Hamburg. SPD, CDU, FDP und Volt kritisieren Pläne für neues Hamburger Quartier. So sei das Verkehrskonzept unausgereift. Wie die Grünen kontern.
Nach dem Parteien-Scharmützel um einen rechtssicheren Café-Betrieb im Stavenhagenhaus torpedieren SPD, CDU, FDP und Volt, die in Hamburg-Nord über eine Koalition verhandeln, nun ein weiteres von den Grünen vorangetriebenes Projekt: Die Bebauung des Diekmoors in Langenhorn mit 700 Wohnungen könne mit dem kürzlich vom Bezirksamt präsentierten Siegerentwurf nicht umgesetzt werden, schreiben sie in einer aktuellen Mitteilung.
Dafür führen sie als Gründe überdimensionierte Gewerbeflächen in den Erdgeschossen an, die keinen Bezug auf die Bedarfe der Menschen in dem Quartier nähmen, ein unausgereiftes Park- und Verkehrskonzept und eine zu weitreichende Versiegelung. Zudem sei in den Entwürfen nicht erkennbar, was das bei Naturschützern umstrittene Projekt in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten wolle.
Langenhorn: Entwürfe für neues Hamburger Quartier erfüllen Bedingungen nicht
In der jetzigen Form könnten die Entwürfe daher keine Grundlage für das notwendige Bebauungsplanverfahren sein, so die Bezirksfraktionen. „Wir setzen uns beim Diekmoor für neue bezahlbare Wohnungen in allen drei Förderwegen des sozialen Wohnungsbaus, bei größtmöglicher Beachtung der vorhandenen Kleingärten und der schützenswerten Natur ein. Leider erfüllen die vorgestellten Wettbewerbsentwürfe diese Bedingungen nicht“, fasst die SPD-Fraktionsvorsitzende Tina Winter zusammen.
Die Wettbewerbsentwürfe seien für eine Bebauung im Diekmoor deutlich überdimensioniert und würden zu viele ökologisch wertvolle Flächen versiegeln, ergänzt FDP-Chef Claus-Joachim Dickow. „Eine geänderte Planung muss mit deutlich weniger Fläche auskommen und das regelmäßig überschwemmte Kleingartengebiet ausnehmen.“
Diekmoor-Bebauung: Durch Quartier soll Stadtteil zusammenwachsen
Zudem müsse das Quartier Diekmoor dazu beitragen, dass Langenhorn zusammenwächst, betont Martin Fischer, Vorsitzender der CDU Hamburg-Nord. „Das könnte beispielsweise ein Bürgerhaus sein – also ein Ort, der den sozialen Zusammenhalt fördert und den Stadtteil stärkt.“ Doch auch der Erhalt der Überschwemmungsflächen und eine „durchdachte Lösung“ für den Umgang mit Regenwasser seien wichtig, um die nachhaltige Entwicklung des Gebiets sicherzustellen.
Auch Jan David Talleur von Volt spart nicht mit Kritik. „Der Vorbildcharakter des geplanten Quartiers hinsichtlich Klimaanpassung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit erschließt sich für uns aus den Entwürfen nicht.“ Zumindest auf den ersten Blick sei ein Ausgleich zwischen Flächenverbrauch, Wohnungsbau und Eingriffen in den Naherholungsbereich im Stadtteil mit den vorgelegten Wettbewerbsentwürfen noch nicht umgesetzt worden.
Langenhorn: Grüne sprechen von „billigen Populismus“ und Verantwortungslosigkeit
Die künftige Regierungskoalition betont: Es sei wichtig, eine Lösung zu finden, die bezahlbaren Wohnungsneubau ermögliche, die Interessen der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sowie des gesamten Stadtteils berücksichtige und gleichzeitig den Charakter des Diekmoors erhielte. „Hier besteht erheblicher Überarbeitungs- und Verbesserungsbedarf, den es bei den nächsten Schritten zwingend zu berücksichtigen und umzusetzen gilt“, fordern die vier Fraktionen.
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Timo Kranz, Fraktionsvorsitzender der Grünen, ärgert sich über die Kritik. „Was da zutage tritt, ist billiger Populismus.“ Der Entwurf zeichne sich durch „eine ausgewogene Mischung aus Gebäudetypen und -höhen aus, die sich gut ins Umfeld einpassen – bei gleichzeitiger Schonung des wertvollen Freiraums im Gebiet.“ Auch auf die Frage der Entwässerung und des Umgangs mit Starkregen biete er passende Antworten – so, wie im Wettbewerbs gefordert.
Die „Haltung der geplanten Stillstandskoalition“ schockiere ihn. „inge wie der kritisierte Umfang der Bebauung sind schon in der Rahmenplanung, aber auch bei der Auslobung des Wettbewerbs festgelegt worden – ohne Protest der Parteien, die im Stadtentwicklungsausschuss dabei waren oder in den Planungsgremien mitgewirkt haben.“ Sich jetzt gegen die damals zur Kenntnis genommenen Pläne zu stellen, sei verantwortungslos beim Umgang mit Steuergeld und Planungsressourcen.