Ski-Rückkehrer einen Infektionsschub geben wird“, so Wedemann. Noch sei es zu früh, um Aussagen zu machen, wie stark die Pandemie die Harburger Unternehmen treffen wird, sagt die Chefin vom Backhaus Wedemann. In ihrem Betrieb sei der Corona-Ausbruch schon „ganz erheblich“ zu merken.

Wirtschaftsverein vertritt 270 Mitglieder

Der Wirtschaftsverein werde kommende Woche seine Mitgliedsunternehmen zu den (erwarteten) Auswirkungen des Corona-Virus befragen, kündigt Wedemann an. Der Wirtschaftsverein hat mehr als 270 Mitglieder, die zusammen rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigen. Er selbst werde sein nächstes Monatstreffen absagen, so Wedemann. Am 26. März sollte im hit-Technologiepark über ein „tragfähiges und zukunftsgerichtetes Mobilitätskonzept“ für die Süderelbe-Region diskutiert werden. In ihrem eigenen Backbetrieb gebe es Einbußen durch abgesagte Veranstaltungen sowie durch Schließungen von Kantinen und Mensen. So eine Situation habe sie in ihrem Betrieb noch nicht erlebt, sagt Wedemann – „wir haben aber Krisenpläne, und die werden jetzt umgesetzt“.

47 Prozent der Unternehmen befürchten Umsatzrückgang

Auch im Landkreis Harburg spüren die Unternehmen die Folgen des Virusausbruchs. Nach einer Umfrage Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, zu der Harburg zählt, erwarteten bereits vor einer Woche 47 Prozent der 393 Unternehmen, die sich an der Blitzumfrage beteiligt hatten, einen Umsatzrückgang in Folge der Corona-Situation. Mit China und Italien seien wichtige Wirtschaftspartner stark betroffen, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. „Unsere Unternehmen stehen vor enormen Herausforderungen. Produktionsausfälle, Schwierigkeiten in den Lieferketten, Auftrags- und Umsatzrückgänge, Einschränkungen bei Geschäftsreisen sowie abgesagte Messen beeinträchtigen die Unternehmerinnen und Unternehmer in ihren Geschäftsaktivitäten.“ Aktuell seien vor allem die Tourismuswirtschaft und das Gastgewerbe betroffen.

IHK Lüneburg stoppt eigene Veranstaltungen

Es sei wichtig, dass der regionalen Wirtschaft geholfen werde, so Zeinert: „Die angekündigten Steuersatzsenkungen und die Ausweitungen des Kurzarbeitergeldes begrüßen wir sehr. Sie sind ökonomisch wichtig. Am wichtigsten ist jedoch, dass die regionale Wirtschaft jetzt schnell und unbürokratisch unterstützt wird.“ Die IHK hat bis Ende April alle größeren eigenen Veranstaltungen abgesagt.

Die Veranstaltungen der Handwerkskammer Hamburg stehen nach Auskunft von Kammersprecherin Christiane Engelhardt derzeit alle auf dem Prüfstand, darunter auch die Aktivitäten im Elbcampus in Harburg. Ansonsten gibt sie leichte Entwarnung: „Bislang haben wir den Eindruck, dass unsere Betriebe noch nicht so stark betroffen sind.“ Das Handwerk sei kein guter Indikator für die Stimmungslage in der Wirtschaft, so Engelhardt: „Bei uns kommt die Entwicklung verzögert an.“

Die Handelskammer Hamburg sieht dagegen schon jetzt Unternehmen in ihrer Existenz gefährdet. Sie begrüßt Ankündigungen aus Berlin und Hamburg, das Kurzarbeitergeld zu stärken, Förderkredite und Bürgschaften zu vergeben oder steuerliche Erleichterungen zu schaffen. All dies reiche aber nicht aus, sagt André Mücke, Vizepräses der Handelskammer, und fordert einen Sonderfonds. „Die Hamburger Unternehmen brauchen finanzielle Unterstützung, die sofort hilft. Die bisherigen Förderkredite und öffentlichen Bürgschaften sind für dieses Szenario, das die Wirtschaft derzeit erlebt, nicht geeignet“, so Mücke.

Schnelle und unbürokratische Hilfe

Auch Franziska Wedemann hält schnelle Finanzhilfen für wichtig, spricht von „Helikoptergeld“, das die Unternehmen pauschal ohne Formularkrieg erreichen sollte. Gleichzeitig lobt sie die jüngsten Zusagen aus Berlin: „Am Freitagmittag wurde das Maßnahmenpaket für die Wirtschaft von den Ministern Altmaier und Scholz verkündet. Ich begrüße das sehr und hoffe, dass die Umsetzung tatsächlich – wie angekündigt – unbürokratisch bei den Unternehmen ankommt.“ Nur zügig ausgeführte Unterstützung helfe den Unternehmen, so Wedemann. „Zum Glück trifft uns das Coronavirus in einer Zeit, in der wir viele gute Jahre gehabt haben.“ Etliche Unternehmen seien deshalb sehr gut aufgestellt und können eine Zeit lang durchhalten. Spätestens Ende April bestünde aber „akuter Handlungsbedarf“.