Die dem Abendblatt vorliegenden Antworten zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Bostelbek lassen keinen anderen Schluss zu: Führende Vertreter des Bezirksamts Harburg wussten schon Wochen vor der Baumfällaktion Am Radeland, dass dieses Areal von der Hamburger Sozialbehörde BASFI als nächster Standort für eine Pavillonanlage für Asylbewerber auserkoren worden ist.
Warum nicht spätestens mit der Erteilung der Fällgenehmigung der dringend notwendige Prozess der Bürgerbeteiligung in Gang gesetzt wurde, bleibt das Geheimnis des Bezirksamtsleiters und seines Stabs. In diesem Zusammenhang erscheint auch der Aufschrei der SPD-Mehrheitsfraktion als unglaubwürdig. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Sozialdemokraten im Bezirksamt nicht einmal mit den Genossen aus der Kommunalpolitik über das Votum der BASFI gesprochen haben.
Mit der Axt Tatsachen zu schaffen, ohne zuvor ein Wort der Erklärung über die Gründe zu verlieren, ist solch einem sensiblen Thema wie der sozialverträglichen Unterbringung von hilfebedürftigen Menschen nicht angemessen. Mit der viel zu späten Infoveranstaltung am kommenden Dienstag wird die Verwaltung den bereits jetzt entstandenen Schaden nicht mehr gutmachen können. Dass CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer von einer „völlig überflüssigen Show-Veranstaltung“ spricht, ist nur allzu verständlich.