Harburg. Brachfläche am Lotsekai wird bebaut – Räume für Technologiefirmen und Ingenieurbüros – erste Mieter zeigen schon Interesse.

Die Schlossinsel im Harburger Binnenhafen bekommt ein neues Gesicht: Auf der heutigen Brachfläche am Lotsekai, schräg gegenüber vom Kanalplatz, wird ein Bürogebäude in Form eines H entstehen. Das fünfstöckige Gebäude aus Holz wird sich zum Kanal hin öffnen und eine Gastronomie mit Außenplätzen beinhalten. Architekt Achim Nagel vom Projektentwickler Primus developments stellte dieses und zwei weitere, nördlich der Zitadellenstraße gelegene Gebäude am Montagabend dem Stadtentwicklungsausschuss vor.

Investor für Holzbauweise mehrfach ausgezeichnet

Das Projekt „Lightywood“ ist nach dem Frontgebäude am Lotsekai benannt. Die beiden Riegel, die die „Beine“ des H bilden, werden aus einzelnen Holzmodulen gebaut. Für seinen großen Bruder Woodie, ein siebenstöckiges Wohnhaus mit 371 Studenten-Apartments, das in dieser Holzbauweise in Wilhelmsburg errichtet wurde, ist Primus developments mehrfach ausgezeichnet worden. Der Namensteil „Lighty“ steht für die Mieter, die in den Gebäuden arbeiten werden. Nagel: „In Harburg siedelt sich mehr und mehr Leichtindustrie an. Damit meinen wir das Gegenteil von Schwerindustrie: Ingenieurbetriebe, die beispielsweise elektronische Produkte fertigen oder prüfen, die löten und schweißen, aber eher im Laborformat.“

Bezirk entscheidet über den Entwurf

Nagel hat sieben Architekturbüros, die auch im Holzbau versiert sind, aufgefordert, ihre Vorschläge für die weitere Gestaltung der Gebäude einzureichen. „Wir erhoffen uns kreative Gedanken zur Weiterentwicklung der Gebäude, vor allem der Fassaden“, sagt Nagel. Am 27. Mai werden die Büros in einem Video-Kolloquium Rückfragen zu dem Projekt stellen können. Möglichst noch im Juni, vor den Sommerferien, werden dann der Projektentwickler, Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied sowie Vertreter der Stadtentwicklungsbehörde und der Bezirksfraktionen entscheiden, welche Vorschläge mit einem oder mehreren Architektenbüros weiterverfolgt werden.

Offene Bürolandschaft mit Außengastronomie

Die Eckpunkte stehen bereits fest: Im Frontgebäude sollen „offene Bürolandschaften“ entstehen, erläuterte Nagel den Ausschussmitgliedern. Weiterhin ist eine Gastronomie mit Außenterrasse geplant. Zwischen den beiden Stirnflächen der Gebäuderiegel ist ein Aufgang zu einem höher gelegenen Platz angedacht. Für die zweite Reihe sind ein Parkhaus mit rund 250 Stellplätzen und östlich davon ein weiteres Bürogebäude vorgesehen, mit Blick auf die Steganlage des Yachtclubs Hansa Harburg. Dieses Gebäude wird der Schlüsselmieter des Projekts beziehen: das Ingenieurs- und Beratungsunternehmen umlaut mit weltweit rund 4500 Mitarbeitern. Insgesamt werden in dem Projekt „Lightywood“ 10.000 bis 12.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen.

Technologiebüro mit 400 Mitarbeitern als erster Mieter

Allein 6000 Quadratmeter sind für umlaut eingeplant. Das Technobüro hat aktuell seinen Sitz in einem der Channel-Gebäude an der Blohmstraße und ist mit rund 400 Mitarbeitern der größere von zwei Standorten in Hamburg. Es möchte weiter wachsen und freut sich auf ein eigenes Büro- und Versuchswerkstattgebäude. Ein Hauptkunde ist Airbus. Und der ist gerade zusammen mit seinen Zulieferern durch die Corona-Krise ins Straucheln geraten. „Wir haben nachgefragt, ob es bei den 6000 Quadratmetern bleibt“, sagt Nagel. „Umlaut hält an der Planung fest, es habe schon mehrere Krisen mit Airbus durchgemacht.“ Umgekehrt will Primus development die Zusage einhalten, dass die Gebäude Mitte 2022 zur Verfügung stehen werden. Folglich muss nun zügig geplant und gebaut werden.

Auch am Sand geht es mit der Planung weiter

Ein weiteres prominentes Bauprojekt – das geplante Wohn- und Geschäftshaus am westlichen Rand der Marktfläche Sand – wurde im Stadtentwicklungsausschuss behandelt, der durch die Corona-Beschränkungen erstmals seit dem 17. Februar wieder tagte. Mit ausreichendem Abstand im Großen Saal des Rathauses verteilt, leiteten die Ausschussmitglieder das abgeschlossene öffentliche Planverfahren zur Schlussabstimmung an den Hauptausschuss der Bezirksversammlung weiter. Das alte Gebäude, aus dem das Bar-Restaurant Southside zum Jahreswechsel ausgezogen war, soll abgerissen werden und einem Neubau im Backsteinstil weichen. Im südlichen Bereich wird er fünf Stockwerke, an der Ecke Neue Straße/Sand acht Stockwerke hoch werden. In dem Projekt sollen 80 Seniorenwohnungen entstehen. Dazu Gastronomiebetriebe, Einzelhandel sowie Einrichtungen für den Marktbetrieb und öffentliche Toiletten. „Nach den Sommerferien möchten wir anfangen zu bauen“, sagte Edward T. Martens, Vorstand der Investorin AVW.