Hamburg. Die Unterkunft für Geflüchtete war erst vor wenigen Tagen im ehemaligen Fegro-Großmarkt aufgebaut worden. Was Innensenator Grote sagt.

Vor nicht einmal zwei Wochen wurde über Nacht die Halle des ehemaligen Fegro-Großmarktes in der Schlachthofstraße in Harburg zu einer Erstaufnahme für mehr als 600 geflüchtete Menschen aus der Ukraine umgebaut. Eiligst alarmiert, stellten ehrenamtliche und hauptamtliche Helferinnen von Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz und dem Technischen Hilfswerk innerhalb weniger Stunden 600 Feldbetten auf, errichteten Sanitäranlagen, eine Küche und eine Corona-Teststation. Erste Flüchtlinge zogen ein. Doch genauso schnell, wie die Unterkunft errichtet wurde, ist sie geschlossen worden.

Nach Abendblatt-Informationen kam es in den vergangenen Tagen vermehrt zu Ansteckungen mit dem Coronavirus, einige Bewohner seien zudem am Norovirus erkrankt und es gab auch Fälle von Rotaviren. Lag die Räumung an den Infektionen?

Grote: „Soweit mir bekannt ist, gab es zwei Fälle von Rotaviren in zwei Familien“

Hamburgs Innensenator Andy Grote erklärte am Dienstag, „dass wir die Fegro-Halle nicht mehr belegen.“ Derzeit sei eine Belegung nicht erforderlich. Man konzentriere sich auf andere Standorte. Zudem bestätigte er: „Soweit mir bekannt ist, gab es zwei Fälle von Rotaviren in zwei Familien.“ Diese seien isoliert worden. „Es habe in der Vergangenheit einige wenige Fälle von Corona in der Unterkunft gegeben, die Betroffenen seien sofort isoliert worden. Auch am Norovirus ist eine Familie aus der Unterkunft erkrankt“, bestätigt zudem Julia Offen, stellvertretende Senatssprecherin, auf Anfrage des Abendblattes. Sie betonte aber auch, dass „die Infektionszahlen bei den Geflüchteten gering seien und nicht zur Schließung der Unterkunft geführt hätten.“

Vielmehr würde der Rückgang der Zulaufzahlen an Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine der Stadt eine Atempause ermöglichen. Viele Geflüchtete hätten in andere Bundesländer verteilt werden können oder seien mittlerweile privat untergekommen.

„Wir warten darauf, dass neue Busse kommen“, sagt ein Mitarbeiter

Die Notschlafplätze in der Fegro würden daher einfach nicht mehr gebraucht. „Sie werden aber noch als Reserve beibehalten“, so Offen. Am Dienstag desinfizierten Mitarbeiter hinter den Zäunen und Seecontainern Schränke, Betten und Zwischenwände. Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens sperrten die Zugänge mit Flatterband ab. Dass keine Geflüchteten mehr kommen sollen, davon zeigten sich Mitarbeiter vor Ort überrascht. „Wir warten darauf, dass neue Busse kommen“, sagte ein Mitarbeiter der Security. Am Montag seien alle abgeholt und mit Bussen weggefahren worden.

Währenddessen schufteten Bauarbeiter an der Straße und legten eine neue Abwasserleitung, um das vom THW errichtete Provisorium zu ersetzen. Rotaviren können über verunreinigte Gegenstände wie Armaturen oder Handläufe, über die Hände und in seltenen Fällen über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen werden. Im Wasser überleben sie sogar mehrere Wochen.