Harburg/Landkreis. An der Schlachthofstraße wurden “Wohnwaben“ eingerichtet. Landkreis Harburg sucht nach Immobilien und Quartier für Großfamilien
Die Umbaumaßnahmen sind beendet, das DRK Harburg kann die Fegro-Halle in Neuland ab sofort wieder in Betrieb nehmen. Bereits Mitte März waren dort Geflüchtete für wenige Tage auf Feldbetten untergebracht. Dann wurde die Halle wieder geräumt – offiziell, weil zu jenem, Zeitpunkt weniger Geflüchtete in Hamburg ankamen. Inzwischen wurden unter anderem Leichtbauwände aufgebaut.
Entstanden sind dadurch 54 „Wohnwaben“ mit jeweils sechs Doppelstockbetten. Platz wäre somit für 648 Personen. Wann Geflüchtete aufgenommen werden, steht noch nicht fest.
Auf Gelände wurden 50 Duschkabinen und Toiletten aufgebaut
Organisiert wurden Umbau- und Ausstattung im städtischen Auftrag. Dr. Arne Nilsson, Sprecher der Geschäftsführung Fördern & Wohnen: „Wir freuen uns, dass wir mit dem DRK Harburg einen erfahrenen Partner haben, der gemeinsam mit uns und der Stadt dafür sorgt, dass Menschen aus der Ukraine schnell und sicher untergebracht sind.“ DRK-Vorstand Harald Halpick ergänzt: „Unsere Zusammenarbeit gestaltet sich trotz der dynamischen Lage auf allen Ebenen reibungslos und unkompliziert.“ Auf dem Fegro-Gelände wurden 50 Duschkabinen und Toiletten aufgebaut. Auch stehen Schließfächer, Mobiliar und Bettzeug zur Verfügung. In der Halle ist ein Bereich für eine „halboffene Kinderbetreuung“ mit Fachpersonal eingerichtet, ferner gibt es ein Arztzimmer sowie Umkleideräume.
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Bei der Teamleitung setzt Uli Bachmeier, Bereichsleiter Soziale Dienste, auf Kompetenz: Dr. Michael Wedler führt seit sechs Jahren die DRK-Folgeunterkunft Am Röhricht in Neugraben-Fischbek. Er wird zusätzlich in der Fegro-Halle tätig sein. Kollegin Anett Wohlers, Kita-Kulturlotsin im Bundesprojekt „Kita-Einstieg“, bringt pädagogisches Know-how in der Arbeit mit Migrationsfamilien mit. „Wir können Sozialberatung und psychosoziale Betreuung leisten, planen Bewegungsangebote und Sprachkurse“, sagt Anett Wohlers. „Ein Impfangebot wird gerade abgestimmt. Das AK Harburg hat sich angeboten, wir stehen mit dem Corona-Stab der Sozialbehörde in Kontakt.“
Bisher ist ein Kernteam von fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgesehen, sobald die Unterkunft genutzt wird. „Je nach Belegung können wir aufstocken“, so Dr. Wedler. „Wir setzen Menschen aus sozialen Berufen ein, die flexibel sind und Willen zum Engagement gemäß unserer DRK-Grundsätze mitbringen.“Auch Angebote von 35 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, organisiert von DRK-Koordinatorin Rosa Schlottau, sind im laufenden Betrieb eingeplant. „Auf jeden Fall werden wir Aktive als Sprachmittler brauchen“, sagt sie.
Im Landkreis geschätzt mehr als 4000 Geflüchtete angekommen
Im Landkreis Harburg sind nach groben Schätzungen bislang mehr als 4000 Menschen aus der Ukraine angekommen, 540 davon wurden dem Landkreis offiziell über die Landesaufnahmebehörde zugewiesen. Die Welle der Hilfsbereitschaft im Landkreis ist weiterhin groß – auch was den privaten Wohnraum anbelangt. So wurden durch das Landkreis-DRK bislang über 640 Angebote mit knapp 2100 Plätzen erfasst. Rund 740 ukrainische Flüchtlinge sind dort bereits untergebracht. „Durch diese unglaubliche Unterstützung aus der Bevölkerung konnten wir eine große Anzahl Vertriebener innerhalb kürzester Zeit aus den Notunterkünften in private Unterbringungen vermitteln. Dafür können wir uns gar nicht genug bedanken“, sagt Landrat Rainer Rempe.
Was sich immer wieder als schwierig erweist, ist aber, geeignete Unterkünfte für größere Familien mit fünf oder mehr Personen zu finden. Deshalb bittet Rempe noch einmal gezielt um Unterstützung in diesem Bereich. „Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn sich Bürgerinnen und Bürger finden, die auch größeren Familien Wohnraum zur Verfügung stellen können“, so der Landrat. Um Geflüchtete längerfristig unterzubringen, mietet der Landkreis Harburg geeignete Objekte an. Sowohl unentgeltliche Angebote als auch Mietobjekte sind willkommen. Wer privaten Wohnraum unentgeltlich zur Verfügung stellen möchte, wendet sich an das DRK unter der Hotline 04171/769 44 44. Mietangebote für entsprechend große Wohnungen bzw. Einfamilienhäuser können direkt an die Kommunen oder per Mail an Gebaeudewirtschaft@lkharburg.de gemeldet werden.
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Wer Geflüchtete privat unterbringt, kann einen Antrag auf eine Nebenkosten-Pauschale stellen. Pro untergebrachte Person ab einem Alter von zwölf Jahren werden 80 Euro pro Monat gezahlt. Ein entsprechendes Formular steht unter www.landkreis-harburg.de/ukraine zur Verfügung. Durch die große Hilfsbereitschaft war es bislang möglich, dass die Notunterkünfte in der Schützenhalle Buchholz (120 Plätze) und im Meckelfelder Helbach-Haus (100 Plätze) nicht ausgelastet werden mussten. Seit Ende der vergangenen Woche steht für die kurzfristige Notunterbringung außerdem die Sporthalle der BBS Winsen (180 Plätze) zur Verfügung.
Bereit stehen Unterkunft in Wohlesbostel und in Neu Wulmstorf
Bereit stehen außerdem eine Unterkunft in Wohlesbostel (44 Plätze) und in Kürze in Neu Wulmstorf (230 Plätze, wir berichteten), in denen auch eine längerfristige Unterbringung möglich ist. Um weitere Kapazitäten für die längerfristige Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge in größeren Unterkünften sicherzustellen, prüft die Kreisverwaltung in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden weiterhin Möglichkeiten und ist mit Immobilienbesitzern im Gespräch. Im Blick hat die Kreisverwaltung mehrere Objekte, darunter ehemalige Alten- und Pflegeheime, Hotels und Jugendherbergen.
„Wir werden von den Kommunen bestens unterstützt, die Zusammenarbeit läuft wirklich reibungslos“, lobt der Landrat. Aktuell unterstützen die Städte und Gemeinden die Abteilung Migration des Landkreises außerdem bei der Registrierung der geflüchteten Menschen. Diese können bei den Kommunen einen Kurzantrag auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und den Antrag auf Aufenthaltserlaubnis stellen, der auch die Arbeitserlaubnis umfasst. Dabei können dann schon alle notwendigen Unterlagen wie Pässe übermittelt werden. Ebenfalls vor Ort ausgezahlt werden kann ein Vorschuss auf die beantragten Leistungen in Höhe von 300 Euro pro Person, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen.
Lokales Ankunftszentrum in Winsen geht bald an den Start
In Kürze an den Start gehen wird das lokale Ankunftszentrum (LAZ) in der Stadthalle Winsen, das die Kreisverwaltung gemeinsam mit DRK und Johannitern einrichtet. Ziel ist es, die Aufnahme, Registrierung und Wohnraumvermittlung der über die Landesaufnahmebehörde in den Landkreis kommenden Ukrainerinnen und Ukrainer an einem zentralen Ort vorzunehmen. „Wir sind froh, dass wir in der Stadthalle Winsen eine zentrale Anlaufstelle schaffen können. Ein möglichst reibungsloser Ablauf beschleunigt nicht nur die Bearbeitung der ausländerrechtlichen Formalitäten, sondern ist auch für die ankommenden Menschen sehr wichtig. Je schneller sie nach der Flucht aus ihrer Heimat geordnete Strukturen, ein wenig Ruhe und Sicherheit finden, desto besser“, erklärt Landrat Rainer Rempe.
Im LAZ wird auch ein Bereich eingerichtet, in dem eine medizinische Erstsichtung sowie Impfungen stattfinden können.