Neugraben. Veloroute bricht in Hamburg-Neugraben ab, weil Grundstückseigentümer nicht verkaufen. Dabei hatte sich das abgezeichnet.

Kaum ein Monat vergeht, in dem die Freie und Hansestadt Hamburg nicht einen weiteren Fortschritt beim Ausbau der beiden Velorouten im Hamburger Süden vermeldet. Im Binnenhafen, in Hausbruch und in Neugraben werden immer mehr Teilstücke fertiggestellt. Dazwischen allerdings liegen die ungelösten Probleme – und die drohen, die „Fahrradautobahnen“ zu einem Flickenteppich aus gut ausgebauten Kurzstrecken, unterbrochen von Engstellen, Umwegen und Hindernissen zu machen.

In Neugraben beispielsweise endet die Veloroute 10 knapp 500 Meter vor ihrem eigentlichen Ende an einem Zaun. Radfahrer in Richtung Neugrabener Bahnhof müssen hier jäh nach rechts auf den Fuß- und Radweg in die Francoper Straße einbiegen – eine unübersichtliche Engstelle und eine Wendung, auf die es keinen Hinweis gibt. Ortsunkundige Radfahrer werden dadurch zu waghalsigen Manövern gezwungen.

Anlieger wollen Teile ihrer Grundstücke nicht abtreten

Geplant war, dass der Radweg entlang der Bahn verläuft und die Veloroute auf einer eigenen Brücke über die Francoper Straße geführt wird, die ihrerseits hier als Fuß- und Radweg unter dem Bahndamm hindurchgeführt wird. Der Abzweiger nach rechts auf den gemeinsamen Weg mit den Fußgängern ist als eine Art „Abfahrt“ von der Veloroute zur Unterführung beziehungsweise ins Neugrabener Dorf gedacht, aber eben nicht als die Hauptstrecke dimensioniert.

Auf der gedachten Hauptstrecke gibt es allerdings ein Problem: Hier müssten Anlieger Teile ihrer Grundstücke abtreten, und das wollen nicht alle. „Der Wegeabschnitt lässt sich derzeit aufgrund nicht vorhandener Flächenverfügbarkeit nicht regelkonform im Radwegestandard ausbauen“, formuliert Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen es etwas umständlich in der Antwort auf eine Anfrage des SPD-Bezirksfraktion.

Dieser Konflikt hatte sich abgezeichnet. Bereits vor zwei Jahren war es die CDU, die sich für die Grundstückseigentümer einsetzte. „Mehrere Anwohner der Straße In de Krümm wollten damals nicht, dass die Veloroute so nah hinter ihren Häusern vorbeiführt“, erinnert sich Ralf-Dieter Fischer, Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion mit Wahlkreis und Anwaltskanzlei in Neugraben, wo sich das Veloroutendrama entspinnt. „Wir haben schon damals gefordert, dass eine andere Planung getroffen wird.“

Für einige Reihenhäuser am Ende der Häuserzeile zwischen In de Krümm und Im Neugrabener Dorf, die ohnehin schon nah am Bahndamm und deshalb mit nur wenig Hintergarten gesegnet sind, würde sich dieser Garten durch die drei Meter breite Veloroute noch einmal erheblich verkürzen. Zudem müssten etwas weiter östlich einige Garagen für die Veloroute abgerissen werden, die Anwohner somit auf Parkplätze verzichten, die in Reihenhausgebieten ohnehin Mangelware sind.

Bezirksamt Harburg möchte Machbarkeitsstudie für alternative Route

Das Bezirksamt möchte jetzt eine Machbarkeitsstudie durchführen lassen, wie die Veloroute geführt werden könnte. Derzeit verschwenkt sie, wie beschrieben, durch eine Engstelle in Richtung Francoper Straße Radfahrer müssten dann über die Straßen In de Krümm und Im Neugrabener Dorf fahren – ein 950 Meter umfassender Schlenker also fast doppelt so lang, wie einst geplant.

„Ein großer Teil dieses Schlenkers wird wohl bleiben müssen, wenn man den Anwohnern nicht die Gärten abnehmen will, was wohl zu wenig Akzeptanz der Veloroute führen wird“, sagt der SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner. „Allerdings muss man die enge Kurve entschärfen, das schreibt auch das Bezirksamt.“

Dabei gibt es noch weitere ungelöste Probleme auf der Route

Wiesner schlägt vor, die Brücke über die Unterführung zu bauen und die Route hinter der Freiwilligen Feuerwehr herum auf die Straße In de Krümm zu führen. Das wäre immer noch ein Schlenker, würde aber die Gärten und Garagen nicht berühren. Allerdings ist fraglich, ob in den entsprechenden Straßen dann noch so geparkt werden darf wie jetzt.

Denn immerhin soll die Veloroute hier Teil des Radschnellwegs nach Stade werden, in den sie hinter dem Neugrabener Bahnhof übergeht. Dafür muss sie dann noch fahrradfreundlicher ausgebaut werden als eine rein städtische Veloroute. Womöglich verlagert sich der Streit so nur.

Hinzu kommt, dass dies nicht die einzige Problemstelle an der Strecke ist: Der Bahnübergang am Dubben und die Bahnquerung im Harburger Binnenhafen sind auch noch ungelöste Probleme. Laut Bezirksamt soll die Veloroute daher auch erst ausgeschildert werden, wenn sie ganz fertig ist.