Hamburg. Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ erklärt ein Hamburger Chefarzt, warum man nichts falsch machen kann bei der Reanimation.

Ein Freund bricht beim Joggen plötzlich zusammen, eine Kollegin kollabiert leblos am Schreibtisch. Was tun? Viele sind gehemmt, weil der letzte Erste-Hilfe-Kursus schon Jahre zurückliegt. „Helfen Sie trotzdem einfach“, appelliert Professor Dr. Alexander Ghanem, Herzspezialist aus Hamburg. „Sie können gar nichts falsch machen: Der Mensch, der in diesem Moment ihre Hilfe benötigt, ist bewusstlos, ist möglicherweise klinisch tot. Nur durch Sie hat er eine Chance.“

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Reanimation: „Man kann nichts falsch machen, der Patient ist klinisch tot“

Die digitale Sprechstunde - der Gesundheits-Podcast mit Asklepios

Anlässlich der aktuell laufenden bundesweiten „Woche der Wiederbelebung“, in der Asklepios und das Hamburger Abendblatt bereits zum zehnten Mal Hamburger Heldinnen und Helden mit dem „Lebensretterpreis“ auszeichnen, betont Professor Ghanem, Chefarzt für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg, wie wichtig es ist, dass Laien beherzt und zügig eingreifen: „Die Patienten profitieren wirklich von jeder Minute. Selbst wenn Sie nur drei Minuten mit der Herzdruckmassage warten, ist es schon nur noch halb so wahrscheinlich, dass der Patient überlebt.“

Prof. Alexander Ghanem
Prof. Dr. Alexander Ghanem ist Chefarzt für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin an der Hamburger Asklepios Klinik Nord – Heidberg. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

Krankenhaus Hamburg: Zuerst die 112 rufen, betont der Herzspezialist

Doch das ist selbstverständlich eine große Verantwortung. „Deshalb rufen Sie auch bitte zunächst die 112. Dort sind Kollegen in der Leitung, die Sie durch den Prozess der Wiederbelebung führen“, sagt der Chefarzt. Auch Defibrillatoren, wie sie mittlerweile an Flughäfen, Bahnhöfen und in einigen Fitnessstudios hängen, seien hilfreich: „Die neue Generation dieser Defibrillatoren spricht mit einem. Sobald man die Packung aufreißt, wird man angeleitet.“ Denn bis zu acht Minuten dauert es in Hamburg im Schnitt, ehe der Notarzt vor Ort ist.

Eine erfolgreiche Wiederbelebung sei immer „ein Dreisprung“, sagt der dreifache Familienvater: „Erst Reanimation durch Laien, dann übernehmen die Profis, danach geht es in eine Klinik. Im Einzelfall gehört der Patient in ein Zentrum, in dem er an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen wird. Sie wirkt wie eine Brücke zurück ins Leben.“ Denn das Herz sei nach dem Zusammenbruch wie in einer „Schockstarre“, müsse erst langsam wieder aufwachen, um wie gewohnt zu schlagen.

Krankenhaus Hamburg: Der dänische Fußballstar Christian Eriksen ist ein positives Beispiel

Auch wenn immer noch drei von vier Patienten in Deutschland trotz Reanimation nicht überlebten, so gebe es positive Beispiele. Wie das des dänischen Fußballnationalspielers Christian Eriksen, der 2021 auf dem Platz zusammenbrach und wiederbelebt werden musste. „Jetzt hat er bei der EM im Sommer ein Tor geschossen, und für mich als Kardiologe war es das schönste und emotionalste Tor des Turniers“, sagt Professor Dr. Alexander Ghanem.

Wichtig sei es, Erste-Hilfe-Kurse noch häufiger anzubieten, zum Beispiel auch flächendeckend in Schulen. „Da können wir von anderen Ländern noch lernen, Skandinavien ist da zum Beispiel viel weiter.“

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