Harburg. Die Idee, derzeit unbebaute Grundstücke im Binnenhafen zwischenzeitlich zu bespielen, stößt auf Wohlwollen. Auch bei Investoren.
Der Harburger Binnenhafen mit seinem maritimen Charme zieht Wohnungssuchende und Besucher an. Er bietet viele attraktive Ecken, aber auch wüste, mit Bauzäunen abgegrenzte Brachflächen, die früher oder später bebaut werden sollen. Darüber klagten mehrere Anwohner in zwei sogenannten „Quartiersgesprächen“ vor einer Woche, in denen ihre Meinung zur Entwicklung des Stadtteils gefragt war.
Ihre Idee: Vor allem die zentral gelegenen Grünflächen könnten auf Zeit genutzt werden, etwa für einfache Gastrobuden, kleine kulturelle Veranstaltungen, Gemeinschaftsgärten, Sportangebote.
Warum nicht mal ein Weißes Dinner an der Waterkant
„Das ist auf jeden Fall eine gute Idee“, sagt Antonia Marmon, Leiterin von Harburg Marketing. „Sobald das Bezirksamt mit im Boot ist, sind auch wir gern dabei.“ Harburg Marketing – ein Zusammenschluss des Citymanagements und des Channel Hamburg – organisiert jedes Jahr zahlreiche Veranstaltungen. Einige könnten mal den Standort wechseln, es könne aber auch neue Formate geben, so Marmon. Warum nicht mal ein Weißes Dinner an der Waterkant?
Das Bezirksamt hat die Idee bereits aufgegriffen. Es prüfe „Möglichkeiten von Zwischennutzungen für Freizeit und Kultur auf verschiedenen Brachflächen im Harburger Binnenhafen. Ergebnisse hierzu liegen noch nicht vor“, lautet die Antwort auf eine Abendblatt-Anfrage.
Investoren auf der Schlossinsel-Fläche haben kein Problem mit Zwischennutzung
Ein Areal, das schon bei früheren Binnenhafenfesten bespielt wurde, ist die südlichere von zwei Flächen des Projekts Lightywood auf der Schlossinsel. Sie liegt neben dem Lotseplatz direkt am Lotsekai und wurde vor der Anhandgabe an die Investoren als wilder Parkplatz genutzt. Die Fläche gehört noch der Stadt, doch die Planungen eines H-förmigen Bürohauses in modularer Holzbauweise, eines nördlich gelegenen Parkhauses und eines weiteren Bürogebäudes sind bereits weit gediehen. Dennoch werden die Flächen auch in diesem Sommer ungenutzt sein. „Wir wollen in diesem Jahr planen und im kommenden Jahr bauen“, sagt Achim Nagel, Geschäftsführer von Primus Developments, der zusammen mit Senectus Capital das Projekt entwickelt.
Der Bauherr in spe kann gut damit leben, dass die Baufläche am Kai für Aktionen und Veranstaltungen öffentlich zugänglich wird. „Für uns ist eine Zwischennutzung kein Problem“, sagt Nagel, verweist aber darauf, dass die Liegenschaft noch Eigentum der Stadt sei. Damit fällt es in die Zuständigkeit des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen, kurz LIG. „Wenn ein Veranstalter das Grundstück zwischenzeitlich nutzen will, kommt der LIG auf uns zu. Das ist gerade kürzlich geschehen.“ Näheres wisse er nicht.
Angedacht ist wohl ein maritimes Festival. Allerdings werden in diesem Jahr noch Untersuchungen im Rahmen des Denkmalschutzes durchgeführt, so Nagel. Mit diesen Arbeiten müssten potenzielle Gastspiele abgestimmt werden. Generell sei es aber eine schöne Idee, die Fläche zwischenzeitlich zu nutzen – „gute Aktionen würden wir total unterstützen und dazu auch mal einen Tausender springen lassen“.
Am Kanalplatz werden zunächst Archäologen aktiv
Etwas komplizierter ist die Lage beim verwilderten Eckgrundstück am Kanalplatz/Harburger Schloßstraße. Hier sieht der Rahmenplan für den Binnenhafen mehrgeschossigen Wohnungsbau vor. Doch soweit ist es noch nicht: „Vor Herstellung der Baureife muss aufgrund bekannter Relikte eine archäologische Untersuchung erfolgen“, sagt Claas Ricker, Sprecher der Finanzbehörde, zu der der LIG gehört. „Dazu wurde im vergangenen Jahr ein technischer Projektsteuerer mit der Vorbereitung der archäologischen Grabungsarbeiten beauftragt. Im Laufe des ersten Quartals soll die Ausschreibung der Tiefbauarbeiten erfolgen.“ Deshalb biete sich die Fläche für eine Zwischennutzung nicht an.
Die dritte Brache im Binnenhafen ist Beachclubfans ein Dorn im Auge: die Fläche am Veritaskai zwischen dem Veritasspeicher und dem Abzweig des Östlichen Bahnhofskanals. Hier musste im Oktober 2015 die Veritas Beach zugunsten eines besonderen Bauprojekts der Lorenz Gruppe weichen: das 19 Stockwerke hohe Hotel am Veritaskai. Immer wieder wurde ein Baustart angekündigt – und verschoben. Das bislang letzte Mal im Januar 2020. Damals hieß es: Im Frühjahr geht’s los. Doch stattdessen kam im Frühjahr das Corona-Virus mit den bekannten negativen Folgen, gerade für den Tourismus.
Auch Sascha Franke, Geschäftsführer der Lorenz Gruppe, kann sich vorstellen, dass das Grundstück kurzzeitig anderweitig genutzt wird: „Die Zeitspanne ist wichtig, denn wir können nicht langfristig vorhersagen, wann wir die Fläche brauchen. Eine Nutzung, die sich etwa über den ganzen Sommer erstreckt, wäre ein Problem.“ Ein Stimmungstöter wären allerdings die umfangreichen Bauarbeiten an der Straße Veritaskai. Für die Baufirma Kemna hat Franke bereits einen Teil des Grundstücks zur Zwischennutzung freigegeben. Aber der größte Teil bleibt ungenutzt.