Hamburgs Bürgermeister zu Besuch im Hit-Technopark. Anwohner sprechen von Dialog auf Augenhöhe. Integrationskonzept trifft auf großes Interesse des SPD-Politikers
Heimfeld. Für die Bostelbeker Siedler war der Besuch von Bürgermeister Olaf Scholz am Mittwochabend ein Akt mit großer Symbolkraft. Nicht nur, dass sich Hamburgs oberster Repräsentant tatsächlich persönlich in der kleinen Siedlung am Radeland blicken ließ, trug ihm großen Respekt ein. Sondern dass er sich auch die Zeit für einen intensiven Austausch nahm. „Nach diesem Treffen sind wir zuversichtlich, dass die Sorgen und Ängste der Anwohner tatsächlich ernst genommen werden. Das ist ein ermutigendes Zeichen für einen wahren Dialog auf Augenhöhe“, sagte Ineke Siemer, Erste Vorsitzende der Bürgerinitiative Bostelbek.
Mit minimaler Verspätung, aber klar innerhalb des Akademischen Viertels, war Scholz kurz nach 17 Uhr am Hauptgebäude des Hit-Technoparks vorgefahren. Dort wurde er von Hausherr Christoph Birkel, Geschäftsführer des Innovationszentrums, und Vertretern der Anwohner herzlich begrüßt. Wohltuend wurde dabei auch zur Kenntnis genommen, dass der Bürgermeister offenbar bewusst auf die üppige Entourage verzichtet hatte, die ihn normalerweise umgibt. Abgesehen von den unverzichtbaren Personenschützern wurde er nur von einem engen Mitarbeiter begleitet.
Anschließend ging es gleich auf einen Dachgarten im modernen Hit-Hauptquartier. Von dort hat man nämlich einen exzellenten Blick auf die idyllische Siedlung. Und die vielfältigen Problemfelder rundherum. Bekanntermaßen ist das beschauliche Wohnquartier von Lärmquellen geradezu umzingelt, wird flankiert von der Bahntrasse Harburg – Cuxhaven, der viel befahrenen Straße Am Radeland, der Autobahn A7 und durchschnitten vom Moorburger Bogen. Über den sich täglich der Schwerlastverkehr wälzt, Richtung Kraftwerk Moorburg und die Industriegebiete entlang der Moorburger Straße.
Dass hier, auf der alten Pferdekoppel mittendrin, nun auch noch eine Unterkunft für mehr als 200 Flüchtlinge entstehen soll, hatte bei vielen Anwohnern für großen Unmut gesorgt. Zumal die Pläne zu lange nicht offen und ehrlich kommuniziert worden sind. Inzwischen hat aber ein massives Umdenken eingesetzt. War am Anfang die „Nulllösung“ einzig denkbare Option, sind sich die Siedler ihrer sozialen Verantwortung angesichts zunehmender Flüchtlingsströme bewusst. Und haben inzwischen sogar ein Konzept entwickelt, wie die Integration der Flüchtlinge aktiv gestaltet werden kann.
So ist in enger Kooperation mit der Unternehmerfamilie Birkel ein soziales Projekt für die Integration von Kindern und Jugendlichen geplant. Überdies soll ein Netzwerk im gesamten Bezirk aufgebaut werden, um gemeinsam mit den zuständigen Institutionen wie fördern & wohnen (f & w) und dem Bezirksamt, sowie Harburger Wirtschaftsunternehmen soziale Verantwortungsbereitschaft zu stärken und aktive Hilfeleistungen einzufordern.
Gut möglich, dass Olaf Scholz auch das honoriert hat, als er sich am Mittwochabend auf den Weg in den tiefsten Hamburger Süden machte. Dort präsentierte er sich jedenfalls offen, zugänglich und dialogbereit. „Es war ein überaus konstruktives, gutes und sehr persönliches Gespräch in sachlicher Atmosphäre“, sagt Ineke Siemer. Der Bürgermeister habe ausdauernd und mit großer Ernsthaftigkeit zugehört. „Natürlich gab es keine verbindlichen Zusagen, aber auch keine kategorischen Absagen“, so Siemer. In jedem Falle habe Scholz aber Rückmeldungen versprochen.
Und auch das passt ins Bild: Bereits am kommenden Mittwoch, am Rande des Richtfests für den Erweiterungsbau in der Wetternstraße, will Bezirksamtsleiter Thomas Völsch mit Vertretern von f & w einen zeitnahen Termin für die zweite Auflage des Runden Tisches zur Zentralen Erstaufnahme fixieren, diesmal aber mit Anwohnervertretern.