Hamburg. Im Juni hatte ein Unwetter Teile von Hamburg überschwemmt, auch das Yogastudio von Dirk Bennewitz stand unter Wasser.
Es war der 27. Juni 2024, das weiß Dirk Bennewitz noch ganz genau. An dem Nachmittag zog ein Unwetter über Hamburg mit einem derart heftigen Starkregen, dass sein Yogastudio am Mühlenkamp in Winterhude überschwemmt und zerstört wurde. Die Instandsetzungsarbeiten dauern an. So wie Dirk Bennewitz könnte es in Zukunft auch andere Hamburger treffen, wenn sich solche Wetterphänomene häufen.
Gegen 17 Uhr an dem Junitag hatte der 55-Jährige noch einige Vorbereitungen getroffen, weil er Kunden im Yogastudio erwartete. Dass weniger kommen würden als sonst, war ihm schnell klar, als es anfing zu regnen. „Bei Regen bleiben immer welche lieber zu Hause“, sagt er. Es kam dann aber niemand mehr, weil Hamburg im Wasser versank. Von einem „Jahrtausendregen“ war in der Hansestadt die Rede. Der gesamte Mühlenkamp in Winterhude hatte sich binnen Minuten in einen Fluss verwandelt, Autos waren in den Wassermassen stecken geblieben.
Starkregen in Hamburg-Winterhude: „Die Wassermassen schossen mir entgegen, als ich die Tür öffnete“
900-mal war die Feuerwehr Hamburg ausgerückt, nicht aber zu Dirk Bennewitz, der allein versuchte, irgendwie sein Yogastudio im Hinterhof am Mühlenkampkanal vor den eindringenden Wassermassen zu schützen. „Der Notruf war überlastet, es lief ein Band, dass derzeit keine Anrufe entgegengenommen werden können“, berichtet Bennewitz.
Das Wasser floss vom Innenhof, wo sich eine riesige Pfütze gebildet hatte, in das 234 Quadratmeter große Yogastudio, das sich auf Kellerniveau befindet. „Das Wasser aber kam von oben, es drang durch die Tür, die Wassermassen schossen mir entgegen, als ich die Tür nach draußen öffnete“, erzählt Dirk Bennewitz. Das Nass kam durch sämtliche Ritzen. „Ich war nicht in Panik, aber dramatisch war das schon.“
An dem Nachmittag schnappte er sich Tücher, legte sie vor die Türen, brachte die wertvollen Meditationsstühle in Sicherheit und versuchte, alles vom Boden schnell in die Regale zu legen. Sein Kampf gegen das Wasser war hoffnungslos. „Es schoss aus den Regenrinnen hoch wie eine Fontäne.“
Innerhalb von 15 Minuten stand das Studio unter Wasser. „Das war kurz und heftig“, erzählt Bennewitz. Mit einem kleinen Fegeblech schippte er das eindringende Wasser in einen Eimer. Es war nichts anderes greifbar. „60 Zehn-Liter-Eimer habe ich gefüllt.“ Bis in den Abend hinein regnete es weiter, zwar nicht mehr so stark, aber andauernd. „Es begann zu stinken, überall war schwarzer Schlamm.“
Überflutung im Yogastudio: Vier Trocknungsgeräte dröhnen seit Juni 24 Stunden jeden Tag
Seit dem 28. Juni, einen Tag nach dem verheerenden Regen, stehen vier Trocknungsgeräte und Lüfter in den Räumen, um die Feuchtigkeit aus dem Boden und den Wänden zu ziehen. Sie rattern 24 Stunden lang an sieben Tagen die Woche. Mit Erfolg. Es wird langsam besser. Ein schwacher Trost, schließlich hat das Unwetter Schäden in Höhe eines fünfstelligen Betrages verursacht.
Sein Yogastudio ist seit Ende Juni nicht mehr zu gebrauchen.. Es gibt noch einiges zu tun: Der alte Bodenbelag muss herausgerissen, neuer verlegt werden. Immerhin zahlen die Versicherungen.
Zum Herbst hin, hofft Dirk Bennewitz, das Power Yoga Institute in Winterhude wieder eröffnen zu können. Er betreibt ein weiteres Studio an der Ludwigstraße in der Schanze.. „Was aber ist beim nächsten Starkregen?“, fragt er sich nun. Immerhin: Über die Starkregenkarte der Stadt Hamburg kann sich Dirk Bennewitz wie alle anderen Hamburger auch informieren, wie gefährdet die eigene Straße ist, um das Hab und Gut zu schützen.
Wetter Hamburg: Starkregenkarte simuliert treffsicher Auswirkungen von Regengüssen
Ingo Hannemann, Geschäftsführer von Hamburg Wasser erklärt: „Die Starkregengefahrenkarte simuliert die Auswirkungen verschieden starker Regengüsse und berücksichtigt dabei die Geländeform, Oberflächenabflüsse, die Versickerungsfähigkeit des Bodens sowie die Kapazitäten des Hamburger Sielnetzes und weiterer Entwässerungssysteme.“ Und: Die Modelle stimmen laut Sprecher von Hamburg Wasser tatsächlich mit den Simulationen überein und sind recht treffsicher.
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Dirk Bennewitz hat sich bereits Säcke aus dem Baumarkt angeschafft, die er mit Sand gefüllt hat. Viel ausrichten werden diese wohl nicht, glaubt er. Stimmt. Denn laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung eigenen sich Maßnahmen wie Balkensysteme und Sandsäcke nur eingeschränkt und setzen voraus, dass zum entsprechenden Zeitpunkt auch jemand da ist, der sie aufbauen kann.
Experten von Hamburg Wasser geben Tipps, wie man sich im Fall eines Starkregenereignisses richtig verhält. Am wichtigsten ist es, sich selbst nicht in Gefahr zu begeben und Ruhe zu bewahren.