Hamburg. Eine unkontrollierte Fettvermehrung betrifft jede zehnte Frau. Hamburger Chefarzt erklärt, warum Schönheits-OPs nicht helfen.

Plötzlich mehr Fett an Bauch, Beinen, Po. Liegt es an schlechter Ernährung und zu wenig Sport? Nicht unbedingt. Ursache dieser unkontrollierten Fettvermehrung kann ein sogenanntes Lipödem sein, erklärt Dr. Jörg Elsner, der als Chefarzt für Plastisch-Ästhetische, Rekonstruktive und Handchirurgie an gleich drei Hamburger Asklepios Kliniken tätig ist, in St. Georg, Barmbek und Harburg.

Diese Erkrankung betreffe ausschließlich Frauen, schon jede Zehnte leide an dieser unkontrollierten Zunahme, sagt der Hamburger Experte: „Es geht mit leichten Reiterhosen los, wie es im Volksmund gern heißt. Dann entsteht immer mehr überschüssiges Fettgewebe, sodass die Frauen im Endstadium unter einer massiven Umfangsvermehrung mit überhängenden Hautlappen leiden.“ Betroffen seien bei dieser Erkrankung Beine und Arme, primär Oberschenkel und Oberarme.

Hamburger Chefarzt klärt auf: Was das Lipödem von „normalem“ Übergewicht unterscheidet

Die Ästhetik sei ein wichtiger Faktor, vor allem für die betroffenen Frauen, aber das Lipödem verursache auch Beschwerden. „Typisch sind Druckschmerzen, sobald man die entsprechenden Stellen berührt. Dieses Symptom unterscheidet das Lipödem auch von normalem Übergewicht. Zudem treten unangenehme Spannungsgefühle auf, die im Laufe des Tages schlimmer werden und sich auch durch Hochlagern nicht verbessern“, sagt der Chefarzt.

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Fett an Bauch, Beinen, Po – was ist die Ursache?

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Doch was ist die Ursache dieser „Frauenkrankheit“: „Ganz genau ist es nicht geklärt, aber es werden hormonelle Einflüsse vermutet. So entstehe die Erkrankung erst nach der Pubertät, manchmal nach Schwangerschaften oder den Wechseljahren.“ Am häufigsten trete das Lipödem zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Die Erkrankung könne jede Frau treffen, auch sportliche und jene, die stets auf ihre Gesundheit und Ernährung geachtet hätten. „Eine genetische Veranlagung spielt sicherlich auch eine Rolle.“

Lipödem: Schönheitsoperation ist bei Lipödem nicht der richtige Weg

Leider dauere es oft Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt werde. „Viele Frauen sind irgendwann so genervt, dass sie eine Schönheitsoperation bezahlen“, sagt der Chefarzt. Doch die heile die lebenslange Erkrankung nicht. Und: „Dann übernimmt auch die Krankenkasse die Behandlung nicht. Wer einmal Richtung Schönheits-OP abgebogen ist, gibt im Prinzip zu, dass es sich um ein rein kosmetisches Problem handele.“ Dies sei aber ja falsch.

Umso wichtiger sei es, einen Facharzt in einem zertifizierten Zentrum, wie an der Asklepios Klinik St. Georg oder am Asklepios Klinikum Harburg, aufzusuchen. „Dort behandeln wir jede Woche mehrere Patientinnen aus ganz Norddeutschland.“

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Doch wie läuft die Therapie? Wenn eine „konservative“ Therapie, also eine sogenannte Entstauungstherapie bei entsprechend ausgebildeten Physiotherapeuten (die übrigens ein Leben lang durchgeführt werden muss) und das „konsequente Tragen“ von Kompressionswäsche nach sechs Monaten noch gar keine Linderung gebracht hat, sollte man über einen Eingriff nachdenken. „Vereinfacht gesagt: Mit einer sogenannten Liposuktion löst man Fettzellen aus ihrem Verbund. Wie bei einer klassischen Fettabsaugung, nur umfangreicher.“ Risiken gebe es wie bei jeder Operation.

Lipödem ist „lebenslange Frauenerkrankung“ – was der Hamburger Arzt rät

Mit einer einzigen Sitzung sei es jedoch nicht getan. „Es ist eine lebenslange Erkrankung, manche Betroffene brauchen vielleicht bis zu zehn dieser Sitzungen“, sagt der Experte. Auch Kompressionswäsche müssten Betroffene bis ans Lebensende tragen. „Diese Erkrankung schränkt die Lebensqualität enorm ein. Ich kann nur zu einer frühzeitigen Abklärung und Behandlung raten“, sagt der Chefarzt.